Red Bull Racing reist mental gestärkt nach Montreal - denn auf dem Nürburgring hat man das zweitbeste Saisonergebnis erzielen können. In der Team-WM liegt man unangefochten auf Rang 6 - auf Ferrari fehlen den roten Bullen 12 Punkte. Und das Red Bull-Team wird mit neuen alten Gesichtern auftauchen. Anstelle von Vitantonio Liuzzi wird wieder der Österreicher Christian Klien in den zweiten Einsatzwagen neben David Coulthard klettern. Und im dritten Auto wird Scott Speed, der junge und schnelle Amerikaner sitzen.

Sportdirektor Günther Steiner glaubt daran, die Kräfte seiner Fahrer optimal zu bündeln: "Christian hatte in Kanada im letzten Jahr einen guten Lauf und war hier sehr konkurrenzfähig. Sein Selbstvertrauen ist auch nach einem guten Silverstone-Test weiter gestiegen. Montreal ist eine Strecke, die einen intelligenten und zugleich aggressiven Zugang verlangt und wir wissen, dass wir genau das von David erwarten dürfen. Scott Speed wird nach guten Tests in Silverstone und Barcelona bei den Übersee-Rennen den dritten Wagen steuern - diese beiden Rennen decken sich zudem mit einer Lücke im GP2-Kalender."

Speed freut sich über die Gelegenheit, in seiner Heimat einen F1-Boliden steuern zu dürfen. Doch den F1-Kurs in Indianapolis kennt er genauso wenig wie den "Circuit Gilles Villeneuve" in Montreal. Scott verrät, dass er vor allem wegen der hochgestochenen Technologie von der Formel 1 angezogen wird: "Schon als ich zehn Jahre alt war, studierte ich die Rundenzeiten und Datenblätter meines Gokarts." Speed räumt in der Aussendung mit dem "Missverständnis" auf, die Amerikaner würden kein Interesse an der Formel 1 haben: "Für einen Amerikaner ist es schwer, in die Formel 1 zu gelangen. Du musst den Kontinent und deine Familie verlassen und nach Europa gehen. Das kann sich nicht jeder leisten. In meinem Fall hat es mir Red Bull ermöglicht. Ohne Red Bull würde ich vielleicht in der Champ Car-Serie meinen Weg gehen. Aber das Interesse der US-Kids an der Formel 1 steigt..."

Für Christian Klien ist es das heiß ersehnte Comeback - eigentlich hatte er schon auf dem Nürburgring mit seiner Rückkehr ins Einsatzcockpit gerechnet. Klien hat gute Erinnerungen an Montreal: "Ich konnte Mark Webber ausqualifizieren, war hier sehr erfolgreich. Bei den Tests in Silverstone gab es das übliche Schlechtwetter, welches die Arbeit erschwerte - aber wir konnten neue Aerodynamik-Komponenten testen und auch elektronische Modifikationen ausprobieren, die auch in Kanada zum Einsatz kommen werden. Ich hoffe, dass sie uns einen Schritt vorwärts bringen. Ich freue mich wirklich sehr, wieder Rennen fahren zu dürfen."

David Coulthard wird in Montreal an seine Heimat Schottland erinnert, weil die Menschen dort so nett seien: "Ich mag diese Stadt. Hier kann man gut essen gehen, auch im Restaurant von Jacques Villeneuve. Alles in allem muss ich sagen: Großartige Stadt, nette Leute und ein tolles Rennen."

Technikdirektor Günther Steiner konzentriert sich naturgemäß weniger auf die kulinarischen als auf die technischen Aspekte: "Der Circuit 'Gilles Villeneuve' verlangt ein Medium-Downforce-Paket. Zudem sind die Bremsen sehr wichtig, da man von Hochgeschwindigkeitspassagen in enge Kurven reinbremsen muss. Die Bremsstabilität und die Kühlung sind daher Schlüsselelemente. Ein unbekannter Faktor entstand, weil früher im Jahr die Strecke neu asphaltiert wurde..."