Vor zwei Jahren ging in der ungarischen Puszta ein gelb-blauer Stern am Formel 1 Firmament auf. Ein Stern, der vorher schon immer wieder einmal hell aufleuchtete, aber nie seine Leuchtkraft so stark entfalten konnte, wie er unter optimalen Bedingungen dazu im Stande ist.

Und während dieser Stern aus Asturien in diesem Jahr heller denn je erstrahlt, kehrt er am kommenden Wochenende an jenen Ort zurück, wo anno 2003 alles seinen Anfang nahm. Den Ort wo alles begann. Den Hungaroring vor den Toren Budapests.

Der gelb-blau funkelnde Stern am ungarischen Abendhimmel hört natürlich auf den Namen Fernando Alonso und ist nicht nur der jüngste Pole-Inhaber aller Zeiten, sondern seit jenem 24. August des Jahres 2003 auch der jüngste Grand Prix Sieger der F1-Geschichte. Da scheint es fast nur logisch zu sein, dass der Spanier seit dem vergangenen Sonntag mehr denn je den Kurs eingeschlagen hat auch noch der jüngste Formel 1 Weltmeister zu werden und Emerson Fittipaldi diesen Rekord zu entreißen. Einen der wenigen Rekorde, welchen nicht ein gewisser Deutscher aus Kerpen innehat.

Der Ungarn GP ist eine Art Heim-GP für die Finnen., Foto: Sutton
Der Ungarn GP ist eine Art Heim-GP für die Finnen., Foto: Sutton

Für Michael Schumacher stellt der Ort des ersten Triumphes des aktuellen WM-Spitzenreiters seit jenem Jahr übrigens kein allzu gutes Pflaster dar. Denn für Schumacher sprang damals nicht mehr als ein achter Platz und eine Überrundung durch Alonso heraus. Etwas Mut macht die Erinnerung an jene Schmach den Tifosi aber dennoch: Nach dem Ungarn GP kehrten Bridgestone und Ferrari beinahe unschlagbar zurück und sicherten sich die doppelte Titelverteidigung. Ein Comeback, welches in diesem Jahr wohl kaum noch möglich erscheint...

Renault: Rückkehr zum Ort, wo alles begann

Mit seinem ersten Sieg trat Fernando Alonso eine Lawine los. Zwar konnten die Franzosen im Folgejahr nur in der ersten Saisonhälfte an diese Leistungen anknüpfen und fielen in der zweiten Jahreshälfte sogar auf Platz vier der Teamwertung zurück, doch sind sie in diesem Jahr so stark wie noch nie. Erstaunlicherweise sind sie allerdings nicht die Stärksten im Feld. Das sind, wie auch Renault und Alonso immer wieder öffentlich eingestehen müssen, die Rivalen von McLaren Mercedes. Dank derer Zuverlässigkeitsprobleme scheint dem Spanier sein erster Titelgewinn aber kaum noch zu nehmen zu sein. In Ungarn spricht neben der erfolgreichen Vergangenheit auch die Streckencharakteristik für Renault, welche dem R25 ebenso wie dem 2003 siegreichen R23 liegen sollte. Bleibt nur noch die Frage, ob der Pechvogel Giancarlo Fisichella diesmal in den Kampf um die ersten Plätze wird eingreifen können.

Solche Bilder möchten die Silbernen in Ungarn nicht sehen., Foto: Sutton
Solche Bilder möchten die Silbernen in Ungarn nicht sehen., Foto: Sutton

McLaren: Rückkehr zur Zuverlässigkeit?

Als noch viel größerer Pechvogel kristallisierte sich zuletzt der schnellste Fahrer im Starterfeld heraus. Aber Ron Dennis hat es selbst schon vor Jahren gepredigt - und bekommt es jetzt von Flavio Briatore postwendend zurück: "To finish first, first you have to finish." Um zu gewinnen, muss man erst einmal ins Ziel kommen. Und genau dies gelang McLaren in diesem Jahr zu oft nicht. Nichtsdestotrotz gehen die Silbernen auch in Budapest als klare Favoriten ins Rennen. Allerdings sollte Renault aufgrund der bereits erwähnten Streckeneigenschaften hier näher dran sein, als zuletzt in Hockenheim. Und vielleicht können sich Kimi Räikkönen & Co ja diesmal ihrerseits des Leitspruchs eines ihres Konkurrenten bedienen: Nichts ist unmöglich...

Ferrari: Rückkehr zur Hochform?

Ferrari und Bridgestone wissen, wie man zurückschlägt. Diese Feststellung bekam man in dieser Seuchensaison der Roten aus Maranello von vielen Experten und Beobachter zu hören. Nur bislang konnten weder die Italiener noch die Japaner dieses angeblich vorhandene Wissen in verbesserte Resultate umsetzen. Ganz in Gegenteil: In Hockenheim gab es auf dem Reifensektor wieder einen Rückschritt zu verzeichnen - die verbesserte Qualifying-Performance ging ganz klar auf Kosten der Haltbarkeit. Allerdings bleibt auch hier das Prinzip Hoffnung mit einem kleinen Hinweis auf die Vergangenheit bestehen: Nach dem fürchterlichen Überrundungsdebakel von Ungarn 2003 steckten die Japaner viel Aufwand in ihre Budapest-Reifen für 2004. Und siehe da: Bridgestone fuhr im letzten Jahr auf dem gefürchteten Hungaroring alles in Grund und Boden. In diesem Jahr wäre dies allerdings ein beinahe ebenso großes Wunder, wie ein Wechsel von Ron Dennis nach Maranello.

Ralf konnte seinen glücklosen Teamkollegen zuletzt mehrfach schlagen., Foto: Sutton
Ralf konnte seinen glücklosen Teamkollegen zuletzt mehrfach schlagen., Foto: Sutton

Toyota: Rückkehr zum Überraschungsteam?

Zu Saisonbeginn waren die Japaner aus Köln-Marsdorf das Überraschungsteam schlechthin. Doch seit einigen Wochen läuft es bei Toyota nicht mehr rund. Jarno Trulli beschwerte sich über eine gewisse Stagnation und auch Ralf Schumacher gab zu, dass man den angepeilten ersten GP-Sieg wohl erst 2006 in Angriff nehmen könne. Nach einem gemischten Hockenheim GP-Wochenende bleibt nun die große Frage: Können die Weiß-Roten in Ungarn an die Spitze zurückkehren oder bleiben wie zuletzt die hinteren WM-Punkteränge das Maximum?

Williams: Rückkehr zur Form?

Noch nicht einmal in die Nähe dieser WM-Punkteränge kam an den vergangenen drei Rennwochenenden das BMW-Williams Team. Und obwohl in Hockenheim leichte Verbesserungen am neuen Aerodynamikpaket einen ebenso leichten Aufschwung erkennen ließen, hingen die guten Startplätze der Weiß-Blauen wohl eher mit einer leichten Spritladung zusammen. Dennoch sind Mark Webber und Nick Heidfeld guter Dinge in Ungarn wieder weiter vorne mitmischen zu können. Nur der Glaube daran fehlt aufgrund der fehlenden Testmöglichkeiten. Entsprechend dürfen sich die Williams-Piloten wohl auch in Ungarn glücklich schätzen, wenn sie irgendwie WM-Zähler mitnehmen können.

Red Bull & Michelin sind für Ungarn gerüstet., Foto: Sutton
Red Bull & Michelin sind für Ungarn gerüstet., Foto: Sutton

Red Bull: Rückkehr in die Puszta

Für Red Bull waren WM-Punkte vor dem Hockenheim-Wochenende auch noch Utopie. Schließlich konnte man zur Saisonmitte erwartungsgemäß als Privatteam nicht mit den großen Entwicklungsschritten der Hersteller und Top-Teams mithalten. Aber auch wenn Christian Klien & Co noch nicht genau wissen warum sie in Deutschland besser waren, waren sie es eindeutig. Wenn sie diese aufsteigende Formkurve auch auf dem Hungaroring fortsetzen können, dann dürfte einer weiteren Punkteankunft nichts im Wege stehen.

BAR: Rückkehr des Buttongate?

Bei British American Racing beherrschen momentan zwei Themen den Tagesablauf: Einerseits die Rückkehr zu - nicht ganz alter, aber wieder akzeptabler - Stärke sowie das neuerliche Gerangel um die Dienste von Jenson Button. Von Insidern gerne Buttongate II genannt. Abgesehen von den Querelen um den Nummer 1 Fahrer, sind die Weißen aus Brackley für ihr - nach eigener Zeitrechnung - erst viertes Saisonrennen gut gerüstet. Die ersten neun WM-Läufe ließen die Mannen rund um Nick Fry bekanntlich mehr oder minder 'freiwillig' aus. In Ungarn sollten am Wochenende mindestens WM-Punkte, wenn nicht sogar mit ein bisschen Glück ein weiterer Podestplatz drin sein.

Jacques wollte mit der Nase durch die Wand., Foto: Sutton
Jacques wollte mit der Nase durch die Wand., Foto: Sutton

Sauber: Rückkehr in die Punkte?

Von einem Podestplatz träumen die Schweizer von Peter Sauber zwar nicht, aber eine Ankunft in den WM-Punkteplätzen sollte auch in Budapest das Ziel der Hinwiler sein. Sollte Jacques Villeneuve diesmal von den "Formel Ford"-Angriffen seiner Kollegen verschont bleiben und Felipe Massa nicht das Qualifying vermasseln, dürften die Punkte-Chancen der Hellblauen jedenfalls recht gut stehen. Im Hintergrund wird derweil schon am neuen Gesicht des BMW-Teams für 2006 gewerkelt. Unter anderem geht es dabei um den Ausbau der Sauber-Fabrik in Hinwil.

Jordan: Rückkehr der Hoffnung?

Wer am Freitag im dritten Jordan sitzen wird, soll am Mittwoch bekannt gegeben werden. Welcher Motor den nächstjährigen Midland Boliden antreiben wird, soll hingegen schon seit mehreren Wochen, um nicht zu sagen Monaten, veröffentlich werden. Da ist es wenig überraschend, dass auch der überarbeitete EJ15B schon seit einigen Rennen sein Debüt geben soll, welches mittlerweile aber schon mehrfach verschoben und zuletzt für die Türkei angepeilt wurde. Nichts Neues also bei der Ex-Truppe von Eddie Jordan. Und genau das gilt auch für den Ungarn GP: Die Gelben werden unter normalen Umständen nichts erreichen und keine Punkte einfahren.

Minardi: Rückkehr zur roten Laterne?

In Deutschland konnte Minardi den Status des schlechtesten Teams an diesem Wochenende getrost an Jordan abgeben. Insgesamt liegen die Schwarz-Weißen aber auch weiterhin am Tabellenende der Konstrukteurswertung. Und daran wird sich so lange nicht wieder einmal nur sechs Autos an den Start gehen auch nichts ändern. Aber zumindest im Kampf um die letzten Startpositionen könnte die Stoddart-Truppe auch in Ungarn die rote Laterne an Jordan abtreten.