Formel 1: Ist Bottas zu langsam für Mercedes? (05:03 Min.)

Das Mercedes-Abenteuer begann so gut für Valtteri Bottas. Bis zur Sommerpause hatte der finnische Formel-1-Pilot schon zwei Rennen gewonnen und befand sich trotz eines technisch bedingten Ausfalls mittendrin im Kampf um die Fahrerweltmeisterschaft. Doch seit dem Ungarn GP in Budapest gelingt Bottas nicht mehr besonders viel. In Sao Paulo dann ein kleiner Befreiungsschlag: Pole Position vor Sebastian Vettel, während Lewis Hamilton den Silberpfeil in der Streckenbegrenzung versenkte.

Doch der Befreiungsschlag währte nicht lange. Genau gesagt nur 334,5 Meter. In Kurve eins war Vettel schon vor Bottas. Für den Mercedes-Piloten war es der K.O.-Schlag beim Brasilien GP. Bottas fuhr das gesamte Rennen wie der Schatten von Vettel, konnte den Ferrari-Piloten aber auf der Strecke nicht einmal richtig unter Druck setzen.

Im Gegensatz dazu 'rockte' Lewis Hamilton die Formel 1, wie Toto Wolff zu sagen pflegt. Aus der Boxengasse gestartet fuhr der frischgebackene Vierfach-Weltmeister auf Rang vier, setzte am Ende sogar noch Kimi Räikkönen auf Rang drei unter Druck und kam nur 5,5 Sekunden hinter Sieger Vettel und 2,7 Sekunden hinter Teamkollege Bottas ins Ziel.

Hamilton: Ich hätte locker gewonnen

Hamilton selbstsicher: "Ich hatte so eine gute Pace, damit wäre es an diesem Wochenende ein einfacher Sieg geworden." Warum hat Bottas aber das Rennen von Pole nicht gewonnen? Tatsächlich muss man dem Finnen zugutehalten, dass die Rennzeiten nicht direkt vergleichbar sind. Hamilton durfte auf Soft-Reifen starten, was in der Theorie ein deutlicher Vorteil ist.

Zu Beginn des Rennens betrug die Asphalt-Temperatur noch 60 Grad Celsius, im Verlauf des Rennens sank sie immerhin auf rund 55 Grad. Das Arbeitsfenster des Soft-Reifen ist deutlich höher als das des Supersofts. Der Soft kann höhere Temperaturen besser ab. Dazu kommt, dass die Autos zu Beginn des Rennens schwerer sind, was ebenfalls stärker auf die Reifen geht. Als Hamilton am Ende mit dem Supersoft-Kleber ran durfte, hatte die Strecke zudem am meisten Grip.

Auch wenn einige Faktoren den großen Unterschied zwischen Hamilton und Bottas relativieren, war Bottas' Performance dennoch enttäuschend. Daraus macht er auch selbst keinen Hehl: "Ich bin von Pole gestartet, also war das Ziel heute natürlich der Sieg. Deshalb ist es sehr enttäuschend."

Lauda: Mercedes schuld, nicht Bottas

Mercedes steht öffentlich noch hinter Bottas. Niki Lauda sagte vor wenigen Rennen zu Motorsport-Magazin.com: "Es ist schwierig für ihn, denn das Auto ist schwierig zu fahren. Lewis kann es besser handeln, Valtteri hat Schwierigkeiten. Wenn man mir kein gutes Auto gibt, kann ich keine Leistung zeigen. Wenn wir ihm aber ein einfach zu fahrendes Auto geben, das zu seinem Fahrverhalten passt, dann zeigt er es auch wieder. So, wie unser Auto momentan peformt, ist das entgegen seines Fahrstils. Selbst Lewis beschwert sich darüber, wie schwer das Auto zu fahren ist. Nichtsdestotrotz kann er noch die Rennen gewinnen. Der Druck liegt auf uns, es einfacher zu machen."

Auch Mercedes Motorsportchef Toto Wolff stärkt Bottas nach der Brasilien-Niederlage den Rücken: "Valtteri pushte während des Rennens auf jeder einzelnen Runde. Er blieb an Sebastian dran, kam aber auf einer Strecke, auf der das Überholen für Autos mit einer ähnlichen Performance schwierig ist, nicht nah genug heran, um die Führung zu übernehmen."

Weniger Sätze später gibt Wolff Bottas unbemerkt doch noch einen mit: "Lewis zeigte eine seiner besten Leistungen in diesem Jahr und sie zeigte, dass wir hier das mit Abstand schnellste Auto hatten." Doch was unterscheidet Hamilton in der zweiten Saisonhälfte von Bottas? "Lewis war das ganze Jahr Rock n' Roll, Valtteri hat sich langsam erholt aber braucht noch etwas mehr Killer-Gen", meint Wolff.

Nach der starken ersten Saisonhälfte bezeichnete Wolff die Vertragsverlängerung von Bottas noch als 'Selbstläufer', inzwischen wird der neue Einjahresvertrag von manchen schon als Risiko für 2018 gesehen.

Liegen Bottas' Qualitäten neben der Strecke?

Doch bei Mercedes sieht man mehr als nur die nackten Ergebnisse. "Die Kombination aus Lewis und Valtteri ist wirklich gut und es ist eine großartige Teamdynamik zwischen ihnen und dem ganzen Team - das ist hilfreich. Es ist eine gesunde Rivalität und das ist es, was es zwischen zwei Teamkollegen braucht."

Im vergangenen Jahr eskalierte das teaminterne Duell zwischen Lewis Hamilton und Nico Rosberg. Hamilton erklärte bereits mehrmals in dieser Saison, dass es zwischenmenschlich mit Bottas besser passt.

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