Nur wenige Minute nach seinem Sieg in Magny Cours erklärte Fernando Alonso McLaren Mercedes zum Topfavoriten des Silverstone GP. Und obwohl der Spanier mit Rang zwei besser abschnitt als er - zumindest offiziell - zu hoffen wagte, gewann mit Juan Pablo Montoya nicht wie erwartet sein WM-Rivale das Rennen, sondern holte sich dessen Teamkollege im elften Rennen für die Silbernen zum ersten Mal die volle Punktzahl.

Den finnischen WM-Zweiten war hingegen wieder einmal das Glück nicht hold, weswegen er nach seinem Motorwechsel vom Samstag - dem zweiten innerhalb einer Woche - erneut eine Aufholjagd starten musste, die immerhin mit Rang drei belohnt wurde.

Der Start. Das Rennen begann bereits vor dem Erlöschen der Ampeln mit einem Problem bei Takuma Sato, der in der letzten Kurve stehen blieb. Anstatt das Rennen abzubrechen, startete Charlie Whiting jedoch den Grand Prix und ließ nach der ersten Runde das Safety-Car auf die Strecke. Allerdings zu einem Zeitpunkt, als Sato bereits in die Box geschoben war. Zuvor legte Juan Pablo Montoya einen blitzsauberen Start hin, welcher ihn von Rang drei an Button und in Copse auch an Alonso vorbei katapultierte. Dahinter fuhr Kimi Räikkönen von zwölf auf neun vor indem er Webber direkt am Start und Villeneuve sowie Ralf Schumacher in einem Aufwasch überholte.

Der Re-Start Beim Re-Start kam es derweil zu keinen Verschiebungen im Feld. Allerdings klebten sich Räikkönen und Schumacher an den Diffusor von Jarno Trulli. Überholen konnten sie den Italiener aber erst bei dessen Boxenstopp.

Die Überholmanöver. Nachdem Montoya und Räikkönen gleich in den ersten Runden rund um den Start ihr Überholfeuerwerk abgebrannt hatten, kehrte schnell wieder die gewohnte Ruhe und Prozession im Feld ein. Für etwas Action sorgte derweil Christian Klien, der im Duell gegen Mark Webber von der Strecke abkam und dadurch einen Platz an Nick Heidfeld verlor. Das nächste Duell lieferten sich danach Jacques Villeneuve und David Coulthard. Während der Kanadier seinen Platz aufgrund eines Problems beim Boxenstopp verlor, holte er ihn sich kurz danach auf der Strecke zurück. Ein anderes Spiel betrieben Montoya und Alonso, die sich nach ihrem ersten Stopp nah hintereinander einreihten und in der Folge vom Zweistoppler Räikkönen eingeholt wurden. Und dieser ging in der Folge vor seinem ersten Stopp sogar locker an seinem Titelrivalen vorbei. Gleiches gelang auch Coulthard im Kampf gegen Mark Webber, allerdings musste er kurz danach zum Tanken an die Box.

Die Boxenstopps. Obwohl im Vorfeld sowohl Zwei- als auch Dreistoppstrategien erwartet wurden, wagten nur Ferrari und Rubens Barrichello es drei Mal an die Box zu gehen. Alle anderen setzten auf die favorisierte Zweistoppstrategie. Und tatsächlich: In direkten Duell mit seinem nur zweimal stoppenden Teamkollegen schnitt der Brasilianer schlechter ab. Giancarlo Fisichella würgte hingegen bei seinem letzten Boxenstopp seinen Renault ab und verlor auf diese Weise seinen dritten Rang an Kimi Räikkönen.

Die Ausfälle. Nachdem Takuma Sato das Rennen mit einer Runde Rückstand noch einmal aufnehmen konnte, sah der Großbritannien GP nur einen einzigen Ausfall! Und zwar den Inder Narain Karthikeyan, dessen Jordan schon früh im Rennen am Streckenrand ausrollte.

Die Reifen. Trotz der höher als erwartet ausgefallenen Temperaturen hielten sowohl die Michelin- als auch die Bridgestone-Pneus den Anforderungen des High-Speed Kurses stand. Bei der Performance sind Rückschlüsse angesichts der Unterschiede zwischen den Boliden natürlich nur schwer festzustellen. Die japanischen Pneus waren ihren Konkurrenzprodukten also zumindest ebenbürtig.

Das Mittelfeld. Während Takuma Sato sich am Ende des Feldes vor den beiden Minardi und dem verbliebenen Jordan einrangierte, balgte sich davor ein ultraenges hinteres Mittelfeld auf den Rängen zwölf bis fünfzehn. Denn zwischen Heidfeld, Coulthard, Villeneuve und Klien lagen keine zwei Sekunden. Klar davor platzierte sich Mark Webber vor seinem Teamkollegen auf Rang elf. Eine Chance auf WM-Punkte hatte er allerdings nicht. Näher dran waren Felipe Massa auf Rang zehn sowie Jarno Trulli, der drei Sekunden hinter Ralf Schumacher nur Neunter wurde.

Die Punkteränge. Entsprechend ging der letzte Punkterang an den deutschen Toyota-Piloten, der sich hinter dem Ferrari-Duo Rubens Barrichello auf sieben und Michael Schumacher auf sechs einreihte. Lokalmatador Jenson Button fuhr nach seinem zweiten Startplatz immerhin zur Freude der 100.000 Zuschauer auf Rang fünf. Knapp am Podium scheiterte derweil Giancarlo Fisichella, der seinen Podestplatz nur wegen eines Patzers beim letzten Boxenstopp an Kimi Räikkönen verlor.

Das Podium. Während Kimi Räikkönen durch seinen schlechten Startplatz gehandicapt nicht mehr als Rang drei erreichen konnte, scheiterte Alonso mit nur 2,7 Sekunden Rückstand am Sieger Montoya. Allerdings ging der Spanier mit Blick auf den Titelkampf auch keine unnötigen Risiken ein.

"Es war ein sehr enges Wochenende", fasste Fernando treffend zusammen. "Beim ersten Stopp haben wir viel getankt damit ich einen langen zweiten Stint fahren konnte. Dennoch konnte ich Juan Pablo beinahe überholen, was bedeutet, dass ich mit der normalen Strategie vielleicht nach dem ersten Stint vorne gewesen wäre", gab er zudem einen Einblick in seine Strategie. "Ich hätte das Rennen gewinnen können, wenn ich nicht im Verkehr hängen geblieben wäre. Ich verlor drei Sekunden hinter Jarno, aber es wurden einfach keine blauen Flaggen gezeigt. Nach dem zweiten Stopp versuchte ich Druck auf Juan Pablo auszuüben, aber ich wusste wie schnelle er war und gegen Ende fuhr ich den zweiten Platz sicher nach hause."

Und auch Kimi hatte einige Probleme im Verkehr. "Ich war zu Beginn immer knapp hinter Michael, konnte ihn aber nie überholen", erinnert er sich. "Danach war es schwierig noch weiter nach vorne zu kommen. Immerhin stehe ich auf dem Podium, es hätte aber noch besser kommen können. Aber das hat nicht sollen sein."

Der Sieger. Nach vielen Problemen, Fehler und einer Verletzungspause hat es im elften Saisonlauf für Juan Pablo Montoya dann doch sein sollen: Er holte seinen ersten Sieg in Silber.

"Ich wusste, dass Fernando am start nicht so viel riskieren konnte und das habe ich ausgenutzt", beschrieb Montoya seinen Blitzstart. "Im ersten Teil des Rennens konnte ich nicht so viel pushen, da ich etwas Untersteuern hatte. Nach dem Stopp war aber alles okay und es hat gereicht." Zu Rennbeginn erlebte aber auch Montoya "ein paar knifflige Situationen" in denen sein Silberpfeil nicht ganz perfekt lag. "Insgesamt war das Auto aber schnell und das schmerzte uns nicht."

Die WM-Wertung. Im Kampf um die WM sorgte Montoya mit seinem Sieg zwar für silberne Schadensbegrenzung, doch verlor Kimi Räikkönen aufgrund seines Motorwechsels, der ihn einen möglichen Sieg kostete, erneut zwei Punkte auf Fernando Alonso. Dieser führt nun mit 77 Zählern vor dem Finnen mit 51 Punkten. Michael Schumacher stockte sein Punktekonto mit Rang sechs auf 43 Zähler auf.

In der Konstrukteurswertung konnte McLaren hingegen drei Punkte auf Renault gutmachen, liegt damit aber immer noch 15 Zähler hinter den Franzosen. Der dritte Rang gehört auch weiterhin Ferrari vor Toyota.