Lewis Hamilton hat beim Formel-1-Rennen in Kanada seinen fünften Saisonsieg gefeiert. Der Mercedes-Pilot erbte den 78. Triumph seiner Karriere durch eine Strafe für Sebastian Vettel. Der Ferrari-Star überquerte die Ziellinie zwar als Erster, landete nach einer Zeitstrafe aber nur auf dem zweiten Platz. Charles Leclerc wurde Dritter.

Der aus der Pole Position gestartete Vettel hatte das Rennen vom Start weg kontrolliert. Hamilton hielt sich zunächst zurück und begann ab Halbzeit der Renndistanz von 70 Runden den Ferrari-Piloten unter Druck zu setzen. In der 48. Runde leistete sich Vettel in Kurve drei den verhängnisvollen Fehler.

Nach einem Quersteher musste Vettel durch die Wiese. Bei seiner Rückkehr auf die Rennstrecke schnitt er Hamilton ab, der seinerseits versucht hatte die Situation zu nutzen und sich außen am Konkurrenten vorbeizupressen. Die Stewards sprachen eine 5-Sekunden-Zeitstrafe gegen Vettel aus. Dem Heppenheimer gelang es in der Schlussphase nicht, einen entsprechenden Vorsprung auf Hamilton herauszufahren.

Vettel überquerte die Ziellinie eine knappe Sekunde vor Hamilton. Leclerc kam über fünf Sekunden hinter seinem Stallgefährten ins Ziel und profitierte damit nicht von dessen Strafe. Hinter den Top-3 landeten Valtteri Bottas und Max Verstappen.

Die Punkteränge: Der Sieg im Mittelfeld ging auf dem Circuit Gilles-Villeneuve an Renault. Daniel Ricciardo und Nico Hülkenberg belegten die Ränge sechs und sieben. Die Top-10 komplettierten Pierre Gasly, Lance Stroll und Daniil Kvyat.

Schnellste Runde: Der Bonuspunkt für die schnellste Rennrunde ging zum zweiten Mal in der Saison an Valtteri Bottas. Der Finne stoppte kurz vor Schluss für einen frischen Satz der Soft-Reifenmischung.

Formel 1, WM-Stand 2019: Hamilton droht zu entwischen

Der WM-Stand: Der fünfte Sieg in diesem Jahr bei gleichzeitigem Tiefpunkt in der Formkurve von Bottas verschafft Hamilton einen komfortablen Vorsprung. Nach 7 von 21 Rennen liegt der Titelverteidiger 29 Punkte vor seinem Teamkollegen. Vettel ist mit 100 Zählern Dritter. Verstappen und Leclerc folgen auf den Plätzen vier und fünf. Das Mittelfeld führt mit 18 Zählern weiter Sainz an, dessen erster Verfolger nun Ricciardo ist.

In der Konstrukteurswertung war Mercedes vor Montreal längst enteilt. In Kanada nahmen die Weltmeister Ferrari fünf weitere Punkte ab und stehen nun bei 295 Zählern. Die Scuderia vergrößerte dafür den Abstand auf Red Bull um 19 Punkte. Der Big Point durch Ricciardo und Hülkenberg sorgt im Mittelfeld dafür, dass Renault von der achten auf die fünfte Position vorrückt. Auf Kunde McLaren fehlen nur noch zwei Zähler.

Das Wetter: Die Vorhersage der Meteorologen bewahrheitete sich am Sonntag mit noch heißeren Temperaturen als an den ersten beiden Veranstaltungstagen. Mit 29 Grad Celsius war die Außentemperatur rund fünf Grad wärmer als im Qualifying. Der Asphalt war mit 51 Grad Celsius ebenfalls fünf Grad wärmer als in den vorherigen Sessions.

Vettel gewinnt Start gegen Hamilton

Die Startphase: Vettel erwischte den besten Start und verteidigte seine Führung problemlos gegen Hamilton. Leclerc setzte sich bei der Anfahrt auf die erste Kurve innen neben den Mercedes, kam jedoch nicht vorbei. Dahinter verteidigte Ricciardo erfolgreich die vierte Position vor Gasly. Hülkenberg schnappte sich Bottas und übernahm die sechste Position.

Kleinholz gab es im Mittelfeld. Albon wurde von Giovinazzi und Perez in die Mangel genommen und verlor seinen Frontflügel. Grosjean musste der Kollision ausweichen und kürzte die erste Kurvenkombination ab. Ein Wrackteil des Toro Rossos verfing sich außerdem in seinem Halo. Grosjean entfernte es kurzerhand selbst. Albon kam am Ende der ersten Runde für einen Reparaturstopp an die Box. Seine Unfallgegner kamen ungeschoren davon.

Vettel kontrolliert die Spitze, Renault mischt vorne mit

Der frühe Rennverlauf: Vettel ließ an der Spitze nichts anbrennen und fuhr sofort eine Lücke von über anderthalb Sekunden heraus. Leclerc musste bereits über zwei Sekunden abreißen lassen. Riccardo hielt sich auf dem Soft-Reifen erstaunlich wacker hinter der Spitze. Verstappen hingegen hatte Probleme vom neunten Startplatz nach vorne zu kommen.

Auf der harten Reifenmischung biss sich der Niederländer die Zähne an Norris aus. Erst nach einigen Runden fand Verstappen einen Weg vorbei, lag zu diesem Zeitpunkt aber bereits 13 Sekunden hinter der Spitze. Der Positionsverlust sollte sich für Norris wenig später als ein geringes Übel erweisen. Der Rookie schlug in Kurve acht an der Mauer an und zerstörte sich die rechte Hinterradaufhängung. Eine halbe Runde später musste er seinen McLaren abstellen.

Die ersten Boxenstopps: Angesichts der reifenmordenden Bedingungen ließen die ersten Boxenstopps nicht lange auf sich warten. Sainz kam bereits in der ersten Runde zum Wechsel auf den Hard-Compound an die Box. Kurze Zeit später entschieden sich auch die ersten Piloten aus den Top-10 für einen Reifenwechsel. Gasly stoppte in Runde acht, Ricciardo kam einen Umlauf später zum Service. Beide entschieden sich für die härteste Reifenmischung. Kvyat, Perez, Räikkönen und beide Williams stoppten ebenfalls innerhalb der ersten zehn Runden.

Verstappen verzweifelt an Bottas

An der Spitze waren die Abstände nach 15 Runden weiterhin stabil. Vettel führte zweieinhalb Sekunden vor Hamilton, der keine Anstalten machte den Führenden zu attackieren. Weitere vier Sekunden dahinter lag Leclerc in Lauerstellung. Durch die Boxenstopps der Konkurrenz lag Hülkenberg zu diesem Zeitpunkt vor Bottas und Verstappen auf der vierten Position.

Einen Umlauf später kam der Hülkenberg für den Wechsel auf den harten Reifen zum Service. Der Renault-Pilot kam als Siebter drei Sekunden hinter Teamkollege Ricciardo zurück auf die Strecke. An der Spitze lagen mit Vettel, Hamilton, Leclerc und Bottas damit die noch übrig gebliebenen Piloten mit dem Medium-Startreifen. Letzter stand unter massivem Druck von Verstappen.

Leclerc erhöhte um Runde 20 die Schlagzahl und verkürzte den Rückstand auf Hamilton bis auf zweieinhalb Sekunden. Der Mercedes-Pilot reagierte und fuhr seinerseits auf anderthalb Sekunden an Vettel heran. Verstappen stellte seine Attacken auf Bottas zunächst wieder ein. Ohne Aussicht auf ein erfolgreiches Manöver schien Reifenmanagement in diesem Moment beim Red-Bull-Mann die Priorität zu sein.

Mercedes-Overcut gegen Ferrari bleibt ohne Erfolg

Die Boxenstopps der Spitze: Vettel kam in der 26. Runde zum Service. Der Wechsel von Medium auf Hard wurde in 2,7 Sekunden vollzogen. Der Ferrari-Pilot kam als Dritter vor Bottas zurück auf die Strecke. Hamilton übernahm die Führung, doch die Chancen auf einen Overcut waren angesichts der sofort deutlich schnelleren Zeiten von Vettel nicht existent.

Zwei Runden später kam der Weltmeister zum Wechsel auf die harten Reifen an die Box. Hamilton reihte sich fünf Sekunden hinter Vettel und gerade so vor Bottas wieder ein. In der 30. Runde absolvierte Bottas seinen Service. Der Finne fiel hinter Ricciardo auf die sechste Position zurück.

Leclerc bekam von Ferrari die Anweisung, seinen Stint noch weiter auszudehnen. In Runde 33 war auch der Monegasse für den Wechsel auf Hard fällig. Mit 2,4 Sekunden war die Ferrari-Crew etwas schneller als bei Vettels Stopp. Dennoch fiel Leclerc auf die vierte Position hinter Verstappen zurück.

Vettel patzt und drängt Hamilton ab

Der weitere Rennverlauf: Leclerc schaute sich das Heck des Red Bulls nicht besonders lange an. In der 35. Runde ging er an Verstappen vorbei. Mehr Mühe hatte Bottas mit Ricciardo. Der Honey Badger verteidigte sich mit Händen und Füßen gegen den Mercedes. Erst in der 39. Runde fand Bottas ein Rezept gegen den widerspenstigen Ricciardo.

Hamilton begann einen Umlauf später mit der Attacke auf Hamilton. In Runde 41. war der Mercedes-Pilot erstmals im DRS-Fenster des Führenden. Ein heftiger Verbremser warf ihn zunächst wieder zurück, doch Hamilton biss sich kurz darauf wieder am Ferrari fest. Leclerc lag als Dritter 13 Sekunden dahinter. Verstappen und Bottas folgen jeweils in einem Abstand von zehn Sekunden.

In der 48. Runde sorgte Vettel für eine Schrecksekunde. Beim Einlenken in Kurve drei verlor er das Heck und musste durch die Wiese. Hamilton witterte seine Chance, sich außen am strauchelnden Rivalen vorbeizudrücken. Doch Vettel schmiss die Tür bei seiner Rückkehr auf den Asphalt rigoros zu. Die Rennleitung leitete eine Untersuchung der Szene ein.

Einen Umlauf später kam Verstappen zum Wechsel von Hard auf Medium an die Box. Der Niederländer kam hinter dem Renault-Duo als Siebter zurück auf die Strecke. Zwei Runden später kassierte er Hülkenberg. Kurz darauf musste auch Ricciardo seine Position an Verstappen abgeben.

Stewards sprechen 5-Sekunden-Zeitstrafe gegen Vettel aus

An der Spitze machte Hamilton weiter Druck auf Vettel. Der Kampf um den Sieg wurde kurz darauf jedoch am grünen Tisch entschieden. Die Stewards sprachen eine Zeitstrafe von fünf Sekunden gegen Vettel auf. Der Führende beschwerte sich im Funk lautstark über die Entscheidung der Offiziellen.

Den für den Sieg notwendigen Vorsprung von über fünf Sekunden konnte Vettel in der Schlussphase nicht mehr herausfahren. Hamilton blieb auf einer Sekunde am Ferrari dran, fuhr sogar bis ins DRS-Fenster vor. Auf eine ohnehin nicht notwendige Attacke verzichtete der Brite jedoch.

Hamilton wurde nach der Zieldurchfahrt der Sieg zugesprochen. Vettel blieb Zweiter, nachdem Leclerc in der Schlussrunde noch einmal Druck gemacht und auf fünf Sekunden herangefahren war. Die Siegerehrung verzögerte sich, nachdem Vettel zunächst seinem Ärger Luft machte.

Die Top-Facts des Rennens

  • Hamilton holt fünften Saisonsieg
  • Vettel verliert Platz eins durch Strafe und ist außer sich
  • Bottas verliert im WM-Kampf weiter an Boden
  • Renault dominiert Mittelfeld