Hat Max Verstappen das letzte noch fehlende Puzzleteil zum vielleicht komplettesten Rennfahrer der gegenwärtigen Formel 1 gefunden? Sprich, seinen im Vorjahr manchmal noch zu hitzigen Kopf abgekühlt? Der Start der bisherigen F1-Saison 2019 spricht dafür.
Rückblick 2018: Noch im Vorjahr startete der Red-Bull-Pilot katastrophal in die neue Saison. Fehler reihte sich an Fehler, ob per Mauerkuss in Monaco, der teaminternen Kollision mit Daniel Ricciardo in Baku oder völligen Übereifer beim China GP, erst im Duell mit Lewis Hamilton, dann durch den Unfall mit Sebastian Vettel.
Horner lobt Verstappen: Drei reife Rennen
2019 läuft das ganz anders. "Er ist dieses Jahr drei reife Rennen gefahren. Er hatte hier [in China] diesen Fight mit Seb, aber er hat das Rennen einfach nach Hause gebracht und die Punkte maximiert", lobt etwa Teamchef Christian Horner. Gerade hatte Verstappen in einer geradezu identen Szene am identen Ort dieses Mal nicht übertrieben wie im Vorjahr.
Bei einer Aussage des eigenen Teamchefs handelt sich jedoch immer um eine subjektive Einschätzung. Doch spiegeln die Bewertung Horners auch so manche Fakten und Zahlen. Ein kurzer Blick in die Statistik offenbart es sofort. Bereits 2018 transformierte sich Verstappen in der zweiten Saisonhälfte vom Chaoten zum Punktehamster. Nur Lewis Hamilton holte nach der Sommerpause mehr WM-Zähler.
Verstappen: 2018 erst nach sieben Rennen mehr Punkte als 2019 schon jetzt
2019 geht es jetzt ähnlich weiter. Nach drei Rennen weist Verstappen bereits 39 WM-Punkte auf, ist Dritter in der Fahrerwertung der Formel 1. Im Vorjahr waren es zum selben Zeitpunkt nur 18 Zähler. Erst nach dem siebten Rennen wies der Niederländer 2018 mehr Zähler auf als 2019 schon jetzt. "Und in Bahrain war es nur etwas Unglück, dass es nicht auch da ein Podium wurde", erinnert Horner. Es müsste also eigentlich noch besser aussehen.
Wenn man Max Verstappen selbst anhört bestätigt sich die Einschätzung weiter. Verstappen wirkt 2019 deutlich fokussierter. Auch, weil er dieses Mal noch reelle Chancen auf die WM sieht. Das war 2018 - als er diese mit Überfahren seines Red Bull krampfhaft kreieren wollte - früh nicht mehr der Fall.
Verstappen 2.0: Gute Punkte wichtiger Besonderes
Verstappen hat jetzt also auch einen Grund, den Übereifer Übereifer sein zu lassen, einen anderen Ansatz zu wählen, nicht immer unbedingt die ganz große Sensation zu liefern. Beim China GP am vergangenen Wochenende etwa sei man nicht schnell genug gewesen, um ganz vorne zu landen. "Aber wir haben das maximale Resultat für uns mitgenommen. Das ist nichts Besonderes, sind aber immerhin wieder gute Punkte für die WM", sagt Verstappen in Shanghai.
Das sei gerade das Wichtigste. "Denn wenn du nicht schnell genug bist musst du einfach Punkte mitnehmen", so Verstappen. So dachte er 2018 nicht, jetzt schon. Weil er noch die WM im Blick hat. "Ich hoffe doch!", so Verstappen mit einem breiten Grinsen zu Motorsport-Magazin.com.
Unterschied zu 2018: Red Bull und Verstappen im WM-Kampf?
Die gerade noch fehlende Pace seines RB15 könne in Relation zu Mercedes und Ferrari dieses Jahr nämlich durchaus noch anziehen. "Da können sich noch viele Dinge ändern über die ganze Saison", sagt Verstappen. "Und die Lücke ist ja nicht groß, in der WM ist er sogar noch vor beiden Ferrari", erinnert Horner.
Deshalb der neue Ansatz. "Umso wichtiger ist es, nicht viel wegzuwerfen", so Horner. "Wir müssen gerade einfach sicherstellen, dass wir keine Punkte durch Fehler, dumme Crashs oder Ausfälle durch das Auto und den Motor verlieren. Das funktioniert gerade soweit ja ganz gut", ergänzt Verstappen. Horner: "Jetzt geht es dann darum, die Lücke zu schließen. Und das tun wir. Heute haben wir die Ferrari ja schon gesplittet. Wir kommen also näher - und in der zweiten Saisonhälfte kommt noch mehr!"
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