Nach zehn von neunzehn Saisonrennen beginnt sich das Transferkarussell für die Saison 2006 immer schneller und intensiver zu drehen. Die ersten Sitze in den Karussellautos sind dabei schon in Beschlag genommen worden. Zuletzt am gestrigen Dienstag vom Schotten David Coulthard.

Denn nachdem DC im vergangenen Winter als einer der letzten Fahrer einen Stammfahrervertrag für die laufende Saison erhielt, sicherte sich der Lowlander diesmal schon vorzeitig einen Platz für das nächste Jahr. Wir untersuchen, welche Auswirkungen diese Entscheidung auf die restlichen freien Cockpits haben wird.

Winken Fisi und Fernando auch 2006 noch zusammen?, Foto: Sutton
Winken Fisi und Fernando auch 2006 noch zusammen?, Foto: Sutton

Renault. Fernando Alonso sitzt bei den Franzosen ebenso fest im Sattel wie sein Manager Flavio Briatore. Schwieriger gestaltet sich hingegen die Lage von Neuzugang Giancarlo Fisichella. Denn obwohl dieser den Auftakt-GP gewinnen konnte und seitdem eine beinahe beispiellose Pechsträhne erlebte, könnte er im kommenden Jahr von Briatore fallen gelassen und durch den Renault RDD-Schützling Heikki Kovalainen ersetzt werden. Eine andere Variante wäre den langjährigen Renault-Tester Franck Montagny zu befördern und Kovalainen noch ein Jahr als festen Testfahrer Erfahrung sammeln zu lassen. Für den sympathischen Römer würde dies dann ein jähes Ende seiner hoffnungsvollen Rückkehr nach Enstone darstellen. Sein Traum von einem Ferrari-Cockpit dürfte sich jedenfalls kaum erfüllen.

McLaren. Bei den Silbernen gibt es nicht viel zu sagen: Kimi Räikkönen und Juan Pablo Montoya sitzen fest im Cockpit. Besonders seit der Kolumbianer immer besser in Fahrt zu kommen scheint. Ob Pedro de la Rosa und Alexander Wurz andernorts auf ihrer endlosen Suche nach einem F1-Comeback fündig werden, bleibt abzuwarten und wohl leider für die beiden auch zu bezweifeln. Das sie es noch immer drauf haben, konnten sie zumindest in der Abwesenheit von Montoya in Bahrain und Imola beweisen.

Ferrari. Während alle vorzeitigen Rücktrittsgerüchte rund um Michael Schumacher getrost ins Reich der Fabeln verwiesen werden dürfen, sieht es beim zweiten roten Cockpit von Rubens Barrichello schon etwas anders aus. So stilisierte die italienische Presse die verärgerten Aussagen des Brasilianers nach dem Monaco GP bereits zu einem Bruch mit dem Team empor und verriet der Südamerikaner zunächst, dass seine Chancen in Maranello zu bleiben "50 zu 50" stehen würden. Zuletzt relativierte er diese Aussagen jedoch und betonte bis zu seinem Vertragsende 2006 bei Ferrari bleiben zu wollen. Ferrari-Zögling Felipe Massa scharrt jedenfalls bereits mit den Hufen und gilt spätestens 2007 als Favorit auf die Nachfolge seines Landsmannes.

Das weiß-rote Duo geht auch 2006 an den Start., Foto: Sutton
Das weiß-rote Duo geht auch 2006 an den Start., Foto: Sutton

Toyota. Mit Jarno Trulli und Ralf Schumacher besitzt Toyota erstmals zwei Siegfahrer in seinem Fahrer-Line-Up und dieses werden die Weiß-Roten, trotz der Wechseltraditionen der letzten Jahre, auch 2006 nicht ändern. Schon gar nicht, wenn einem der beiden in dieser Saison mit etwas Glück der erste GP-Sieg gelingen sollte.

Williams. Wieder etwas schwieriger präsentiert sich die Fahrersituation in Grove. Während Nick Heidfeld nur einen Vertrag bis zum Jahresende, dafür einen mit Option für das Team, besitzt, steht Mark Webber auch für 2006 noch unter Vertrag. Im selben Jahr soll aber auch der verlorene Sohn Jenson Button - im mittlerweile zweiten Anlauf - von British American Racing zurückgeholt werden. Da sein Team die Ausstiegsklausel des Briten (75% der Punkte des WM-Führenden bis Ende August) bei derzeit nur fünf mickrigen Zählern kaum erfüllen wird, dürfte auch der Wechsel von JB feststehen. Die Option auf Heidfeld könnte aber dennoch eingelöst werden, da Sir Frank Williams auf diese Weise billigere Kundentriebwerke von BMW ergattern könnte. Schließlich steht der Mönchengladbacher als Wunschpilot ganz oben auf der weiß-blauen Liste.

Klien, Liuzzi oder gibt es einen lachenden Dritten?, Foto: Sutton
Klien, Liuzzi oder gibt es einen lachenden Dritten?, Foto: Sutton

Red Bull. Mit der Unterschrift von David Coulthard legte sich Red Bull Racing überraschend früh auf einen Teamleader für das erste "richtige" Rennjahr fest. Denn bislang betonten die österreichisch-britischen Verantwortlichen immer, dass 2005 nur als "Übergangsjahr" anzusehen sei. Deshalb fiel auch die Entscheidung in der Frage des zweiten Fahrers zugunsten des Cockpit-Sharings zwischen Christian Klien und Tonio Liuzzi aus. Im kommenden Jahr wird dann aber nur noch einer der beiden - oder gar ein ganz anderer - im zweiten RB2 sitzen. Für den anderen Red Bull Junior müsste Dietrich Mateschitz dann eine - vorübergehende? - andere Heimat suchen. Scott Speed könnte vom Teilzeittester zum Stammtester aufsteigen und somit seinem Ziel als nächster Amerikaner in der F1 einen weiteren Schritt näher rücken.

Sauber. Angesichts der Übernahme durch BMW steht in der Fahrerfrage bei Sauber/BMW noch gar nichts fest. Abgesehen von dem vermuteten Wunschfahrer Nick Heidfeld, ist also alles möglich. So spekuliert Jacques Villeneuve ebenso auf eine Erfüllung seines Zweijahresvertrages (oder auf eine schmackhafte Abfindung) wie Felipe Massa auf eine Zukunft bei den Münchnern. Denn zuletzt musste Massa trotz seiner Bindung zu Ferrari feststellen, dass es ohne einen vorzeitigen Abgang von Rubens Barrichello keinen freien Platz bei einem der Top-Teams gibt.

Zeigt Robert an wo es lang geht?, Foto: Sutton
Zeigt Robert an wo es lang geht?, Foto: Sutton

Jordan. Bei den Noch-Gelben ist ebenfalls noch nichts klar. Und das ist wörtlich zu nehmen. Denn obwohl das Team 2006 als MidlandF1 an den Start gehen wird, steht noch nicht fest, welcher Motor im Heck für Power sorgen und welche Fahrer am Lenkrad drehen sollen. Ein angeblicher Kandidat ist bereits seit dem Winter der Mexikaner Mario Dominguez, der momentan noch in der Champ Car Serie aktiv ist. Ein anderer Name der immer wieder fällt ist Testfahrer Robert Doornbos, der angeblich bereits ein Angebot als Stammfahrer für 2006 auf dem Tisch liegen haben soll. Aber auch Tiago Monteiro, der sich zuletzt immer mehr in Szene setzte, sowie Narain Karthikeyan hoffen auf eine Weiterbeschäftigung. Durch den Abgang ihres größten Befürworters Trevor Carlin, dürfte dieses Unternehmen allerdings schwieriger geworden sein.

Minardi. Ebenso wie bei Midland sind auch bei Jordan Fahrer mit prall gefüllten Geldkoffern gern gesehen. Entsprechend lässt es sich absolut nicht vorhersagen, wer 2006 in einem der beiden schwarzen Boliden sitzen wird. Eine mögliche Namensliste würde wie in jedem Jahr mit den beiden aktuellen Piloten beginnen, mit den Fahrern der letzten paar Jahre fortgeführt werden und um einige übliche Verdächtige mit mehr oder minder viel Sponsorengeldern erweitert werden.

Posiert Danica 2006 nicht nur zu PR-Zwecken?, Foto: Sutton
Posiert Danica 2006 nicht nur zu PR-Zwecken?, Foto: Sutton

B·A·R. Bei British American Racing scheint vorerst nur der Abgang von Jenson Button fest zu stehen. Selbst da es auch hier wieder Zweifel gibt, da es angeblich eine Klausel geben soll, welche Button bei Williams einen "Werksmotor" garantieren soll. Als mögliche Nachfolger des Briten kommen sowohl Testfahrer Anthony Davidson als auch externe Fahrer vom Schlage eines Rubens Barrichello oder IRL-Stars Dan Wheldon in Frage. Auch Danica Patrick wurde schon gehandelt, wobei dies wohl eher eine Möchtegernvorstellung einiger Journalisten ist. Für Davidson spricht die Tatsache, dass das Team ihn bereits im letzten Winter entgegen seines Willens in Brackley hielt. Zudem schlug der B·A·R-Schützling Adam Carroll einen Platz in der neuen A1 GP Serie aus, was darauf hindeutet, dass er 2006 wohl öfter in einem weißen F1-Boliden testen dürfte. Takuma Sato scheint derweil unumstritten, besonders so lange Honda das Sagen hat.