Valtteri Bottas ist im Qualifying zum Russland GP in Sotschi ein Befreiungsschlag in der Formel-1-Saison 2018 gelungen. Der in den letzten Rennen und Qualifikationen seinem Teamkollegen Lewis Hamilton permanent klar unterlegene Finne sicherte sich für das F1-Rennen auf dem Sochi Autodrom (morgen live bei RTL, ORF, SRF, im Live-Stream F1 TV Pro und Live-Ticker von Motorsport-Magazin.com) die Pole Position in der Startaufstellung.

Trotz der jüngst so harten Phase für Bottas ein Erfolg mit Ansage. Bottas gilt als absoluter Sotschi-Spezialist, nicht erst seit seinem Sieg im Vorjahr, seinem ersten überhaupt in der Formel 1. Noch dazu hatte Bottas selbst unmittelbar vor dem Wochenende in Russland angekündigt, genau deshalb voll auf Pole und Sieg zu fahren. Von Schützenhilfe für Lewis Hamilton war plötzlich weniger die Rede als zuletzt schon der Fall.

Bottas verbessert sich, Hamilton patzt

Gesagt, getan. Mit seiner sechsten Karriere- und zweiten Saison-Pole hat der Finne den ersten Teil der Ernte nun bereits eingefahren. Und wie: Im entscheidenden Q3 in Sotschi lag Bottas bereits nach den ersten Runs haarscharf vorne - nur 0,004 Sekunden vor Hamilton. Doch während der Finne seine Zeit im zweiten und letzten Schuss noch einmal zum neuen Streckenrekord von 1:31.387 um fast eineinhalb Zehntel zu verbessern wusste, patzte Hamilton mit einem seltenen Fahrfehler. Pole für Bottas!

"Das war eine schöne Runde! Am Ende habe ich mich noch ein bisschen verbessern können. Ich weiß nicht, woran es bei Lewis lag. Es ist einfach ein schönes Gefühl, ich zittere noch immer ein bisschen", freut sich der Mercedes-Fahrer. "Hier muss man besonders konzentriert sein. Aber das macht auch Spaß. Es sieht vielleicht nicht so aus, aber ich bin richtig happy!"

Valtteri Bottas tankt Selbstvertrauen nach harter Zeit

"Valtteri musste ein bisschen Selbstvertrauen zurückgewinnen und das hier war genau das, was der Doktor bestellt hat. Er weiß, dass er alles rausquetschen muss, wenn er Lewis schlagen will", freut sich Teamchef Toto Wolff bei Sky Sports F1 mit seinem Fahrer.

Bottas selbst zittert unterdessen noch aus einem anderen Grund als Euphorie. Der Finne weiß genau, aus eigener Erfahrung, dass man in Russland in der extrem langen Beschleunigungsphase nach dem Start auch von weiter hinten als der Pole noch viel gewinnen kann. Im Vorjahr fuhr Bottas selbst von P3 im Grid vorbei an beiden Ferrari in der ersten Startreihe, führte plötzlich gar nach dem ersten Bremspunkt, legte damit den Grundstein für seinen späteren Sieg. Jetzt ist er Gejagter statt Jäger.

Bottas warnt vor dem Start in Russland

"Es ist nur ein erster Schritt an diesem Wochenende. Es ist hier ja ein langer Weg vom Start bis zum ersten Bremspunkt. Da muss man sehen, dass man die Position hält", mahnt Bottas deshalb. Auch Sebastian Vettel fiel die Geschichte der Vorsaison sofort ein. Noch vor den Interviews auf der Startaufstellung nach dem Qualifying sprach er seinen Rivalen darauf an.

Am Start 2017 krallte sich Bottas in Russland gleich beide Ferrari, Foto: Sutton
Am Start 2017 krallte sich Bottas in Russland gleich beide Ferrari, Foto: Sutton

Vettel: "Ich habe gerade schon mit Valtteri gesprochen und mich daran erinnert, was letztes Jahr passiert ist. Ich hoffe, es umdrehen zu können. Es hängt aber vom Start ab. Wenn sie da eine Lücke auftut, geht man da natürlich rein."

Wolff: Teamorder-Ansage in so einer Situation hart

Doch selbst wenn sich am Start direkt nichts ändert: Opfert Mercedes den Finnen zugunsten der WM-Chance von Lewis Hamilton? "Es wird echt schwierig, ihm zu sagen, dass er nicht die Erlaubnis hat sein Rennen zu fahren, nachdem er es auf Pole gestellt hat", sagt Wolff, macht damit deutlich, wie es Mercedes am liebesten hätte. "Auch wenn ich das als Race-Fan, hasse zu sagen: Wir sind nicht in einem Teil der Saison, in dem ich es gerne sehe, wenn zwei Mercedes gegeneinander fahren. Wir werden das morgen Früh besprechen."

Noch schwieriger als der Respekt, auch vor dem Sport insgesamt, macht es in Sotschi die besondere Situation am Start. Gleich dort einen Wechsel vorzunehmen kann dramatisch nach hinten losgehen. Wolff: "Das ist hier etwas knifflig, denn Valtteri hat sie letztes Jahr von P3 im Windschatten bekommen und war in Führung. Also musste du einen guten Start haben und so breit wie ein Mercedes-Truck sein und hoffen, dass sie keinen guten Start haben, denn sonst hast du das Rennen verloren."

Bottas gegen Hamilton-Hilfe: In Russland voll auf Sieg

Noch dazu zeigt sich Bottas nicht wirklich bereit, Hamilton zu helfen. Wie vor dem Wochenende schon kündigt der Finne nach der Pole erst recht an, voll auf Sieg zu gehen: "Meine Herangehensweise an das Rennen morgen ist, auf jeden Fall zu versuchen, das Rennen zu gewinnen - du kannst kein anderes Ziel haben wenn du von Pole startest. Das muss das Ziel sein. Lewis führt die WM vor Sebastian mit einem ordentlichen Vorsprung an und einem sehr ordentlichen vor mir, das müssen wir auch bedenken."