"Ausfälle sind nicht immer nur Pech. Ich kann auch nicht sagen, es sei Pech gewesen, wenn ich einen Fahrfehler mache. Das Team muss einfach seine Hausaufgaben erledigen", sagte Kimi Räikkönen vor dem Hockenheim-Grand Prix.

Nach dem Hockenheim-Grand Prix flüchtete der "Iceman" wutentbrannt in Richtung seines Züricher Wohnsitzes. Während McLaren-Mercedes bekannt gab, Räikkönen habe in Runde 35 ein Hydraulikdefekt ereilt, will der Sender Speed TV den wahren Ausfallsgrund herausgefunden haben: Eine Entlüftungsschraube eines Druckventils sei vor dem Rennen zwar überprüft, aber nicht angeschraubt worden.

Hat Kimi Räikkönen also wegen einer lockeren Schraube den ersehnten WM-Titel verloren? Von dem britisch-deutschen Gespann gibt es diesbezüglich noch keine offizielle Aussage. Dass die Titelchancen des Finnen mit 36 Punkten Rückstand bei nur mehr sieben Rennen auf ein Minimum gesunken sind, ist jedenfalls unbestreitbar. Nur noch wenige Formel 1-Experten geben Räikkönen eine Chance. Da ist zum einen die bittere Defektserie bei McLaren-Mercedes: Bruch der Antriebswelle in Imola, Reifenexplosion auf dem Nürburgring, die Motorschäden in Frankreich und England - und jetzt ein Hydraulikdefekt, der möglicherweise auf menschliches Versagen zurückzuführen ist. Dem gegenüber steht eine beispiellose Standfestigkeit, die der Spanier Fernando Alonso in diesem Jahr demonstriert. Wenn man den "Mini Prix" von Indianapolis wegrechnet, bleibt nur ein einziger Ausfall, in Kanada.

Hockenheim scheint für Kimi Räikkönen ein wahrer Unglücksort zu sein. Schon 2003 ereilte ihn dort ein Motorschaden, 2004 gar ein brandgefährlicher Heckflügelbruch. Mindestens seit dem Frankreich-GP hat McLaren-Mercedes in diesem Jahr das stärkste Paket zur Verfügung - das hat die Konkurrenz längst erkannt und bestätigt. Und auch die Rundenzeiten sprechen Bände. Räikkönen, der die Schnellste Rennrunde markierte, konnte Alonso bis zu seinem Ausfall eine halbe Minute abknöpfen, stürmte auf und davon - obwohl der MP4-20 randvoll getankt war. Und die Performance von Juan Pablo Montoya, der von Platz 20 auf Platz 2 vorstürmte, belegt die Überlegenheit der Silberpfeile. Auch wenn Montoya frustriert war, weil er den GP gewinnen wollte.

Tragisch aber wahr - McLaren-Mercedes wird aller Wahrscheinlichkeit nach mit dem stärksten Auto im Felde zumindest die Fahrer-WM verlieren. Nur noch eine Ausfallsserie des spanischen WM-Leaders könnte den Spieß umdrehen - doch danach sieht es zurzeit wahrlich nicht aus. Schon vor dieser WM war klar: In diesem Jahr entscheiden die Reifen - und die Zuverlässigkeit. Wie sagte doch Fernando Alonso gestern nach seinem sechsten Saisonsieg? Alonso sagte: "Wir beenden unsere Rennen!"