Die erste Runde in Spa-Francorchamps geht an Mercedes. Lewis Hamilton sicherte sich im zweiten Training die Tagesbestzeit, bevor die Session im belgischen Regen zu Ende ging. Sebastian Vettel blieb nur Rang fünf, sogar hinter Max Verstappen im Red Bull. Doch was nach einem Rückschlag für den Ferrari-Piloten klingt, ist für diesen kein großes Problem. "Ich hatte nicht den richtigen Rhythmus gefunden. Ich kann noch schneller fahren. Das Auto hatte einen guten Grip, wir müssen aber eine bessere Balance finden", erklärte Vettel die rote To-Do-Liste.

Dass der Ferrari durchaus das Potenzial hat, vorne anzugreifen, zeigte ein stark aufgelegter Kimi Räikkönen. Der Finne belegte Rang zwei, zweieinhalb Zehntel hinter Hamilton. Im kurvenreichen Mittelsektor fuhr Räikkönen sogar die absolute Bestzeit. Ein fliegender Finne, angetrieben von seiner jüngsten Vertragsverlängerung? "Es macht einen nicht schneller oder langsamer, aber natürlich muss man sich keine Sorgen mehr machen und kann sich auf die wichtigen Dinge konzentrieren", sagte der 37-Jährige.

Den Abstand zur Spitze schätzt Räikkönen geringer ein, als er sich auf dem Zeitentableau tatsächlich darstellt. "Es ist wahrscheinlich enger, als die meisten Leute denken", stellt er klar. Damit wählt er fast dieselbe Wortwahl wie Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff, der die Bestzeit seines Schützlings Hamilton ebenfalls nicht überbewerten will. "Ich denke, es ist knapper, als es aussieht. Vettel ist einen fantastischen Long Run gefahren, da war er schneller als alle anderen", erklärte er.

Kimi Räikkönen überzeugte in Spa mit Platz zwei am Freitag, Foto: LAT Images
Kimi Räikkönen überzeugte in Spa mit Platz zwei am Freitag, Foto: LAT Images

Vettel selbst sah seine Schwierigkeiten auch eher auf einer schnellen Runde bestehen. "Ich habe den Rhythmus nicht wirklich gefunden, besonders auf dem Short Run. Der Long Run war besser. Das Auto ist insgesamt bereit, den Job zu erledigen und schnell zu sein. Ich muss meinerseits einfach meinen Job machen und dann sollte es gut funktionieren", blickte Vettel voraus.

Red Bull scheitert mit Extrem-Setup

Doch in Belgien scheinen nicht nur Mercedes und Ferrari gegeneinander zu kämpfen. Zumindest am Freitag präsentierte sich auch Red Bull in Schlagdistanz. Daniel Ricciardo fuhr in Sektor eins und drei gar jeweils völlig überraschend die absolute Bestzeit. Doch im Mittelsektor - eigentlich die Stärke Red Bulls - verlor der Australier über anderthalb Sekunden.

Der Grund: Red Bull splittete die Abstimmungen der beiden Autos komplett. Während Max Verstappen mehr Flügel und damit Abtrieb bekam, setzte man bei Ricciardo auf ein Highspeed-Setup. Und gerade im Mittelabschnitt ist vor allem Abtrieb gefragt. Verstappen kam dort fast an Räikkönens Bestzeit heran, verlor dafür aber bereits in Sektor eins über sechs Zehntel auf seinen Teamkollegen Ricciardo. In der Endabrechnung war Verstappens Setup aber neun Zehntel schneller.

Ricciardo beschreibt sein Gefühl im Auto mit deutlichen Worten. "Der erste und dritte Sektor waren fantastisch, aber in Sektor zwei habe ich mich wie in einem Formel-3-Auto gefühlt", stellte er klar. "Ich hätte mich sehr gefreut, wenn es aufgegangen wäre, aber Stand jetzt sind wir damit nicht konkurrenzfähig genug. Wir schauen, ob es da einen Kompromiss gibt, ansonsten gehen wir auf das Abtriebslevel, das Max hatte", kündigte Ricciardo an. Vom Kampf um die Pole träumt der Australier nicht. "Die Top Fünf waren innerhalb von vier, fünf Zehnteln. Wenn wir da hineinfahren können, wäre es okay."

Daniel Ricciardo muss sich wohl von seinem extremen Setup verabschieden, Foto: LAT Images
Daniel Ricciardo muss sich wohl von seinem extremen Setup verabschieden, Foto: LAT Images

Hamilton überwältigt nach Bestzeit

Bei Mercedes fand man dagegen kaum kritische Worte. Besonders Lewis Hamilton wirkte nach seiner Bestzeit nahezu euphorisiert. "Der heutige Tag fühlte sich wie einer unserer stärksten Freitage in dieser Saison an", sagte der Brite. "Das Auto fühlte sich auf Anhieb rundum stark an. Im 1. Training erzielten wir einige gute Fortschritte am Setup. Das ist ein richtig ermutigender Auftakt in das Wochenende. An der Spitze geht es bei der Long-Run-Pace eng zu. Aber wir haben das Wochenende bestmöglich begonnen", frohlockte Hamilton.

Sein Teamkollege Valtteri Bottas landete mit vier Zehnteln Rückstand auf Rang vier, sein Tag verlief nicht ganz reibungslos. Im ersten Training rutschte er im Bereich Campus ins Kiesbett und beschädigte sich seinen Frontflügel. Er konnte die Fahrt jedoch selbständig fortsetzen. Am Nachmittag dann gab es für ihn keinen Grund zur Klage.

"Wir hatten ein paar Schwierigkeiten bei der Abstimmung des Autos und ich fühlte mich am Anfang nicht allzu wohl", erklärte Bottas. "Am Ende wurde es allerdings besser. Wir haben große Fortschritte erzielt. Die Performance unseres Autos sieht insgesamt gut aus. Allerdings gibt es noch viel Spielraum, um unser Auto zu optimieren", sieht er sich noch lange nicht am Maximum.