"Ich würde das Thema jetzt gerne beenden." Pascal Wehrleins Laune wird beim Thema Cockpit 2018 von Frage zu Frage schlechter. "Ich habe noch keinen Plan B", ließ er einmal mehr verlauten. Als ein Kollege ihm daraufhin nahelegt, sich ebenjenen zu machen, war das Thema in der Medienrunde fast durch, Wehrlein wollte lieber über etwas anderes sprechen.

Dabei sieht es aktuell tatsächlich nicht besonders rosig um die Zukunft des aktuellen Sauber-Piloten aus. Dass ein Verbleib bei seinem aktuellen Team unwahrscheinlich ist, weiß auch er. Die erste Amtshandlung des neuen Teamchefs Frederic Vasseur war es, den Motorenvertrag mit Honda für 2018 zu kündigen. Stattdessen gibt es ab der kommenden Saison wieder neuestes Material von Ferrari.

Ferrari will dafür nicht nur Millionen nach Maranello überwiesen haben, sondern auch einen Ausbildungsplatz für mindestens einen seiner Nachwuchsfahrer. Dabei bräuchte Ferrari sogar zwei Cockpits: Antonio Giovinazzi sitzt schon in dieser Saison auf der Ersatzbank, fuhr zwei Rennen für den verletzten Wehrlein bei Sauber und darf nun bei Haas Trainings-Erfahrung sammeln. Gleichzeitig sorgt Charles Leclerc in der Formel 2 mit seinen Leistungen derzeit dafür, dass ein Formel-1-Cockpit unumgänglich wird.

Ein Sauber-Cockpit wird höchstwahrscheinlich an einen Ferrari-Junior gehen. Das zweite Cockpit ist ohnehin mit Marcus Ericsson besetzt. Longbow Finance SA, das Unternehmen, das in der vergangenen Saison 100 Prozent der Sauber Holding übernahm, ist zwar ein Unternehmen mit Sitz in der Schweiz, geht aber auf die schwedischen Förderer von Ericsson zurück. Solange es Longbow und Sauber gibt, hat Ericsson eine Job-Garantie.

Das macht die Lage für Wehrlein nicht einfach: Nach und nach verschwindet ein Cockpit nach dem anderen vom Markt. Weil Sebastian Vettel und Kimi Räikkönen ihre Ferrari-Verträge verlängerten, rutscht weder ein Ferrari-Junior, noch Sergio Perez oder Romain Grosjean nach.

Weil Valtteri Bottas seinen Job bei Mercedes tadellos erfüllt und auch Teamkollege Lewis Hamilton bestens mit dem Finnen auskommt, dürfte es nicht mehr lange dauern, bis auch die letzten Formalitäten zwischen Bottas und Mercedes geklärt sind. Bei Mercedes ist für den Mercedes-Junior kein Platz.

Red Bull und Toro Rosso sind ebenfalls dicht, kamen aber für Wehrlein ohnehin nicht in Frage. Auch Haas hat beide Fahrer für 2018 bestätigt. McLaren verlängerte unlängst den Vertrag von Stoffel Vandoorne und hat mit Lando Norris bereits ein eigenes Ass im Ärmel, sollte Fernando Alonso gehen.

Pascal Wehrlein hat bei Sauber die Nase meist vor Marcus Ericsson, Foto: Sutton
Pascal Wehrlein hat bei Sauber die Nase meist vor Marcus Ericsson, Foto: Sutton

Mercedes Motorsportchef Toto Wolff, der als Wehrlein-Förderer der ersten Stunde gilt, sieht für seinen Zögling noch eine Zukunft in der Formel 1. "Er muss bei Sauber performen, es liegt in seinen Händen", so Wollf zu Motorsport-Magazin.com. "Vielleicht ist die Tür bei Sauber aufgrund der Partnerschaft mit Ferrari jetzt zu, aber es gibt mindestens eine andere Möglichkeit - es hängt von seiner Leistung ab."

Naheliegend sind die beiden Mercedes-Kunden Williams und Force India. Williams allerdings hat mit Lance Stroll schon einen jungen Piloten und braucht nicht nur Erfahrung, sondern auch Alter im Team, damit der Hauptsponsor in allen Märkten mindestens eine Werbefigur hat. 25 Jahre sollte der zweite Williams-Pilot mindestens alt sein.

Der zweite Mercedes-Kunde, Force India, entschied sich bereits gegen Wehrlein - das allerdings ist ein Jahr her. Damals erhielt ausgerechnet Wehrleins ärgster Konkurrent, der zweite Mercedes-Junior, Esteban Ocon, den Vorzug. Angeblich wäre der Rennstall menschlich nicht mit Wehrlein zurechtgekommen, so hieß es.

Das allerdings ist aus Force-India-Kreisen nicht zu vernehmen. Dort steht Wehrlein sehr wohl auf der Liste - allerdings noch mit ein paar anderen Kandidaten. Doch bei Force India muss etwas passieren, denn eigentlich würde das Team die beiden aktuellen Piloten Esteban Ocon und Sergio Perez gerne behalten - auch wenn es immer wieder zu Kollisionen zwischen den beiden kommt und das Team inzwischen mit Stallregie reagieren muss.

Für Force India ist Perez und Ocon die beste Paarung. Beide sind schnell, Perez bringt Erfahrung und Geld, Ocon Zukunft und Mercedes. Doch teamintern stimmt es nicht mehr zwischen dem Franzosen und dem Mexikaner. Und hier kommt das letzte vakante Cockpit ins Spiel: Renault.

Das zweite Renault-Cockpit an der Seite von Nico Hülkenberg ist die heißeste Aktie auf dem Markt. Fernando Alonso, Robert Kubica, Carlos Sainz - und beide Force-India-Piloten könnten 2018 in Gelb fahren. Je öfter sich Perez und Ocon ins Auto fahren, umso mehr treibt es Perez nach Enstone. Doch auch der Franzose im französischen Team wäre eine charmante Kombination.

Für Wehrlein bedeutet das aber: Allein in seiner Hand liegt seine Zukunft wohl nicht mehr. Wenn bei Force India aber ein Platz frei wird, muss er seine Leistung liefern. In der Weltmeisterschaft sieht es da gut aus für den 22-Jährigen: Er hat fünf Punkte auf seinem Konto, Teamkollege Ericsson noch null. Doch die Formkurve von Wehrlein schwankte zuletzt etwas. Ericsson, der bislang nicht für Wunder bekannt ist, muss Wehrlein wieder regelmäßiger und deutlicher schlagen.