Formel 1 2018: Lewis Hamilton zu Ferrari? (06:37 Min.)

Der Grand Prix von Monaco gilt für den Großteil des Fahrerlagers der Formel 1 als absolutes Saisonhighlight. Szene-Rennen, Glamour-GP, Party all night long - direkt auf der Strecke, wilde Leitplanken-Action. Damit nicht genug. Dem Trouble in Monte Carlo heizt zusätzlich Debatte um Debatte zum Fahrermarkt ordentlich ein. Monaco ist der perfekte Ort, die Silly Season so richtig starten zu lassen, manchmal auch völlig wilde Gerüchte zu streuen, absurde Spekulationen in die Welt zu setzen. Ein Musterbeispiel bildet die aktuelle Ausgabe des F1-Festivals im Fürstentum Monaco 2018.

Über den Winter bis zuletzt schien sich die Weltpresse zunehmend und fast einzig auf die Königsfigur Daniel Ricciardo einzuschießen. Bleibt der Australier bei Red Bull Racing? Oder wechselt der Mann mit den italienischen Wurzeln doch zu Ferrari, macht Sebastian Vettel ein zweites Mal so richtig Dampf? Oder geht es gar zu Mercedes. Alles mehrfach durchgekaut. Doch allmählich scheint das Thema nicht nur einen Journalisten zu langweilen. Neue Gerüchte, Ideen für Fahrer-Rochaden müssen her.

Supertalent Charles Leclerc schon 2019 neuer Vettel-Kollege bei Ferrari?

Monaco liefert dazu den perfekten Anlass für einen noch harmlosen Auftakt. Es ist das erste Heimrennen für Shootingstar Charles Leclerc, der vergangenes Jahr in der Formel 2 brillierte, diese Saison einen Spitzeneinstand bei Sauber zeigt. Aber: Leclerc ist eben nicht nur Sauber-Pilot, sondern auch - oder besser gesagt vor allem - Ferrari-Junior. Also erste Frage: Jetzt eher Leclerc die Nummer eins, geht es um einen potentiellen Nachfolger für Kimi Räikkönen. Vorausgesetzt natürlich, der Finne erhält nicht seinen gefühlt 107.321 Einjahresvertrag bei Ferrari ...

"Ich weiß nicht", winkt Vettel auf die Frage ab, ob Leclerc 2019 sein Teamkollege werden. "Ich unterschreibe nicht, wer neben mir sein wird. Da müsst ihr schon Maurizio fragen." Was Leclerc allein betrifft wäre Vettel jedoch nicht abgeneigt. "Ich sehe nicht, warum es nicht passieren sollte. Aber er hat hier natürlich noch mehr Jahre vor sich als wir alle wenn du nur mal seinen Pass anschaust", relativiert Vettel, das der Youngster jetzt sofort aufsteigen müsse.

Denn: Vettel ist auch extrem happy mit der gegenwärtigen Situation, wäre eine Fortführung der guten Zusammenarbeit alles andere als Abgeneigt. Doch in Kimi Räikkönen sieht Vettel nicht nur seinen Buddy und Abschirmdienst, sondern sieht den Finnen auch absolut legitimiert im Ferrari. Räikkönen sei verglichen mit jedem anderen da draußen absolut schnell genug, so Vettel in der italienischen Presse.

Formel 1 2018: Lustiges Monaco GP-Tippspiel (18:36 Min.)

Kimi Räikkönen will neuen Ferrari-Vertrag: Leidenschaft für Racing verschwindet nicht

Und der Finne selbst? Macht nicht im Ansatz Anstalten, die Lust an der Formel 1 zu verlieren, will sein Cockpit bei Ferrari erneut behalten. Das macht Räikkönen 2018 zum ersten Mal nur in aller Deutlichkeit im Rahmen des Monaco GP klar. "Es hängt vom Team ab und sie wissen ganz genau, was ich will. Ich würde ja nicht in der Formel 1 fahren, wenn ich keinen Spaß daran haben würde. Der Spaß am Fahren ist die einzige Sache, die mich hier hält", so Räikkönen unmissverständlich. Besonders mit Blick auf die bislang starke Performance des 38-Jährigen - Räikkönen fährt bis dato seine klar stärkste Saison nach dem Ferrari-Comeback 2014 - erscheint das umso plausibler.

"Die Entscheidung wird aber von vielen Dingen beeinflusst", mahnt Räikkönen jedoch. "Aber meine Leidenschaft für das Rennfahren wird auf jeden Fall nicht von jetzt bis Saisonende verschwinden", stellt Räikkönen nochmals klar. Allerdings: Einem Gerücht in der finnischen Presse zufolge, soll Räikkönen dabei auch auf einen erneuten Wechsel in den Rallye-Sport zielen. Einer dieser Einflussfaktoren in Sachen F1 heißt indes wieder Charles Leclerc. Doch ist dieser Hype nach nur fünf Rennen nicht übertrieben? Auf keinen Fall meint Vettel.

Vettel & Hamilton: Leclerc-Hype absolut gerechtfertigt

"Ich denke, dass der Hype absolut gerechtfertigt ist. Wenn es um ihn keinen Hype gibt, dann verstehe ich nicht, wer gehyped werden sollte, denn wenn du so durch die unteren Serien fährst, dann gehörst du hier einfach hin", adelt der vierfache Weltmeister den Rookie. "Und hier hat er auch soweit alles aus seinen Chancen gemacht, hat mit einem Auto, das nicht in die Punkte gehört, gepunktet." Zustimmung vom anderen Quattro-Champion im Formel-1-Feld. "Ich habe ihn hochkommen sehen und was er in den letzten paar Jahren gemacht hat, war klasse anzusehen", lobt Hamilton.

Vor allem ein Punkt freut den Briten in der heutigen Zeit mit F1-Fahrern wie Milliardärssohn Lance Stroll dabei: "Nicht immer hat der talentierteste Kerl auch das meiste Geld, deshalb ist es großartig zu sehen, dass ein wirklich talentiertes Kind es schafft. Ich wünsche ihm nur das Beste. Das wichtigste ist, dass er jetzt die Füße auf dem Boden behält und nicht alles zu ernst nimmt. Er hat wirklich das Potential, hier richtig große Dinge zu bewegen."

Hamilton zu Ferrari: Gerüchte kochen wieder hoch

Genau das ist F1-Superstar Lewis Hamilton längst gelungen. Doch fehlt dem Weltmeister nicht noch die rote Kirsche auf der Sahne? Rot, weil Ferrari. Denn: Plötzlich sind sie in Monaco wieder zurück. Spekulationen, die Hamiltons Zukunft bei Ferrari sehen, am besten schon 2019. Hintergrund: Hamilton hat noch immer nicht seinen Vertrag bei Mercedes verlängert. Wegen Ferrari? Aber: Wäre er da überhaupt willkommen?

"Keine Ahnung, er hat mich nicht gefragt", lagt Vettel mit einem Grinsen Richtung Hamilton. "Er hat sicher ein Veto, also würde das nicht passieren", entgegnet Hamilton mit einer Stichelei gegen Vettel. Der pariert: "Habe ich nicht. Mich würde es nicht stören. Aber um ganz ehrlich zu sein - ich bin sehr glücklich mit der Beziehung, die ich mit Kimi pflege." Doch Hamilton hat noch nicht genug: "Ich denke, dass wir eine bessere Beziehung haben, denkst du nicht?" Das kann man nun als verklausulierte Bewerbung lesen oder aber auch nicht. Vor allem dürfte es jedoch weiter nur Stichelei sein.

So sieht es jedenfalls auch Vettel. Außerdem habe man zuvor ohnehin schon über Leclerc gesprochen. Hamilton ist für Vettel nach dem Monegassen und Räikkönen also so oder so maximal Wahl Nummer drei als Ferrari-Teamkollege 2019. Das sieht dann auch Hamilton ein. "Ich fahre gegen wen auch immer, will immer gegen die Besten fahren. Das kann mit zwei unglaublich starken Alphatieren in einem Team aber schwierig sein, wie man schon oft gesehen hat." Mit Bottas (der gerade auch noch um endlich mehr als nur einen Einjahresvertrag streitet) - offenbar kein so großes Alphatier - läuft es bei Mercedes aktuell rund.

"Aber es kann auf gewisse Art auch funktionieren, wie gerade bei ihm (Vettel, Anm. d. Red.) und Kimi. Aber naja ... wenn du es genau ansiehst, kannst du ehrlicherweise auch sagen, dass Kimi nicht allzu zufrieden sein kann, weil gewisse Szenarien nicht gerade für ihn funktionieren ... Ich gehe also nicht davon aus, dass wir (Hamilton und Vettel, Anm. d. Red.) mal in unserer Zeit hier, zusammen fahren werden. Höchstens wenn wir mal eines Tages zusammen Le Mans fahren", scherzt der Brite.

Irre: Spekulationen um Ferrari-Rückkehr Fernando Alonsos

Gutes Stichwort. An der Sarthe tritt 2018 immerhin erstmals auch eine andere große Figur auf dem Fahrermarkt der Formel 1 an: Fernando Alonso. Große Figur? Geht es bei Alonso nicht ohnehin nur darum, ob er überhaupt weiter macht? Kreativen Gerüchteköchen zufolge nicht. Karriereende oder Verlängerung bei McLaren sind für sie nicht die einzigen Optionen. Ein Treffen von Flavio Briatore, Teil des Alonso-Managements, mit Ferrari-Verantwortlichen im Rahmen des vergangenen Spanien GP, hat schon wieder völlig abstruse Ideen für 2019 auf den Plan gebracht: Sprich eine Alonso-Rückkehr zur Scuderia.

McLaren-Boss Zak Brown zeigt sich unbeeindruckt. "Ich denke, dass unsere Situation ist wie bei allen anderen. Wir sprechen alle mit unseren Fahrern. Wir sind jetzt zurück in Europa und da geht es gewöhnlich zum Sommer eben los, dass die Dinge Formen annehmen - auch was unsere Gespräche mit Fernando angeht", so Brown.

Wo bleibt der neue Mercedes-Vertrag für Hamilton?

Ganz ähnlich ist letztlich die Lage auch bei Mercedes, Lewis Hamilton und ihrer ewig anmutenden Vertragsodyssee. Tatsächlich hat diese jedoch noch nicht einmal begonnen, bekräftigen der Brite wie Teamchef Toto Wolff unisono. "Es gibt keine Punkte, an denen es hapert. Es hat einfach keine Eile gegeben", wiederholt Hamilton mit stoischer Ruhe und Redundanz auf die auch in Monaco wiederkehrenden Nachfragen. "Das habe ich euch schon am Anfang gesagt. Und es gibt auch keine Gespräche mit irgendwem anders, nicht einmal Überlegungen", stellt Hamilton - erneut - ohne Restzweifel klar.

"Ich brauche einfach meine Zeit. Noch habe ich sowieso Vertrag und genieße das Rennfahren", lenkt der Brite ab. Außerdem gefalle es ihm, Schabernack mit den Medien zu treiben: "Schön auch zu sehen, wie ihr euch ausmalt, was geschieht. Ich mache mir auf jeden Fall keinen Stress." Ebenso wenig Toto Wolff. "Wir haben großes Vertrauen ineinander, niemand setzt den anderen unter Druck. Wir haben kein Datum für eine Bekanntgabe fixiert, aber dass es nicht passiert, dafür sehe ich keinen Grund."

Horner sieht Geldfrage als Grund der Verzögerung: Lifestyle-Lewis nicht billig zu haben

Außer vielleicht das liebe Geld? Das zumindest vermutet Christian Horner. "Die Verzögerung kann nur mit Geld zu tun haben. Und ich denke, dass es da um eine groteske Menge Geld geht, über die Toto da spricht, sodass es vielleicht seine und Nikis Augen feucht werden lässt. Er (Hamilton, Anm. d. Red.) hat eben einen sehr teuren Lifestyle, er ist viermaliger Weltmeister und ich bezweifele, dass er günstig zu haben ist", so der Red-Bull-Teamchef.

Doch Toto Wolff winkt ab. Hamilton könne jedenfalls nicht entscheiden, was er wolle. "Nein. Es ist gerade einfach ein ganz normaler Vorgang, dass du mit einander sprichst und verhandelst", stellt Wolff klar. Das geschieht auch bei anderen Teams. Daniels und Christians Situation ist sicher ähnlich", versucht Wolff das Gespräch wieder auf den vorherig größten Brandherd der Silly Season zu lenken. "Wir hatten jedenfalls gute Gespräche und es gibt keinen Wunsch seinerseits, das Team zu verlassen und wir haben auch keinen Wunsch, ihn zu verlieren."

Formel 1 2018: Lewis Hamilton zu Ferrari? (06:37 Min.)

Dass eine Trennung wirklich realistisch ist, glauben jedoch ohnehin nur besonders kreative Schlagzeilen-Macher und Klickgetriebene. Nicht andere Verantwortliche in der Formel 1. "Ich vertraue Lewis und Toto jedenfalls und denke, dass sie weitermachen", sagt dagegen Saubers Frederic Vasseur. "Ich wäre sehr überrascht, sollte Lewis nächstes Jahr nicht in einem Mercedes sitzen", bestätigt Zak Brown. "Ich denke, es ist einfach nur eine Frage der Zeit."

Und wie ist Deine Meinung zum Fahrermarkt 2019? Welche sechs Fahrer werden in den Top-Cockpits bei Ferrari, Mercedes und Red Bull sitzen? Schreib uns in den Kommentaren. Die Einschätzungen von den Motorsport-Magazin.com-Redakteuren Christian Menath und Jonas Fehling direkt aus dem Land der Gerüchte Monaco findet ihr oben im Video.