Der vorerst letzte Auftritt der Formel 1 in Malaysia 2017 lieferte bei Red Bull ausnahmsweise einmal nicht die Bühne für Daniel Ricciardo. Der Australier, der im Vorjahr nach einem harten Kampf über Max Verstappen triumphierte, musste sich seinem jungen Stallgefährten beim 15. Saisonrennen klar geschlagen geben. Bis auf die Schlussattacke von Sebastian Vettel erlebte Ricciardo eine ruhige Fahrt auf den dritten Platz.

"Gratulation an Max. Er war das ganze Wochenende über sehr stark", sprach Ricciardo dem Teamkollegen seine Anerkennung aus, nachdem dieser in Malaysia der Red-Bull-Pilot im Rampenlicht war. Während Ricciardo in Sepang bereits sein achtes Podium in dieser Saison feierte, war es für Verstappen erst der zweite Besuch auf dem Treppchen. Dass es für den 28-Jährigen dieses Mal nicht zu mehr reichen würde, zeichnete sich schon früh im Rennen ab.

Während Verstappen den starken Start von Valtteri Bottas noch abwehren konnte, fiel Ricciardo hinter den Mercedes-Piloten zurück. "Ich hatte mich am Start für die Innenbahn entschieden, aber er hatte außen letztendlich mehr Schwung. Das war also nicht die beste Linie von mir, schätze ich", so Ricciardo, der daraufhin versuchte, die Position zurückzugewinnen.

"Ich hing ein paar Runden hinter Bottas fest. Ich haben natürlich versucht, so schnell wie möglich an ihm vorbeizukommen, aber er hat sich gut verteidigt", erklärte Ricciardo, der erst in Runde neun einen Weg vorbei am Finnen fand. Zu diesem Zeitpunkt lagen Verstappen an der Spitze bereits elf Sekunden vor Ricciardo.

"Max und Lewis waren da schon weg", war sich Ricciardo schnell darüber im Klaren, dass der Zug für den Sieg für ihn abgefahren war. "Daniel ist leider zu spät an Bottas vorbeigekommen", konstatierte auch Red-Bull-Berater Dr. Helmut Marko im TV-Interview mit Sky.

Daniel Ricciardo musste in Sepang Max Verstappen den Vortritt lassen, Foto: LAT Images
Daniel Ricciardo musste in Sepang Max Verstappen den Vortritt lassen, Foto: LAT Images

Ricciardo stoppt Vettels Malaysia-Aufholjagd

Ricciardo war danach zunächst lange Zeit alleine unterwegs. "Es war für die meiste Zeit ein recht einsames Rennen", hielt er fest. Auch die Hoffnungen, den Doppelsieg aus dem Vorjahr in umgekehrter Reihenfolge wiederholen zu können, hatten sich bald verflüchtigt. Dafür stand Ricciardo in der zweiten Rennhälfte eine andere Herausforderung ins Haus.

Ab Runde 30 hieß sein Verfolger Sebastian Vettel, der auf Supersoft-Reifen unterwegs war. Ricciardos Vorsprung von rund zehn Sekunden knabberte der Ferrari-Piloten in den folgenden Runden sukzessive ab. "Mein Ingenieur sagte mir permanent, dass er mich einholen würde. Solange bis wir an einen Punkt kamen, an dem ich ihn darum bat, den Rand zu halten", erklärte Ricciardo.

Vettel fuhr auf Pirellis weichstem in Sepang verfügbaren Reifen mit Abstand die schnellsten Rundenzeiten und Ricciardo konnte auch ohne die Erinnerungen seines Renningenieurs gut erahnen, was ihm in der Schlussphase des Rennens blühen könnte. "Seb kam am Ende ganz schön schnell heran. Ich dachte, das wird ein hartes Stück arbeit", so der Australier.

In Runde 48 versuchte Vettel, beim Anbremsen auf die erste Kurve innen am Red Bull vorbeizugehen. Ricciardo konnte die Attacke jedoch erfolgreich abwehren - wenn auch erst im letzten Moment. "Ich habe die Tür bei der Anfahrt auf den Scheitelpunkt erst sehr spät zugemacht", gab er zu.

"Ich weiß nicht, ob er sich darüber beschwert hat. Aber ich denke nicht, dass es zu aggressiv von mir war oder ich mich sehr spät bewegt habe", so Ricciardo weiter. Vettel war mit dem Manöver seines ehemaligen Red-Bull-Stallgefährten zwar nicht zu 100 Prozent einverstanden, konnte aber offenbar damit leben: "Der späte Move um die Tür zu schließen, war nicht nötig. Aber es war schon in Ordnung."

Als Ricciardo an Bottas vorbei war, waren Verstappen und Hamilton verschwunden, Foto: Sutton
Als Ricciardo an Bottas vorbei war, waren Verstappen und Hamilton verschwunden, Foto: Sutton

Ricciardo: Hätte mir mehr Action von Vettel gewünscht

Letztendlich beschränkte sich Vettels Offensive jedoch auf diese eine Attacke. "Ich hatte von da an eigentlich erwartet, dass er es bis zum Schluss versuchen wird. Aber vielleicht hat er sich einfach die Reifen ruiniert, als er versuchte mich einzuholen", sagte Ricciardo. "Aber er hatte wirklich nur einen ernsthaften Angriff. Danach konnte ich wegfahren."

Dazu, dass Vettel kein weiteren Attacken reiten konnte, trug außerdem eine Überrundung namens Fernando Alonso bei. Der Spanier ließ jedoch nur den Red Bull sofort vorbei und ließ Vettel noch einige Kurven warten. "Alonso war hilfreich. Es war nicht unangenehm, wie er sich uns gegenüber verhalten hat", so Marko.

Die Red-Bull-Teamführung hatte jedoch auch erkannt, dass Vettel sein Pulver selbst schon verschossen hatte. "Wir haben die Zeiten und die Reifen genau studiert. Da haben wir schon gesehen, dass Vettels Vorderreifen Abnutzungsspuren aufweisen. In der Phase, als er dich an Daniel dran war, hat er seine Vorderreifen überhitzt und dann ging nichts mehr", erklärte Marko weiter.

Ricciardo hätte es jedenfalls genossen, wenn das Vettel-Duell kein so schnelles Ende gefunden hätte: "Wenn ich ehrlich bin, hätte ich lieber einen Kampf bis in die Schlussphase gehabt, einfach damit es etwas aufregender wird. Die paar Runden waren jedenfalls ganz spaßig."