Der WM-Kampf zwischen Mercedes und Ferrari spitzt sich von Rennen zu Rennen zu. Während Vettel und Hamilton in Baku erstmals richtig aneinandergerieten, knallte es zwischen ihren Teamkollegen nicht nur dort, sondern auch in Barcelona - und das auch noch umso heftiger. Für Valtteri Bottas sind die vermehrten Kollisionen mit Kimi Räikkönen eine logische Konsequenz des in der Saison 2017 herrschenden Kräfteverhältnisses.

"Es ist ganz einfach in fast jedem Rennen so, dass wir und Ferrari in den ersten beiden Startreihen stehen. Damit haben beide immer die Möglichkeit, um den Sieg zu kämpfen", lautet Bottas' ganz einfache Erklärung für die mittlerweile regelmäßigen Kontakte zwischen Silberpfeil-Boliden und denen der Scuderia. Frei nach dem Motto, wo gehobelt wird fallen Späne: "Wenn wir hart gegeneinander fahren, kann es manchmal zu Kollisionen kommen."

In der Tat haben die beiden Top-Teams in dieser Saison bisher 30 der insgesamt 32 möglichen Startpositionen in den ersten beiden Startreihen belegt. Und auch im Rennen sind Mercedes und Ferrari dank ähnlicher Performance nahezu unzertrennlich. "Wir starten halt fast immer nebeneinander und auch im Renntrimm sind wir immer auf einem Level. So gibt es in der Theorie eine große Chance für uns, aneinanderzugeraten. Nur deshalb sieht es so aus, als ob es immer zwischen Mercedes und Ferrari passiert", erklärt Bottas weiter.

Dementsprechend sieht er seine Fehde mit Räikkönen auch eher als Zufallsprodukt der Mercedes-Ferrari-Rivalität, statt als eine persönliche Angelegenheit zwischen ihm und seinem Landsmann: "Mit Kimi und mir ist es das Gleiche wie mit Ferrari und Mercedes an sich. Es war halt einfach nur Pech, dass Kimi und ich jetzt schon ein paar Mal kollidiert sind. Das ist Racing und passiert manchmal, wenn keiner der beiden Fahrer nachgeben will."

Kein böses Blut: Kollisionen mit Räikkönen für Bottas nur Pech, Foto: Sutton
Kein böses Blut: Kollisionen mit Räikkönen für Bottas nur Pech, Foto: Sutton

Bottas zur Baku-Kollision: Würde es nicht anders machen

Räikkönen schäumte nach der Bottas-Kollision in der ersten Runde des Aserbaidschan GP, schon wieder vom "gleichen Typ" abschossen worden zu sein. Dieser ist nach wie vor der Meinung, in Baku keine andere Wahl gehabt zu haben. "Was ich in Baku gemacht habe, würde ich jetzt nicht anders machen. Es gab für mich keine Option, in dieser Situation noch zurückzustecken. Also fuhr ich über den Kerb, es lief aber nicht wie erwartet und ich konnte die Linie nicht halten", erklärt der Mercedes-Pilot.

Bottas' Ansatz nach könnte sich ein Finnen-Clash also immer wieder zutragen: "Ich werde nichts anders machen", macht er unmissverständlich klar. Anderseits ist ihm auch bewusst, dass ihn die Kollisionen mit dem rivalisierenden Team bereits einige WM-Zähler gekostet haben. Vor allem in Baku hätte er ohne den Unfall mit Räikkönen gute Chancen auf den Sieg gehabt, nachdem Vettel und Hamilton zurückgefallen waren: "Ich hatte letztendlich immer noch einen Schaden von der Kollision mit Kimi. Meine Crew konnte es während der Pause zwar etwas reparieren, aber nicht alles. Das hat mir nicht geholfen."

In den vergangenen drei Rennen konnte Bottas einige Zähler auf Teamkollege Hamilton gutmachen und hält nun bei 28 Punkten Rückstand auf den dreimaligen Weltmeister. Die WM-Chancen von Mercedes' vermeintlicher Nummer zwei sind damit immer noch voll intakt. Dennoch: "Wir hatten ein paar Rennen, wo uns zu viel passiert ist. Baku zum Beispiel. Wir brauchen als Team gute Resultate mit beiden Autos, um die Konstrukteurs-WM zu gewinnen. Und auch für mich ist es wichtig, wenn ich im Kampf um die Fahrerweltmeisterschaft bleiben will."

Österreich 2017: Rennen 1 nach dem Vettel-Skandal: (03:13 Min.)

Bottas: Habe von Hamiltons Qualifying-Stärke gelernt

Zuletzt hatte Bottas in den Rennen ein etwas glücklicheres Händchen als Hamilton, doch in den Qualifyings war ihm der Star-Pilot des Teams dafür weit voraus. Zu Beginn des Jahres war der Samstag noch eine Stärke des Neuzugangs im Team, doch mittlerweile hat sich der Wind gedreht. Bottas ist jedoch zuversichtlich, an den letzten Wochenenden die Ursachen dafür erkannt zu haben: "Montreal und Baku waren gute Lektionen für mich. Ich kenne die Gründe für jedes Hundertstel, das Lewis irgendwo herausgeholt hat und wie er es gemacht hat."

Im Detail ging es laut Bottas um das richtige Anfahren der Pirelli-Pneus. "Es lag an meiner Outlap-Performance. Das war vor allem in Montreal der größte Unterschied. Ich habe aus den letzten beiden Qualifyings viel gelernt und ich hoffe, dass ich mich dadurch verbessern kann", so Bottas weiter. Gegenüber Motorsport-Magazin.com erklärt er allerdings auch, dass er auf dem Red Bull Ring keine allzu große Reifenproblematik erwartet: "Wir erwarten hier, dass es weniger ein Problem sein wird, aufgrund des Charakters der Rennstrecke. Obwohl die Runde kurz ist, gibt es ein paar Kurven, wo man viel Energie in den Reifen leiten kann. Außerdem haben wir den Ultrasoft, den wir einfach ins Arbeitsfenster bekommen."

Für das neunte Saisonrennen in der Steiermark hat Mercedes im Entwicklungsduell außerdem nachgelegt, um die Oberhand über Ferrari zu erlangen. "Wir haben ein paar neue Aerodynamik-Teile, die wir am Freitag testen. Wir hoffen, dass wir damit gegenüber Ferrari zulegen können", so Bottas, der sich in Sachen Kräfteverhältnis aber alles andere als sicher ist: "Wir erwarten hier stark zu sein, können aber nicht sagen, dass wir vor Ferrari sind. Es wird sicher wieder ein enger Kampf mit ihnen werden. Red Bull scheint auch zugelegt zu haben, doch diese Strecke könnte für sie schwieriger werden. Wir müssen abwarten."