Während man im Vorjahr nach einem wahren Krimi von einem Grand Prix noch lautstark über einen weiteren Sieg von Michael Schumacher jubeln konnte, gab es für die deutschen Fans gestern Sonntag auf dem Hockenheimring wenig Grund zur Freude. Schumacher, der am Beginn des Rennens noch Podesthoffnungen erweckte, wurde im zweiten Teil des Grand Prix von Deutschland regelrecht zurückgereicht. Ein fünfter Platz, vor Bruder Ralf, war die magere Ausbeute.

Auf seiner Website schreibt der Siebenfachweltmeister: "Schade, denn ich hätte unseren Fans gerne mehr geboten - denn die Fans waren fantastisch, über das gesamte Wochenende hinweg. Auf der Fahrerparade am Sonntagmorgen - das war unbeschreiblich, diese Stimmung und Unterstützung. Ich muss wirklich sagen, ich bin stolz über solche Fans."

Einmal mehr waren es die Reifen, die Schumacher im zweiten Teil des Rennens in Stich ließen. Hinzu kamen Motoraussetzer - just in jenem Moment, als der Renault von Giancarlo Fisichella im Rückspiegel des Kerpeners auftauchte. Ferrari-Rennleiter Jean Todt erklärte nach dem Rennen: "Michael hat heute eines seiner besten Rennen geliefert, hat stets gekämpft. Doch in diesen Kämpfen braucht man ein gutes Paket - im Moment geht es einfach nicht besser. Es ist leicht, dieses Rennen zu analysieren. Man konnte sehen, dass wir in den ersten 20 oder 22 Runden einen vernünftigen Trend setzen konnten, danach ließ die Performance bereits nach - und als dann Jenson Button an Michael vorbeigefahren ist, verlor Michael bereits sehr viel Zeit. Er verlor binnen 23 Runden satte 28 Sekunden. Es steht also außer Frage, dass wir an Grip verloren haben. Die Reifenabnützung ist ein natürlicher Prozess, eine Evolution - nur bei uns ist sie stärker als anderswo."

Es ist der berühmte "Teufelskreis" - die Katze, die sich in den eigenen Schwanz beißt. Todt: "Entweder verlieren wir im Rennen, oder aber wir sind im Qualifying nicht stark genug." Man versuche natürlich, das Problem in den Griff zu bekommen, versichert der Franzose. Nur: "Ich kann nicht sagen, wann das genau sein wird. Derzeit sind wir auf solche bösen Überraschungen wie am Sonntag vorbereitet."

Konstrukteurstitel eventuell noch möglich...

Jean Todt erklärt seine Loyalität mit dem Reifenpartner: "Es ist ein Geben und Nehmen. Wir haben zuletzt lange Zeit genommen, jetzt geben wir." Und er fügt hinzu: "Wenn wir stagnieren, so wie das derzeit der Fall ist, wäre es hilfreich, wenn es noch ein, zwei andere Bridgestone-Teams geben würde. Aber das ist nicht unsere Entscheidung." Dass Jordan und Minardi nicht wirklich hilfreich sind, liegt auf der Hand. Doch die Topteams sind auch deshalb der Reihe nach zu Michelin übergewechselt, weil sie das Gefühl hatten, Bridgestone würde ausschließlich für die Scuderia entwickeln. Diese Abwanderung zeigt nun ihre negativen Folgewirkungen.

Die Weltmeisterschaft, vor allem jene der Fahrer, hat Jean Todt de facto abgehakt: "Das ist sehr, sehr schwierig. Mathematisch haben wir zwar noch eine Chance, die Fahrer-WM zu gewinnen, aber dieses Ziel scheint sehr weit entfernt zu sein." Bei den Konstrukteuren will der "Napoleon der Formel 1" noch nicht aufgeben: "Das hängt alles davon ab, ob und wann wir in der Lage sein werden, auf die gegenwärtige Situation zu reagieren. Wenn das beim nächsten Rennen der Fall sein sollte, ist der Gewinn der Team-WM möglich. Wenn nicht, dann wird es von Rennen zu Rennen immer schwieriger." Und weil der GP von Ungarn bereits am kommenden Wochenende stattfindet, scheint eher Zweiteres einzutreffen...

Und auch Michael Schumacher macht sich in punkto Titelverteidigung längst nichts mehr vor. Die Bild-Zeitung zitiert Schumacher mit den Worten: "Ich glaube nicht, dass ich mich im WM-Kampf noch erwähnen sollte."