Als der Ex-Jordan-Pilot Nick Heidfeld Anfang Dezember des letzten Jahres zum ersten Mal im südspanischen Jerez de la Frontera in einem BMW-Williams Boliden Platz nehmen durfte, erschien seine erste Pole Position noch genauso weit entfernt, wie ein Stammfahrervertrag.

Doch mit perfektem technischen Feedback und starken Testleistungen eroberte Quick Nick die Herzen der Williams- und BMW-Techniker im Sturm und konnte er letztlich auch Teamboss Frank Williams so sehr von seinen Fähigkeiten überzeugen, dass dieser dem Mönchengladbacher und nicht dem bisherigen Cockpit-Favoriten Antonio Pizzonia den Vorzug gab.

Und obwohl Nick diese lange Zeit des Wartens und Shoot-Out-Testens seinerzeit als nicht allzu schlimm bezeichnete, gibt er mit genügend Abstand heute zu: "Es war eine sehr harte Zeit für mich. Es war eine gute Idee die Fahrer zu vergleichen, aber ich denke, dass es etwas zu lange ging. Es war physisch und mental sehr hart und ich hätte gerne eine frühere Entscheidung gesehen."

Nachdem Heidfeld bereits bei seinem ersten Rennen für Williams in Melbourne klar gemacht hatte, dass er auch vor einem Michael Schumacher nicht zurücksteckt, sorgte er in Malaysia beim zweiten Rennen in Weiß-Blau für das erste Ausrufezeichen: Nick fuhr auf das Podest und stellte mit Rang drei sein bislang bestes Rennergebnis ein.

Vier Rennwochenenden später sollte er beim einem seiner Lieblingsrennen in der ehemaligen Wahlheimat in Monaco sogar noch einen Platz weiter oben auf dem Treppchen stehen und als Zweiter aus der Fürstenloge in die Fernsehkameras winken.

Trotz dieses "Riesenergebnisses" erwartete er sich für sein erstes Heimrennen der Saison nahe der Heimatstadt Mönchengladbach keine allzu großen Wunder. Schließlich bietet der Nürburgring eine völlig andere Streckencharakteristik als das enge und winklige Monte Carlo.

Entsprechend begann das Heimwochenende in der Eifel auch mit "gemischten Gefühlen". Während Nick auf der "positiven Seite" bis kurz vor Schluss des zweiten Freien Trainings die Bestzeit hielt und letztlich Dritter wurde, sorgten Getriebeprobleme dafür, dass er nur wenig zum Fahren kam.

"So haben wir unser geplantes Programm nicht durchbekommen. Jetzt haben wir sehr wenige Daten, um die Reifenwahl zu treffen", klagte Nick am Freitagabend. Aber auch zu diesem Zeitpunkt betonte er noch: "Ob wir hier unser Monaco-Ergebnis wiederholen können, bezweifle ich trotzdem. McLaren wird hier wieder sehr stark sein, Renault wird sich wohl kaum wieder so massive Reifenprobleme einhandeln, Ferrari hat dieses Jahr auch schon starke Rennen gehabt, Toyota ebenfalls, und B·A·R ist wieder dabei."

Doch trotz all dieser Konkurrenz war es nicht Kimi Räikkönen, nicht Fernando Alonso und schon gleich gar nicht Michael Schumacher der sich die siebte Pole Position des Jahres sicherte. Stattdessen umrundete Nick Heidfeld den Kurs im einzigen Einzel-Qualifying des Wochenendes am schnellsten und holte damit nicht nur die erste F1-Pole seiner Karriere, sondern auch die erste Williams-Pole seit dem Kanada GP 2004 vor knapp einem Jahr.

"Es ist phantastisch für mich, nach so vielen Jahren meine erste Pole Position in der Formel 1 geholt zu haben - und das noch dazu bei meinem Heim-Grand-Prix vor den Augen meiner Fans. Ich glaube, mehr kann man sich an einem Samstag nicht wünschen", strahlte Nick, der das Erfolgserlebnis allerdings noch gar nicht richtig verarbeitet hat. "Die Pole bei meinem Heimrennen geholt zu haben, hat sich bei mir noch nicht gesetzt", gestand er am Samstagabend. "Ich denke, dass dies später heute Abend geschehen wird, wenn ich etwas Zeit habe darüber nachzudenken."

Eins hat Nick aber schon jetzt realisiert: "Dieses gute Resultat zeigt auch, dass Monaco keine Eintagsfliege war, sondern dass wir auf dem richtigen Weg sind. Ich freue mich sehr auf das Rennen."

Für dieses sollte ihm, trotz der Williams-Startprobleme der letzten Rennen, die Statistik Mut machen. Denn Nicks letzte Pole Position fuhr er im Jahre 1999 in der Formel 3000 an gleicher Stelle auf dem Nürburgring ein. Und damals wurde er nicht nur im Rennen mit nur 0,5 Sekunden Rückstand auf den Sieger Jason Watt Zweiter, sondern gewann er auch überlegen den Titel...