Michelin hat in diesem Jahr elf von zwölf Rennen gewonnen. Der einzige 'Sieg', der nicht auf französischen Pneus eingefahren wurde, war jener von Michael Schumacher in Indianapolis. Damals gingen, wie wir alle noch schmerzlich in Erinnerung haben, allerdings nur die sechs Bridgestone-bereiften Piloten ins Rennen.

Trotz dieser eindeutigen Überlegenheit der Franzosen in diesem Jahr, sollen nun jedoch ganze fünf der sieben Michelin-Kunden bei den Japanern im Hinblick auf eine künftige Zusammenarbeit im Jahr 2006 angefragt haben.

Da die aktuelle Performance der japanischen Gummis nur einen Schluss zulässt, welchen Toyota-Technikdirektor Mike Gascoyne zuletzt klar zum Ausdruck brachte ("Wenn man sich die derzeitige Situation ansieht, dann ist es ziemlich klar welche Reifenmarke man fahren muss."), drängt sich natürlich der Eindruck auf, dass das Indy-Debakel doch nicht so gut von den Teams aufgenommen wurde, wie es Michelin und dessen sieben Kunden danach gerne ins Schaufenster stellten.

Unter diesem Gesichtspunkt erscheint auch ein vor einer Woche veröffentlichtes Michelin-Presse Release, in welchem die Franzosen für mehr Reifenhersteller respektive eine "ausgeglichenere Verteilung der Teams" plädieren, in einem anderen Licht.

Bestätigt wird dies von einer Bridgestone-Sprecherin: "Wir waren nicht überrascht dieses Michelin-Statement zu lesen", verriet sie in Ungarn. "Denn wir wurden von fünf Nicht-Bridgestone-Teams angesprochen." Weitere Teams sollen allerdings nur als Kunden und nicht als Premiumpartner wie Ferrari hinzugenommen werden.

Die Italiener haben, wie sie in den letzten Wochen mehrfach betonten, übrigens überhaupt nichts gegen weitere Top-Teams in den Reihen ihres Reifenlieferanten. Schließlich seien Minardi und Jordan ihnen, bei aller Liebe, bei der Reifenentwicklung nicht wirklich behilflich.

Hisao Suganuma bewies in Barcelona hellseherische Fähigkeiten..., Foto: adrivo Sportpresse
Hisao Suganuma bewies in Barcelona hellseherische Fähigkeiten..., Foto: adrivo Sportpresse

Welche Teams auf dem Sprung von Clermont-Ferrand nach Tokio sein könnten, ist zwar nicht bekannt, aber ganz oben auf der Liste steht das Red Bull Racing Team, welches bekanntlich im nächsten Jahr mit Ferrari-Motoren antreten wird. Und auch Toyota wird aufgrund seiner Beziehungen zu Bridgestone immer wieder gerne mit den Landsleuten in Verbindung gebracht.

Allerdings stellte Bridgestone-Technikmanager Hisao Suganuma bereits vor Saisonbeginn im Gespräch mit motorsport-magazin.com fest: "Hier muss man klar trennen. Die japanischen Teams sind bei uns jederzeit willkommen, aber es wäre für uns nichts Besonderes."

In jenem Gespräch beim letzten großen Barcelona-Test vor dem Saisonbeginn bewies Suganuma sogar eine gewisse prophetische Veranlagung: "Wenn wir in dieser Saison sehr gute Leistungen zeigen, dann bin ich mir sicher, dass sich einige Top-Teams für unsere Reifen interessieren werden", sagte er voraus. Wenn nun tatsächlich fünf Teams bei den Japanern angefragt haben, dann geschah dies sogar ohne die Anfangsbedingung "einen guten Reifen zu bauen".

Und Suganuma San bewährte sich in noch einem weiteren Punkt als Wahrsager. Denn während es damals noch keine Anfragen von anderen Teams gegeben hat, war er sich sicher, "dass einige Teams Interesse an unseren Reifen haben". Ansprechen wollten die Japaner aber keines davon. "Wir warten bis die Teams auf uns zukommen." Ein halbes Jahr später scheint dies nun geschehen zu sein...