Carlos Sainz und Renault: Diese Transfergerüchte sind alles andere als neu, denn bereits 2016 wurde der Red Bull-Youngster mit dem französischen Werksteam in Verbindung gebracht. Zu einer Vertragsunterzeichnung kam es jedoch nicht. Der Energydrink-Hersteller zog rechtzeitig die Option auf seinen Schützling und band ihn damit für ein weiteres Jahr an Toro Rosso, während Renault kurz darauf Nico Hülkenberg verpflichtete. Im Rahmen des Aserbaidschan GP bekundeten die Franzosen nun erneut ihr Interesse an Sainz.

Angesichts Jolyon Palmers in der Saison 2017 bisher gezeigten Leistungen gilt es als sehr wahrscheinlich, dass der Brite im kommenden Jahr nicht mehr neben Hülkenberg für die Gelben aus Enstone an den Start gehen wird. Renault-Geschäftsführer Cyril Abiteboul ist dementsprechend bereits jetzt auf der Suche nach einem neuen Partner für seine deutsche Speerspitze. Im Gespräch mit dem spanischen Pay-TV-Sender Movistar+ machte er in Baku keinen Hehl daraus, dass es sein Team wie schon vor einem Jahr auf Carlos Sainz abgesehen hat. "Ehrlich gesagt haben wir ein Auge auf ihn", gestand der Franzose.

Nachdem die Gerüchteküche die beiden Namen im Frühjahr vergangenen Jahres hartnäckig zusammen in einen Topf schmiss, entschied sich Red Bull Ende Juni 2016 dazu, den Vertrag mit Sainz zu verlängern. "Wir haben Anfang der Woche die Option gezogen, er ist somit weitere zwölf Monate an Red Bull gebunden", verkündete Christian Horner damals. Die besagten zwölf Monate dürften sich langsam aber sicher ihrem Ende neigen. Für Renault Anlass genug, wieder um die Dienste des 22-Jährigen zu buhlen. "Ich verstehe, dass er einen langfristigen Vertrag mit Red Bull hat, aber wir führen einige Gespräche mit ihnen", fügte Abiteboul an.

Ob Red Bull die Option für 2018 bereits gezogen hat, ist nicht bekannt. Eine offizielle Bekanntgabe gab es bisher nicht. So oder so verfügen seine Förderer jedoch über einen gültigen Vertrag mit Sainz, womit sie mehr oder weniger auch die Hand auf seiner Zukunft haben. Gut möglich also, dass die Österreicher ihren Junior für ein weiteres Jahr an sich binden, womit Renault sich wieder einmal nach einer Alternative umschauen müsste. "Er hat einen Vertrag für nächstes Jahr. Aber ich kann nicht leugnen, dass wir sehr interessiert sind, sofern er verfügbar sein sollte", war sich der Renault-Chef über Sainz' vertragliche Situation durchaus im Klaren.

Während Verstappen längst ganz oben angekommen ist, wartet Sainz weiterhin auf seine Chance, Foto: Sutton
Während Verstappen längst ganz oben angekommen ist, wartet Sainz weiterhin auf seine Chance, Foto: Sutton

Sainz' Traum vom Top-Auto

Der Wunsch von Sainz, endlich vom Nachwuchsteam Toro Rosso in ein konkurrenzfähiges Auto aufzusteigen, besteht nicht erst seit diesem Jahr. In seiner Debüt-Saison an der Seite Max Verstappens gab er sich 2015 bei den Jungbullen keine Blöße. Letztendlich war es aber der niederländische Shooting Star, der im Eilverfahren ins A-Team von Red Bull befördert wurde. Sainz blieb im Hype um Verstappen auf der Strecke, beteuerte damals jedoch stets, dass Red Bull nach wie vor sein Wunschteam sei: "Ich werde mich einfach darauf fokussieren, härter als je zuvor zu kämpfen, um Red Bull zu beeindrucken. Zumindest damit sie sehen, dass ihnen ein schneller Fahrer zur Verfügung steht, wenn sie ihn brauchen."

Angesichts der Schlagkraft von Daniel Ricciardo und Max Verstappen dürfte sich ein Aufstieg in Red Bulls erste Reihe in absehbarer Zeit allerdings als schwierig erweisen. Ein weiteres Jahr bei Toro Rosso hingegen könnte zum Abstellgleis werden. Dass Sainz im teaminternen Duell gegen Daniil Kvyat auch diese Saison nichts anbrennen lässt und nach Punkten mit 29:4 bisher klar die Oberhand hat, sorgt dafür, dass er seinen Marktwert aufrechterhalten kann und weiterhin eine gefragte Personalie auf dem Transferkarussell ist. Von gerüchteweisem Interesse durch Werksmannschaften wie Renault oder sogar Ferrari zeigte er sich stets geschmeichelt: "Es ist natürlich ein Kompliment. Letztendlich sind es die Hersteller, die in der Formel 1 das Sagen haben. Das Interesse eines so wichtigen Herstellers wie Renault macht mich natürlich sehr stolz, das kann ich nicht leugnen."

Ob aus den Interessenbekundungen von Renault dieses Mal etwas wird, werden die kommenden Monate zeigen. Als Motorenlieferanten für beide Red Bull-Teams könnten die Franzosen eventuell einen Deal aushandeln, um das Talent von seinem Vertrag loszueisen. Sainz selbst dürfte jedenfalls langsam ungeduldig werden, wenn es darum geht, die nächste Stufe auf der Karriereleiter zu erklimmen. Schon vergangenes Jahr kündigte er an: "Ich will 2018 für ein Top-Team fahren." Und auch gegenüber Red Bull machte er schon vor langer Zeit deutlich, dass er nicht ewig auf die Chance in einem siegfähigen Boliden warten will: "Ich habe ihnen klargemacht, dass ich bereit bin. Ich muss in der Formel 1 den nächsten Schritt machen und die Zeit dafür ist gekommen. Das verstehen sie, denn sie sehen es genauso wie ich."