Laut dem offiziellen Ergebnis der FIA-Fanumfrage wünschen sich die F1-Fans rund um die Welt "mehr Rennen, mehr Teams, mehr Überholmanöver und mehr Wert auf den Fähigkeiten des Fahrers". Der Silverstone GP hätte durchaus von all dem etwas mehr vertragen können. Dennoch lehrte er uns: Auch ein langweiliger Grand Prix hat einen Sieger.

Die Lehre vom Bondauto

Schon vor der Präsentation des neuen B·A·R Honda 007 wurden kreative Vergleiche und Wortspiele rund um das kommende Bond-Auto von Jenson Button und Takuma Sato erdacht. Und wie es sich für ein echtes Bondauto gehört, steckt es voller Überraschungen und Gimmicks. Die große Überraschung des Jahres war hierbei, dass der Wagen zu Saisonbeginn weder konkurrenzfähig noch zuverlässig war.

Der 007 wird immer mehr zum Bondauto., Foto: Sutton
Der 007 wird immer mehr zum Bondauto., Foto: Sutton

Das erste Gimmick entpuppte sich in Form eines streitbaren 'Zusatztanks' ebenfalls als Reinfall. Aber die Supertechniker hinter dem Bondwagen mit der rot umrandeten Zunge geben so schnell nicht auf und schicken im Herbst ein weiteres neues Features ins Rennen: Der 007 bekommt einen Fallschirm und darf im echten James Bond Stil auf einem Salzsee einen Geschwindigkeitsrekord versuchen! Und wer darf das Auto fahren? Entweder Tester Adam Carroll oder der junge Brite Rossiter - James Rossiter.

Die Lehre vom Freien Training

Mittlerweile haben wir uns daran gewöhnt: Während in der ersten Freien Trainingssession kaum Runden gefahren werden und höchstens die Testfahrer ein paar Kilometer abspulen, geht es in der zweiten Trainingsstunde ein bisschen mehr zur Sache. In der dritten Sitzung am Samstagmorgen herrscht dann beinahe komplett Ruhe, bevor im letzten Freien Training wieder ein minimaler Anstieg des Fahrbetriebs zu registrieren. Man könnte fast meinen, dass einige Fahrer und Teams den Begriff des Freien Trainings zu wörtlich und tatsächlich frei nehmen...

Die Lehre vom Osterhasen

B·A·R sagt es den Langohren ganz offen: Don't Walk., Foto: Sutton
B·A·R sagt es den Langohren ganz offen: Don't Walk., Foto: Sutton

Als ehemaliger Flughafenkurs bietet die Traditionspiste von Silverstone nicht nur Motorenlärm, sondern auch noch Kerosingeruch. Für die heimischen Langohren immer wieder eine verwirrende Mischung aus Freude und Aufschreckung. Dies bekam am Samstagmorgen auch Patrick Friesacher zu spüren, als plötzlich einer dieser vierbeinigen Kollegen direkt vor seinem Minardi die Strecke überquerte.

Während der tierliebe Österreicher mit einer Vollbremsung eine Kollision verhinderte, verschwand der Hase (beinahe schneller als der Minardi fährt) blitzschnell auf der anderen Straßenseite. Hätte Patrick das B·A·R-Bondauto gefahren, wäre der langohrige Freund gewarnt gewesen. Schließlich trägt der weiße Bolide in seiner Non-Tobacco-Lackierung die Aufschrift 'Don't walk' auf dem Frontflügel...

Die Lehre von den Pechvögeln

Es gibt Piloten die können einfach gar nichts falsch machen und stehen immer auf der Sonnenseite des Podiums. Und dann gibt es deren Teamkollegen, die sich auf den Kopf stellen können und dennoch immer und immer wieder das Pech geradezu magisch anziehen. Rubens Barrichello galt Jahre lang als solcher Pechvogel. Und auch Giancarlo Fisichella entwickelte sich im Schatten von Fernando Alonso mit Pleiten, Pech und Pannen zu einer Art 'Pechochello' in Gelb-Blau. Nun scheint es einen Dritten im Bunde zu geben - dieser ist allerdings kein '1B'-Fahrer, sondern sogar Titelanwärter. Und das könnte den von technischen Defekten, Motorwechseln und Ausfällen verfolgten Kimi Räikkönen in der WM zum Verhängnis werden.

Die Lehre vom Interesse

Kimi ist einer der großen Pechvögel der Saison., Foto: Sutton
Kimi ist einer der großen Pechvögel der Saison., Foto: Sutton

Auch wenn es viele Beobachter nicht glauben werden, aber Max Mosley weiß tatsächlich - vielleicht von der FIA-Fanumfrage, deren Ergebnisse im Übrigen in einem stark auf FIA-Verhältnisse zugeschnittenen Maße veröffentlicht wurden - was die Zuschauer interessiert: "Die Öffentlichkeit schaltet den Fernseher ein und wenn wir Glück haben, werden sie ein großartiges Rennen sehen. Was innerhalb des Paddock ein Riesenthema zu sein scheint, interessiert sobald man draußen ist niemanden mehr." Böse Zungen könnten nun behaupten, dass dies auch auf Mosley zutreffe, da dieser ohnehin kaum bei den Rennen vor Ort ist...

Die Lehre vom Präsidentenamt

Max Mosley. Dieser Name elektrisiert momentan die Formel 1 Welt. Max gegen die Teams. Max gegen die Hersteller. Max gegen die Regeln. Max gegen die GPWC. Max gegen die Fahrer. Max gegen Michelin. Max gegen die GPDA. Max gegen Paul Stoddart. Max gegen Bernie. Man könnte fast überspitzt formuliert fragen: Gibt es derzeit überhaupt irgendjemanden, mit dem der FIA-Präsident nicht im Clinch liegt?

Alle kritisieren ihn., Foto: Sutton
Alle kritisieren ihn., Foto: Sutton

Für David Richards ist das Amt des FIA-Präsidenten deshalb "der am wenigsten zu anstrebenden Jobs im Motorsport. Ich kann mir niemanden vorstellen, der das machen möchte." Braucht er auch nicht, weil Max trotz aller Kritik unbedingt weiter im Amt bleiben möchte. Paul Stoddart dreht die Angelegenheit hingegen um: "Es spielt keine Rolle wer ihn ersetzen wird. Er ist momentan so schlecht, dass es jeder machen könnte."

Die Lehre von der Politik

Der einzige der Max derzeit noch zu Hilfe eilt ist Jean Todt. "Viele Leute mögen Max Mosley nicht. Ich mag Max Mosley. Ich mag ihn, ich schätze ihn und ich schätze auch was er macht. Ich respektiere seine Arbeit." Im Gegenzug dazu respektieren und schätzen die anderen Teamchefs den Präsidenten nicht, wobei es laut Todt nicht um einen Sicherheitsaspekt, sondern um Politik geht. "Sie möchten nicht, dass er noch einmal kandidiert. Es geht also nicht um Sicherheit oder Reifen, sondern um Politik." Diese unaufgeforderte Stellungnahme des Franzosen darf ihrerseits allerdings auch nicht gerade als 'unpolitisch' angesehen werden...

Die Lehre für die F1-Welt

Die Flaggen wehten auf Halbmast., Foto: Sutton
Die Flaggen wehten auf Halbmast., Foto: Sutton

Die Terroranschläge in London sorgten für eine gedämpfte und unangenehme Stimmung im F1-Paddock. Alle Fahrer und Verantwortlichen verurteilten die Anschläge, betonten aber zugleich, dass es falsch wäre das Rennen deswegen abzusagen. Die treffendste Lehre für die Königsklasse zog erneut Jean Todt: "Dies zeigt wie unwichtig das Gezanke, welches normalerweise in unserer eigenen kleinen Welt stattfindet, im Vergleich zu solchen Tragödien ist."

Die Lehre vom Wetten

England ist die Insel der Wettbegeisterten. Hier kann man sein Geld beinahe auf alles setzen. Der britische Journalist Bob McKenzie hätte eine scherzhaft ausgesprochene Wette im Vorjahr allerdings besser noch einmal überdenken sollen. Denn er sagte im letzten Jahr während der Pechsträhne der Silbernen: "Wenn McLaren in diesem Jahr noch einen Grand Prix gewinnen sollte, dann laufe ich nackt um die Strecke in Silverstone." Und es kam wie es kommen musste: Kimi Räikkönen siegte in Spa-Francorchamps und Bob musste an diesem Wochenende seine ganz persönliche Streckenumrundung absolvieren. Was lernen wir daraus? Wir werden uns massiv zurückhalten davon zu sprechen, dass Ferrari in diesem Jahr kein Rennen gewinnen wird, in welchem mehr als sechs Autos an den Start gehen...

Die Lehre von der Geduld

Die Geduld von Papa JPM zahlte sich aus., Foto: Sutton
Die Geduld von Papa JPM zahlte sich aus., Foto: Sutton

Juan Pablo Montoya ist auf der Rennstrecke nicht gerade der geduldigste und am meisten kühl berechnende Fahrer des Starterfeldes, doch auch für den heißblütigen Kolumbianer zahlte sich nach vielen technischen Problemen, Fehler und einer noch immer gerne als 'Tennisunfall' bezeichneten Verletzungspause die Geduld aus. Denn diesmal wartete der erste Sieg in Silber wirklich "um die Ecke".

Sein Teamboss Ron Dennis fand zudem den ultimativen Weg trotzdem noch Kimi Räikkönen zum Titel zu verhelfen: "Vielleicht sollte Fernando mehr Tennis spielen."