Gelassenheit. Damit machte Sebastian Vettel 2018 schon auf sich aufmerksam. Im und außerhalb des Cockpits. Der heißblütige Vettel der vergangenen Jahre scheint Vergangenheit zu sein. Auch nach seinem Startcrash mit Valtteri Bottas am vergangenen Wochenende in Frankreich zeigte sich der Deutsche gelassen.

Die Kritik der italienischen Medien lässt ihn kalt. "Zum Glück spreche ich kein Italienisch", scherzte Vettel, der inzwischen ganze Interviews auf Italienisch gibt. "Mit diesem Auto müsste man die Weltmeisterschaft gewinnen", zitierte ein Journalist italienische Medien. "Dann sollen sie wen anders holen", lautete Vettels Antwort darauf.

Doch beratungs- oder kritikresistent ist Vettel nicht. "Es ist wichtig, dass man Kritik auch an sich heranlässt, denn der Flügel war ab, also war etwas nicht so gut", meint Vettel selbst. Auch hier hat sich der Ferrari-Star weiterentwickelt.

Frankreich-Crash: Vettel kann sich nicht aus Situation befreien

Vettel mit etwas Abstand zur Kollision: "Ich habe mir die Szene aus Frankreich noch angesehen, bin auch durch die Daten gegangen. Ich habe einen Fehler gemacht und es gab einen Grund, weshalb ich bestraft wurde. Wäre ich noch einmal in der gleichen Situation, würde ich es womöglich anders machen."

Doch grundsätzlich bleibt Vettel bei seiner Version: "Ich habe nichts Verrücktes gemacht. Ich hatte Position eins ja schon aufgegeben, ich wäre auch mit Platz vier nach der ersten Kurve zufrieden gewesen, aber ich konnte einfach aus dieser Situation nicht heraus. Ich hätte vielleicht nur eine halbe Sekunde früher bremsen können. Leute meinen immer, dass man dann vielleicht unkonzentriert war oder etwas Verrücktes versucht hat. Ich habe nur den Gripverlust unterschätzt."

Nah Baku, als sich Vettel beim Restart verbremste und einen sichergeglaubten Sieg verlor, war Frankreich bereits der zweite Vettel-Fehler mit Konsequenzen. Ohne die Fehler wäre der Deutsche in der WM-Wertung vor Hamilton. So steht es 145 zu 131 für den Mercedes-Piloten.

Hamilton denkt an WM, Vettel an Siege

In Baku verbremste sich Vettel um den Sieg, Foto: Sutton
In Baku verbremste sich Vettel um den Sieg, Foto: Sutton

Geht Vettel also zu viel Risiko und blickt zu wenig auf die WM? "Natürlich gibt es Fehler, die man nicht machen sollte, das ist richtig. Aber ich bin nicht besorgt. Fehler sind nicht Teil des Plans, aber man versucht ans Limit zu gehen", erklärt er. "Ich habe nicht nur Punkte sammeln im Kopf, das ist nicht mein Verständnis von Racing."

"Auf der anderen Seite haben wir auch schon an Tagen gewonnen, an denen es nicht hätte sein sollen", stellt Vettel klar. Es gibt also nicht nur die durch Risiko verlorenen Punkte, sondern auch die gewonnen. Sein Fazit ist deshalb ganz einfach: "Wo gehobelt wird fallen Späne." Lewis Hamilton scheint es derzeit genau anders zu sehen, der Brite scheut das Risiko wie der Teufel das Weihwasser. Seine größte Angst ist ein Ausfall - ob technisch oder fahrerisch bedingt.

Vettel: Ferrari sollte in Österreich stark sein

Neben Vettel hatte auch Ferrari in Frankreich kein Glanzwochenende. Mercedes war überlegen. "Aber wir waren viel näher dran als noch in Barcelona", wirft Vettel ein. In Österreich erwartet er aber eher wieder eine andere Tendenz: "Es ist schwierig, denn so ganz klar ist es nicht, wer wann stark ist. Bei Red Bull vielleicht schon, dort lässt sich ein Muster erkennen."

"Aber warum Mercedes manchmal so konkurrenzfähig ist und manchmal nicht, das weiß ich nicht", fügt Vettel an. "Aber wir haben ein Auto, das gut funktioniert. Letztes Jahr war es hier sehr gut und diese Art von Strecke sollte uns liegen."