Der erste Trainingstag in Budapest lief für Haas-Pilot Kevin Magnussen mehr schlecht als recht. Zunächst musste er im 1. Freien Training erneut das Cockpit für Ferrari-Junior Antonio Giovinazzi räumen. Der flog mit dem Boliden des Dänen nach wenigen Runden ab, wodurch dieser in der Folge am Nachmittag erst spät auf die Strecke gehen konnte. Dort geriet er dann mit Mercedes-Pilot Lewis Hamilton aneinander - mal wieder.

"Vor ihm ist niemand und trotzdem fährt er im letzten Sektor extrem langsam, gerade wenn ich auf einer guten Runde bin", poltert Magnussen, der aufgrund von Giovinazzis Crash und der daraus resultierenden Reparaturzeit am Freitag nur auf elf Runden auf dem Hungaroring kam. Lediglich die letzte halbe Stunde des 2. Freien Trainings blieb ihm. Von diesem Umstand sichtlich genervt, motzte er schon im Boxenfunk über die vermeintliche Blockade durch Lewis Hamilton: "Was macht Lewis da?"

Nachdem sich vor zwei Wochen in Silverstone noch sein Teamkollege Romain Grosjean im Qualifying von Hamilton behindert fühlte, nahm Magnussen das neuerliche Vorkommnis zum Anlass, in dieselbe Kerbe zu schlagen. "Er steht sowieso immer im Weg, das ist ja nichts Neues", legt der 24-Jährige los, der mit seiner schnellsten Runde zwar immer noch vor Grosjean landete, aber angesichts seiner limitierten Streckenzeit einfach kein Verständnis für Hamilton aufbringen kann: "Ich bin nur vier schnelle Runden gefahren und er hat es trotzdem geschafft, im Weg zu stehen."

Schon in Monaco beschwerte sich Magnussen über eine Blockade durch Hamilton, die ihm seiner Meinung nach den Einzug ins Q3 kostete. Die Angelegenheit mit dem dreimaligen Weltmeister zu besprechen hält er dennoch für zwecklos. "Ich spreche eh nie mit ihm. Außerdem, was soll ich machen? Ich fahre sein Auto nicht. Manche Fahrer interessiert es einfach nicht", so der Däne, der sich stattdessen vorbehält, Gleiches mit Gleichem zu vergelten.

"Es wird dasselbe sein, wenn er eines Tages im Qualifying auf einer guten Runde ist. Es wird mich nicht interessieren", so Magnussen, der Hamilton viel mehr schlechte Manieren als einen Regelverstoß vorwirft: "An dem was er macht, ist nichts illegal. Aber es ist einfach ein bisschen respektlos."

Nachdem Giovinazzi den Haas von Magnussen zerlegt hatte, war die Stimmung beim Dänen im Keller, Foto: LAT Images
Nachdem Giovinazzi den Haas von Magnussen zerlegt hatte, war die Stimmung beim Dänen im Keller, Foto: LAT Images

Schwierigster Freitag für Haas in der Formel 1

Generell hatte Haas beim Trainingsauftakt in Budapest nicht allzu viel zu lachen. Zum Unfall von Giovinazzi und dem Ärger von Magnussen gesellte sich zudem neuerlicher Frust von Grosjean. "Es war das schwierigste Training für Haas F1 - inklusive letztem Jahr", so das Fazit von Teamchef Günther Steiner. "Es war erbärmlich. An allen Fronten. Was auch immer wir gemacht haben, war schlecht", fügt der Österreicher an.

Alleine die Tatsache, dass Magnussen trotz limitierter Streckenzeit am Nachmittag als 17. anderthalb Zehntel vor Grosjean landete, spricht Bände. Denn während der Franzose mit den Bremsen von Carbon Industries auf Kriegsfuß stand, konnte das Team mit dem zweiten Auto aufgrund Giovinazzis Crash keine Erkenntnisse sammeln. "Die Balance war komplett daneben und wir hatten kein zweites Auto, das uns Daten liefern konnte, weil es zerstört war", so Steiner. "Dadurch wird es zu einer Abwärtsspirale."

Nachdem Grosjean in Silverstone zuletzt von den Carbon Industrie-Bremsen überzeugt war und sich auch für Ungarn auf diese festgelegt hatte, holten ihn dort plötzlich die Probleme der Vergangenheit wieder ein. "Er hatte einfach keine Balance. Es war wieder einer dieser Tage", erklärt Steiner, für dessen Team am Freitag offenbar gar nichts nach Plan zu laufen schien: "Wir sind auf Supersoft rausgegangen um einen Qualifying-Run zu machen, doch die anderen sind alle mit viel Sprit unterwegs und dann bleibst du im Verkehr stecken."

Grosjean wechselt zurück auf Brembo

Der neuerliche Ärger mit der Bremsanlage veranlasste Grosjean sogar dazu, für den Rest des Wochenendes auf die von ihm eigentlich auch nicht sonderlich geliebten Brembo-Komponenten zurückzuwechseln. "Es ist frustrierend, denn in Silverstone waren wir glücklich - obwohl das natürlich auch nicht unbedingt eine Bremsen-Strecke ist", so der Teamchef, der zusammen mit den Ingenieuren in der Not keinen anderen Ausweg sah.

"Mit all den Problemen, die wir haben, haben wir einfach keine Zeit jetzt die Bremsen zu entwickeln. Also haben wir einfach gesagt: Lasst uns auf Brembo zurückgehen, vergessen wir einen zweiten Satz Carbon Industrie-Bremsen", so Steiner, der nach dem verkorksten Trainingstag maximale Schadensbegrenzung betreiben will: "Wir müssen einfach rational sein und versuchen, uns aus dem Loch zu kämpfen, das wir uns am Vormittag selbst gegraben haben."