Das Duell Ferrari vs. Mercedes in der Wüste von Bahrain nimmt Fahrt auf. Bei endlich repräsentativen Bedingungen für Qualifying und Rennen lieferten sich die beiden dominierenden Teams der bisherigen Formel-1-Saison 2017 einen engen Schlagabtausch um die Bestzeiten.

Am Ende sicherte sich Sebastian Vettel im Ferrari mit einer 1:31.310 Minuten auf der superweichen Pirelli-Mischung wie schon im ersten Training hauchdünn die Spitze, in den Longruns ging es ebenfalls eng zu. Alles eitel Sonnenschein also bei Ferrari? Nicht ganz.

Die Platzierungen: Knapp hinter Vettel klassierten sich Mercedes-Pilot Valtteri Bottas auf Platz zwei (+ 0,041 Sek.) und Red Bulls Daniel Ricciardo als Dritter (+ 0,066 Sek.). Kimi Räikkönen platzierte sich samt Klagen über Vibrationen im Cockpit auf P4 (+ 0,168 Sek.) - vor dem zweiten Silberpfeil von Lewis Hamilton (+ 0,284 Sek.). Der Ex-Weltmeister wurde auf seiner schnellsten Runde allerdings aufgehalten.

Max Verstappen stand lange wegen Arbeiten am Unterboden in der Garage und kam nur auf P8. Nico Hülkenberg überzeugte derweil als starker Sechster, Pascal Wehrlein musste sich in seiner zweiten Session nach dem Comeback mit P19 zufrieden geben.

Die Zwischenfälle: Auch im zweiten Training gab es zu Beginn noch jede Menge der für Bahrain typischen Verbremser und Ausrutscher auf dem Sand, etwa von Sebastian Vettel, Fernando Alonso und Kevin Magnussen. Heftige Abflüge in die überdimensionierten Auslaufzonen oder gar Crashes waren indessen nicht zu verzeichnen.

Stattdessen ein sich sichtbar ärgernder Lewis Hamilton, der sich wild gestikulierend über Nico Hülkenberg echauffierte. Der Renault-Pilot war für den Geschmack des dreimaligen Weltmeisters zu unorthodox vor der Silberpfeil-Nase herumgegurkt. Die Rennleitung leitete eine Untersuchung ein. Kurz darauf wieder Hamilton: "Sein T-Wing ist einfach weggeflogen", funkte der Brite. Gemeint war Teamkollege Valtteri Bottas, dessen Mercedes sich des wenig ansehnlichen Teils in einer Highspeedkurve mal eben selbst entledigte.

Elektronik: Sebastian Vettels Ferrari rollt aus

Wenig später war Ferrari an der Reihe: Nach Kimi Räikkönen im ersten Training, rollte nun plötzlich auch Sebastian Vettel im letzten Sektor aus - allerdings ohne Rauch am Heck, dafür mit blinkender Warnleuchte. Ein Indiz, dass der Ferrari unter Spannung steht. Offensichtlich also ein Problem mit der Elektronik des SF70H, wie Ferrari schließlich bestätigte. Interessant: In der Pause zwischen FP1 und FP2 hatte Ferrari das Steuergerät getauscht.

Mit Gummihandschuhen fassten sich einige wagemutige Streckenposten ein Herz und schoben Vettel kurzerhand die letzten Meter zurück bis in die Boxengasse. Glück im Unglück: Trotz zunächst verdorbenen Longruns konnte Vettel nur wenige Minuten später schon wieder sein Trainingsprogramm aufnehmen.

Die Technik: Aufatmen derweil Kimi Räikkönen und dessen Fans. Der SF70H war nach dem Motorschaden im ersten Training wieder einsatzbereit. Beim Finnen war ein überhitzer Turbo die Ursache des Ausrollens gewesen. Doch musste die Scuderia auch ICE und MGU-H wechseln, was angesichts der verlorenen Bauteile die Freude über die Rückkehr auf die Strecke trübte.

Sorgenfalten auch bei McLaren und Stoffel Vandoorne. Beim Belgier hatte im FP1 die MGU-H gestreikt, sodass McLaren gleich die ganze Power Unit tauschen musste, was im zweiten Training noch immer viel Zeit kostete. Erst zur Session-Halbzeit konnte Vandoorne eine erste Installationsrunde drehen.

Ebenso betreten die Gesichter bei Toro Rosso. Nach nicht einmal 20 Minuten rollte Carlos Sainz mit qualmendem Heck aus - damit hatte nach Ferrari und Honda auch Renault sein erstes Motor-Debakel des Wochenendes. Denkste! Nicht der Motor, sondern ein Problem am Auspuff sorgte für den Rauch. Die Session war für den Spanier dennoch ruiniert. Zudem kurzes VSC in Bahrain.

Das Wetter: Zur selben Uhrzeit wie Qualifying und Rennen am Samstag und Sonntag gestartet bot das zweite Training gegenüber dem ersten die wesentlich repräsentativeren Bedingungen. Bei einbrechender Dunkelheit startete die Session bei noch immer 33 Grad Außentemperatur. Der Asphalt war sogar noch ein Grad wärmer. Bis Trainingsende kühlte es sich nur noch leicht bis auf 31 Grad auf dem Asphalt ab.

Die Analyse: Sehr enges Bild an der Spitze der Bestzeitenliste. Mercedes, Ferrari und sogar Red Bull liegen in Bahrain bislang extrem eng zusammen. Allerdings scheinen die Zeiten nicht sehr aussagekräftig, wurde noch nicht einmal die Vorjahresbestzeit im FP2, eine 1:31.001, unterboten. Was die Longruns betrifft, sieht es jedoch ebenfalls spannend aus. "Wir sind auf demselben Niveau (wie Mercedes; d. Red.)", funkte Ferrari etwa an Kimi Räikkönen. Doch auch Red Bull präsentierte sich mit vollen Tanks marginal besser als zuletzt. Ebenfalls interessant: Der Soft funktionierte ausgesprochen gut, lieferte konsistentere Performance als der Supersoft.

Ferrari: Zwischen Titelkampf & Medien-Boykott (02:16 Min.)