Der Große Preis von Spanien 2017 war nicht nur der fünfte Lauf der Saison, es war auch die Stunde der Wahrheit für das neue Reglement. Als von den Formel-1-Bossen entschieden wurde, dass die Königsklasse wieder schneller werden muss, zogen die Verantwortlichen Nico Rosbergs Pole-Zeit auf dem Circuit de Barcelona-Catalunya des Jahres 2015 heran. Fünf Sekunden schneller als diese sollte es werden, und der diesjährige Grand Prix zeigte ganz klar: Die Regelmacher liegen voll im Soll. Sowohl im Qualifying als auch im Rennen legte Lewis Hamilton mit den schnellsten Zeiten des Wochenendes eine Punktlandung hin.

Schon bei den Wintertestfahrten hatte Kimi Räikkönen mit 1:18.635 Minuten auf dem Supersoft-Reifen die ursprüngliche Referenz-Zeit bereits um 6,047 Sekunden unterboten. Für das Rennwochenende in Barcelona stand den Teams von Pirelli jedoch nur die Soft-Mischung als weichster Reifen zur Verfügung. Dementsprechend spannend war die Frage, was Teams und Fahrer nach vier Saisonrennen und einigen Weiterentwicklungen an den Boliden auf dem härteren Reifen in den Asphalt brennen würden.

Hamilton-Pole lässt keine Zweifel aufkommen

Im Qualifying unterbot Lewis Hamilton auf dem Soft-Reifen die Rosberg-Zeit von 2015 um sage und schreibe 5,532 Sekunden. Mit einer Rundenzeit von 1:19.149 Minuten bestätigte der Mercedes-Pilot das Erreichen des mit dem neuen Regelwerk anvisierten Ziels mit Leichtigkeit. Der von Räikkönen beim Test aufgestellten Bestzeit lief er jedoch um 0,514 Sekunden hinterher. Dabei hätte diese unter Umständen auch fallen können: Sowohl Hamilton als auch Sebastian Vettel lagen auf ihren letzten Runden im Q3 im Mittelsektor einige Zehntelsekunden unter der späteren Pole Position, büßten in Sektor 3 jedoch sämtlichen Vorsprung wieder ein.

Pole-Zeiten im Vergleich

Pole 2015Pole 2017Rundenzeit-Delta (s)% Delta
Australien1:26.3271:22.18841394,8
China1:35.7821:31.67841044,3
Bahrain1:32.5711:28.76938024,1
Russland1:37.1131:33.19439194
Spanien1:24.6811:19.14955326,5

Sorry, Rubens

Nichtsdestotrotz knackte Hamilton mit seiner Pole Position obendrein den bis dato gültig gewesenen Qualifying-Rekord. Dieser stand zuvor bei 1:19.954 Minuten und wurde 2009 im Q2 von der Brawn GP-Wunderwaffe mit Rubens Barrichello hinter dem Lenkrad aufgestellt. Der 2017er Mercedes umrundete den Circuit de Barcelona-Catalunya mit 0,805 Sekunden fast eine ganze Sekunde schneller. Den inoffiziellen Rundenrekord konnte Hamilton jedoch nicht ansatzweise gefährden. Auf Fernando Alonsos im Jahr 2008 bei Testfahrten aufgestellte Bestmarke von 1:18.483 Minuten fehlten stramme 1,471 Sekunden.

Absolute Rundenrekorde im Vergleich

Pole 2017Vorheriger absoluter RundenrekordRundenzeit Delta (s)% Delta
Australien1:22.1881:23.529 (VET, 3. Quali, 2011)1.3411,6
China1:31.6781:32.238 (MSC, Race, 2004)0.5600,6
Bahrain1:28.7691:29.493 (HAM, Q3, 2016)0.7240,8
Russland1:33.1941:35.337 (ROS, Q2, 2016)2.1432,2
Spanien1:19.1491:19.954 (BAR, Q2, 2009)0.8051,0

Hamilton mit echter schnellster Runde

Am Rennsonntag lieferten sich Lewis Hamilton und Sebastian Vettel über die gesamte Renndistanz ein atemberaubendes Duell. Ihre Hetzjagd um den Rennsieg sorgte für eine schnellste Rennrunde mit Seltenheitswert - denn seit der Einführung der Hybrid-Ära im Jahr 2014 hatte die schnellste Runde am Rennsonntag deutlich an Aussagekraft verloren. Auf der einen Seite sorgten Spritsparen und Reifenschonen dafür, dass im Rennen das Potential der Boliden nur selten zu 100 Prozent ausgeschöpft wurde - auf der anderen Seite war Mercedes bis zu dieser Saison derart dominant, dass die schnellsten Autos im Feld an der Spitze schon früh das Tempo herausnehmen konnten und gar nicht erst auf Zeitenjagd gingen.

In Barcelona war dies anders, denn Hamilton und Vettel konnten bis zum Schluss nicht locker lassen. Dementsprechend war die von Hamilton im 64. Umlauf aufgestellte schnellste Rennrunde ein absolut ungefiltertes Spiegelbild der Performance der 2017er Boliden. Mit 1:23.593 Minuten unterbot der Brite die schnellste Rennrunde aus dem Jahr 2015 um 4,667 Sekunden und lag auch damit im Toleranzbereich der anvisierten 5-Sekunden-Marke. Den absoluten Rennrekord konnte er jedoch nicht knacken: Kimi Räikkönen war 2008 fast schon unverschämte 1,923 Sekunden schneller.

Renn-Rundenrekorde im Vergleich

Schn. Runde 2015Schn. Runde 2017Rundenzeit-Delta (s)% DeltaVorheriger Renn-Rekord
Australien1:30.9451:25.53854075,91:24.125
China1:42.2081:35.37868306,71:32.238
Bahrain1:36.3111:32.79835133,61:31.947
Russland1:40.0711:36.84432273,21:39.094
Spanien1:28.2701:23.59346675,31:21.670