Max Verstappen hat den Malaysia GP der Formel 1 in Sepang gewonnen. Der Niederländer in Diensten Red Bulls profitierte einerseits von einem technisch bedingten Ausfall von Ferrari-Pilot Kimi Räikkönen noch vor dem Start, setzte andererseits aber ein bärenstarkes Manöver zum Sieg im Duell mit Mercedes-Pilot Lewis Hamilton kurz nach dem Start.

"Ich bin sehr zufrieden mit Max. Er verdient es einfach nach so vielen Ausfällen. Das war eine sehr gute Wiedergutmachung. Heute Abend machen wir Party", sagte Verstappens Vater Jos bei Sky. "Sein Überholmanöver war absolut klasse", lobte Teamchef Christian Horner bei RTL. "Er ist das beste Rennen seines Lebens gefahren, ich ziehe die Kappe", ergänzte Niki Lauda.

Für Max Verstappen ist es nach dem Sieg bei seinem Red-Bull-Debüt in Spanien 2016 der zweite F1-Erfolg, für Red Bull der zweite Malaysia-Sieg in Folge: Im Vorjahr hatte Daniel Ricciardo das Rennen in Sepang für sich entschieden. Für Sebastian Vettel endete das Rennen nach einer guten Aufholjagd auf P4 mit einer bösen Überraschung.

Das Podium: Hinter Verstappen überquerte Hamilton den Zielstrich als Zweiter vor dem Red Bull von Daniel Ricciardo, der in den letzten Runde heftige Attacken von Aufholjäger Sebastian Vettel erfolgreich abzuwehren wusste.

Vettel dagegen erlebte noch in der Auslaufrunde einen Schock, als er mit Lance Stroll kollidierte und sich einen Reifen abriss. "Ich weiß nicht, was da los war. Ich glaube, der Lance hat da einfach nicht nach vorne geschaut", sagte Vettel. "Stroll war innen, links war der Randstein. Sebastian wollte außen vorbeifahren, aber das ist ja kein Autorennen mehr. Er hätte ruhig mehr Platz lassen können. Nach dem Rennen ist es eigentlich egal - außer wenn das Getirebe kaputt ist. Das kann bei so einem Schlag passieren", so die Einschätzung von Niki Lauda bei RTL.

Die Punkteränge: Hinter Vettel auf P5 landete völlig abgeschlagen Valtteri Bottas. Sergio Perez, Stoffel Vandoorne, Lance Stroll, Felipe Massa und Esteban Ocon komplettierten die Top-10. Nico Hülkenberg wurde nach einem späten Not-Stopp nur 16., Pascal Wehrlein 17.

Das sagen Verstappen, Hamilton & Ricciardo zum Rennen

Max Verstappen: "Das Auto hat sich richtig gut angefühlt. Lewis hatte ein paar Probleme mit der Traktion, ich habe meine Batterie voll ausgenutzt und wusste, dass er im WM-Kampf ist - darauf hatte ich es angelegt. Ich hatte die Pace. Es war ein hartes Rennen, aber ein unglaublicher Sieg. Nach dem bisherigen Saisonverlauf kam dieser Sieg jetzt zum richtigen Zeitpunkt. Ich muss mich bei Red Bull bedanken."

Lewis Hamilton: "Riesen Kompliment an Max - noch zum Geburtstag alles Gute. Und dann noch ein Sieg als Geschenk. Sie hatten einfach die Oberhand. Ich muss mich aber bedanken. Es ist eine tolle, schwierige Strecke. Die Pace war aber nicht da am Wochenende. Trotzdem können wir die nächsten Rennen gewinnen. Wir müssen aber pushen."

Daniel Ricciardo: "Am Start hat man gesehen, dass die Mercedes Probleme hatten. Ich habe versucht, Lewis zu bekommen, aber das wurde nichts. Am Ende war Seb so schnell, da dachte ich schon, noch ordentlich arbeiten zu müssen. Aber ich wusste, dass er nur an einer Stelle angreifen konnte."

Der WM-Stand: In der WM baut Hamilton seinen Vorsprung auf Vettel um sechs auf 34 Punkte aus, Bottas verliert klar an Boden, liegt nun satte 59 Punkte - als mehr als zwei Siege - hinter seinem Teamkollegen. Bei den Konstrukteuren landet Mercedes den näcshten Big Point, führt nun mit 118 Punkten vor Ferrari.

Das Wetter: Regen am Mittag in Sepang. Doch der Start ging im Trockenen über die Bühne. Die Lufttemperatur betrug 30 Grad, auf dem Asphalt waren es 39 Grad Celsius. Die Regenwahrscheinlichkeit betrug während des Rennens allerdings konstant 40 Prozent, sodass im ein gewisses Chaos-Risiko bestand. Bis auf die Siegerehrung blieb es aber trocken.

Das Drama um Kimi Räikkönen in Malaysia, Foto: Sutton
Das Drama um Kimi Räikkönen in Malaysia, Foto: Sutton

Drama in der Startaufstellung: Kimi Räikkönen in massiven Motorenproblemen. Ferrari musste den Finnen zurück in die Box schieben. Ganz, ganz bitterer Rückschlag für Räikkönen und seine großen Siegchancen. Die erste Diagnose war ein Ladeproblem der Batterie.

Der Start: Lewis Hamilton dominierte den Start. Ganz lockere Angelegenheit für den Briten. Dahinter attackierte Valtteri Bottas die Red Bull. Daniel Ricciardo war schon vor Kurve eins ausbeschleunigt, doch Max Verstappen wehrte sich in Kurbe zwei trotz schlechterer Linie stark, sodass er sich in Kurve drei behaupten konnte. Sebastian Vettel lag nach einer Runde bereits auf P13. Kurz davor rangelten Massa und Ocon mit leichtem Kontakt. Stoffel Vandoorne katapultierte sich auf einen starken fünften Platz.

Das Manöver des Rennens: Sensationeller Angriff von Max Verstappen auf Lewis Hamilton Ende Start/Ziel zu Beginn der vierten Runde! Mit Erfolg - der Niederländer drückte sich tatsächlich am Briten vorbei in Führung. Dahinter machte parallel Daniel Ricciardo gewaltig Druck auf Valtteri Bottas.

Verstappen drückt sich an Hamilton vorbei, Foto: LAT Images
Verstappen drückt sich an Hamilton vorbei, Foto: LAT Images

Der Rennverlauf mit Vettels Aufholjagd: Einzig Sebastian Vettel und die Sauber starteten auf dem Soft, der Rest auf Supersoft. Vettel tat sich mit dem härteren Reifen nach seiner starken Startrunde allerdings schwer, hing selbst hinter dem McLaren von Fernando Alonso fest. Erst in Runde neun gelang es dem Deutschen, sich am Spanier vorbei zu drücken.

Weiter vorne schnappte sich in Runde zehn Daniel Ricciardo den Mercedes Valtteri Bottas. Nach einem Kampf über die ersten drei Kurven stach der Australier in Kurve vier innen rein, drückte sich vorbei. Sofort setzte er sich binnen zwei Runden rasant um vier Sekunden ab. Genauso groß war der Vorsprung Verstappens an der Spitze. In diesem Tempo machten die Red Bull weiter, Mercedes war chancenlos, vor allem Bottas tat sich extrem schwer.

Nur acht Sekunden hinter Bottas liegend gewann Sebastian Vettel durch frühe Boxenstopps (vgl. entsprechender Abschnitt unten) der Mittelfeld-Teams Position um Position, war nach 14 Runden schon Sechster, machte Druck auf Perez. In Runde 20 kostete ihn ein kapitaler Verbremser in die letzte Kurve eine Überholchance, einen Umlauf später machte er es besser und zog mit DRS auf Start-Ziel vorbei. In Runde 26 dann der erste Angriff auf Bottas, den der Finne in Kurve vier noch knapp parierte. Schließlich kam Vettel jedoch durch einen Undercut vorbei

Die Reihenfolge in Runde 32 von 57 nach allen Stopps: Verstappen vor Hamilton (+6 Sek.), Ricciardo (+18 Sek.), Vettel (+32 Sek.) und Bottas (+39 Sek.). Mit den weichsten Reifen von allen holte Vettel von nun an in Siebenmeilenstiefeln auf - eine Sekunde pro Runde!

Zehn Runden vor Rennende hing der Ferrari dann im Getriebe des Red Bull. In Runde 48 kam Vettel allerdings eine Überrundung von Fernando Alonso in die Quere, der Deutsche beschwerte sich vehement im Boxenfunk. In Runde 49 dann der erste Angriff. Doch Ricciardo wehrte sich Ende Start-Ziel erfolgreich. Danach gelang es Vettel nicht mehr, dranzubleiben. Die Positionen waren bezogen.

Die Boxenstopps und die Strategien: Ganz früh an der Box: Nico Hülkenberg, Esteban Ocon und Kevin Magnussen - gut für Sebastian Vettel, der so kampflos Positionen gewann. Wenig später kamen auch die Williams, Romain Grosjean, Jolyon Palmer, Stoffel Vandoorne und Pierre Gasly. Zwei-Stopp-Strategien schienen beliebt zu sein, Vettel profitierte.

Von den Spitzenleuten kam Lewis Hamilton in Runde 26 als erster zum Reifenwechsel, holte Soft. Damit blieb er direkt vor den kämpfenden Vettel und Bottas. Eine Runde später auch der Leader an der Box: Auch Verstappen holte Soft, danach kam in der selben Runde Vettel - für Supersoft.

In Umlauf 28 dann auch Bottas an der Box - natürlich auch Soft. Damit verlor er die Position gegen Vettel. Noch eine Runde später dann auch der Letzte an der Box: Daniel Ricciardo, der durch den späten Wechsel viel Boden auf Hamilton verlor.. Alle Top-Fahrer auf Einstoppern unterwegs also - auch Vettel, der bis Rennende jetzt allerdings 28 Runden mit dem weicheren Reifen würde fahren müssen.

Die Zwischen- & Ausfälle: Kimi Räikkönen schied infolge seines Motorenproblems im Grid aus, ohne einen Meter gefahren zu sein. In Runde 25 der erste echte nächste Zwischenfall, als sich Esteban Ocon im Zweikampf mit Carlos Sainz nach einer leichten Berührung in Kurve eins drehte.

In Runde 33 kamen sich dann Fernando Alonso und Kevin Magnussen ins Gehege, als der Däne völlig übertrieben versuchte, eine Attacke Alonsos abzuwehren und Alonso fast von der Strecke drückte. "Was für ein Idiot. Hülkenberg hat Recht", schimpfte Alonso im Funk. Unmittelbar danach gaben es sich Massa und Ocon, wieder war der Franzose neben der Strecke. Sämtliche Vorfälle blieben jedoch straffrei.

Parallel dazu musste Carlos Sainz das Rennen mit technischen Problemen aufgeben, stellte den Toro Rosso an der Box ab. Wenig später legte Jolyon Palmer einen Dreher hin, der allerdings nicht mehr als Zeit kostete.

Die Analyse: Vettel zeigt eine grandiose Aufholjagd, trotzdem ist Ferrari der große Verlierer. Mit dieser Pace hätte man in Malaysia locker gewonnen - zumindest mit Kimi Räikkönen noch, um Lewis Hamilton viele Punkte wegzunehmen. Doch der Finne musste in den noch saureren Motor-Defekt-Apfel beißen. So verliert Vettel dennoch einiges an Boden auf den Briten. Die Konstrukteursweltmeisterschaft ist trotz richtig schlechter Pace Mercedes zu deren Gunsten entschieden. Und Red Bull? War einmal mehr mustergültig da, als es was zu holen gab. Wunder, oh Wunder war es aber Max Verstappen, nicht Daniel Ricciardo der die Früchte erntete.

Die Top-Facts des Rennens

  • Max Verstappen gewinnt in Sepang
  • 2. Karriere-Sieg für den Red-Bull-Youngster
  • Hamilton vor Ricciardo auf dem Podium
  • Vettel zeigt rasante Aufholjagd: Nach 14 Runden schon P6
  • Vettel im Ziel auf P4
  • Räikkönen mit Motorproblem vor dem Start out
  • Mercedes trotz gewaltigen Pace-Problemen der große Gewinner
  • Vettel crasht in Auslaufrunde mit Stroll