Das Formel-1-Qualifying in Ungarn schrieb für Williams zwei Geschichten, die unterschiedlicher nicht hätten sein können. George Russell brillierte im Zeittraining mit Platz 16 und wurde für seine Runde im Q1 von den Zuschauern gefeiert. Robert Kubica kassierte dafür, oder vielleicht gerade deshalb, die bis dato größte Niederlage seiner Comeback-Saison. Dem Polen gingen schlichtweg die Antworten auf die eigenen Probleme aus.

"Ich habe mit dem Grip gekämpft und für den letzten Run ein paar Dinge ausprobiert. Es war einfach eine Verzweiflungstat", sagt Kubica zu Motorsport-Magazin.com, dass er bei seinem letzten Schuss im Q1 alles auf eine Karte setzte - und das, obwohl er darin selbst keine Aussicht auf Erfolg sah.

"Ich war mir ziemlich sicher, dass es nicht funktionieren würde. Aber der Rückstand war sowieso schon so groß. Es hat zwar überhaupt nicht geklappt, aber selbst wenn ich alles so gelassen hätte, wie es war, wäre ich immer noch ziemlich weit weg gewesen", gibt er zu. Am Ende des Qualifyings fehlten ihm 1,3 Sekunden auf den Teamkollegen.

Kubica relativiert Rückstand: Spielt bei der Größenordnung keine Rolle mehr

Es war die zwölfte teaminterne Niederlage am zwölften Rennwochenende, doch so enorm war der Unterschied zwischen den Williams-Teamkollegen bis dato noch nie. Eher im Gegenteil. Vor einer Woche verlor Kubica in Hockenheim gerade einmal eine Zehntel auf Russell. Doch Williams' erster David gegen Goliath-Moment des Jahres war für Kubica eine einzige Demütigung.

"Am Ende ist es egal, ob 1,3 Sekunden oder sechs Zehntel fehlen. Selbst wenn du den Rückstand halbierst, ist er immer noch beträchtlich", versucht Kubica den Rückstand etwas zu relativieren. Russell erklärte seine Performance mit einem großen Schritt beim Reifenmanagement. Der Rookie hatte erstmals das Gefühl, wirklich das Maximum aus dem Pirelli-Pneu geholt zu haben.

Etwas, das Kubica offenbar weiterhin fehlt. Im Gegensatz zu Russell, der in GP3 und Formel 2 bereits mit Pirelli-Reifen fuhr, fehlen ihm allerdings auch die Erfahrungswerte mit den Produkten der Italiener. Ein Grund für seine Probleme? "Das ist möglich. Sie zu verstehen ist nicht einfach", sagt Williams-Chefingenieur Dave Robson gegenüber Motorsport-Magazin.com.

Kubica und Russell mit identischen Setups

Am Setup soll es laut Kubica jedenfalls nicht liegen. "Es gibt keinen Stabilisator oder die paar Millimeter Bodenfreiheit, die dir eine Sekunde geben", ist er sich der fahrerischen Komponente bewusst. Abgesehen davon nutzen er und Russell ähnliche Fahrzeugeinstellungen: "Eigentlich sind unsere Autos was das Setup angeht sehr ähnlich."

Trotzdem versuchte er, seine Reifenprobleme mit der von ihm angesprochenen Verzweiflungstat zu beheben: "Ich bin einfach über beide Achsen gerutscht. Ich wusste, dass mir vor dem Qualifying insgesamt der Grip fehlt, also haben wir einfach versucht, dieses Problem zu beheben. Aber am Ende haben wir den Grip nur von einer auf die andere Achse verschoben und insgesamt blieb er den ganzen Tag über schlecht."

Kubicas: Schlechtes Gefühl, schlechte Rundenzeit

Bereits das gesamte Jahr über klagt Kubica über Balance-Probleme, während Russell seit dem Auftakt von einem gutmütig zu fahrenden Auto spricht. "Er ist ziemlich glücklich, und das siehst du an den Rundenzeiten", so Kubica, dessen Rundenzeiten demzufolge nur das Gegenteil aussagen können.

"Wenn 1,3 Sekunden dazwischen liegen, kannst du nicht dieselben Dinge spüren. Das ist so, als ob du ein 3-Sterne-Menü isst, und dann das, was ich gekocht habe. Ich bin kein guter Koch und du wirst nicht dasselbe empfinden. Das ist normal. wenn du ein anderes Gefühl hast, ist es auch eine andere Pace und du kommst zu anderen Rückschlüssen."