Nach dem ernüchternden Saisonauftakt wollte Red Bull mit Daniel Ricciardo und Max Verstappen in Shanghai eigentlich die Lücke zu Mercedes und Ferrari schließen. Doch im Qualifying für den Großen Preis von China ging bei den Bullen nicht viel. Ricciardo landete am Ende mit einem gehörigen Abstand hinter dem Spitzen-Quartett, während Verstappen früh von Motorproblemen lahmgelegt wurde. Doch steckt hinter Red Bulls Rückstand eine Taktik?

Vergangene Saison konnte Red Bull in China beim Zeittraining mit einem zweiten Platz von Ricciardo auftrumpfen. Dieses Jahr ist der fünfte Platz des Australiers das höchste der Gefühle. "Ich habe wirklich nicht das Gefühl, dass wir heute noch besser hätten abschneiden können", so Ricciardo, dem neun Zehntel auf den vor ihm platzierten Kimi Räikkönen im Ferrari fehlten.

Auf der anderen Seite der Garage wäre Verstappen über einen Startplatz in der dritten Reihe sicherlich glücklicher als über den 19. Platz gewesen, der für ihn nach dem Qualifying auf dem Shanghai International Circuit zu Buche stand. Schon bei seinem ersten Run im Q1 meldete er im Funk Probleme mit der Leistungsabgabe der Power Unit. "Es gab Fehlzündungen und deshalb fehlte mir Leistung", erklärte der Niederländer.

Das Team schickte ihn zwar trotzdem für einen weiteren Versuch zurück auf die Strecke, doch mit dem angeschlagenen Renault-Triebwerk war nichts mehr zu retten. "Ich habe versucht eine Runde zu fahren, die mich wenigstens ins Q2 bringt. Aber mit dem Problem war das nicht möglich", so Verstappen. Teamchef Christian Horner hofft, dass die Startposition am Ende des Feldes die einzige Konsequenz des Defektes bleibt: "Hoffentlich können wir es ohne eine Bestrafung in Ordnung bringen."

Showdown in China: Vettel fordert Hamilton: (00:52 Min.)

Ricciardo und Verstappen wollen Regen

Ricciardo schien vom großen Rückstand unter dem Strich nicht allzu frustriert zu sein. "Persönlich bin ich glücklich mit dem, was ich aus dem Auto herausholen konnte - auch wenn sowohl Team als auch Fahrer höhere Ziele haben", so der 27-Jährige. Vielleicht ist es seine Erwartungshaltung für den Rennsonntag, die ihn den Abstand auf die leichte Schulter nehmen lässt: "Ich werde morgen nicht sonderlich enttäuscht sein, wenn es regnen sollte."

Ricciardo stütz offenbar sämtliche Hoffnungen für das zweite Saisonrennen auf die Schultern von Petrus. "Wir hoffen, dass wir im Nassen ein gutes Auto haben. Anpressdruck spielt bei diesen Bedingungen eine große Rolle", so der Australier. Auch Verstappen wünscht sich ein Regenrennen: "Ein bisschen Regen wird uns morgen sicherlich helfen." Ob das für einen Angriff auf die Spitze reicht, ist für ihn aber fraglich. "Selbst im Nassen wird es schwierig sein, Ferrari und Mercedes herauszufordern", fügte er an.

Angesichts der schlechten Ausgangslage könnte es sich für Verstappen in der Tat schwierig gestalten, die Piloten an der Spitze selbst bei Regen irgendwann einmal in Reichweite zu sehen. Der Regen würde für den 19-Jährigen aber dennoch mehr als gelegen kommen: "Wenn es trocken ist, verliere ich von meiner Startposition aus im Feld zu viel Zeit." Ein Grund mehr also, um auf Nass von oben zu hoffen: "Ich werde morgen bereit zur Attacke an die Strecke kommen, die hoffentlich nass sein wird. Dann hoffe ich auf ein paar gute Überholmanöver und aufregendes Racing."

Bei Red Bull hoffen sowohl Teamchef als auch Fahrer auf einen nassen Grand Prix von China, Foto: Sutton
Bei Red Bull hoffen sowohl Teamchef als auch Fahrer auf einen nassen Grand Prix von China, Foto: Sutton

Setup-Poker von Red Bull?

Ob die Modifikationen am RB13 dafür gereicht hätten, die Lücke zu Mercedes und Ferrari unter normalen Bedingungen zu schließen, konnte durch die im Nebel versunkenen Freitags-Trainings nicht wirklich beantwortet werden. Die Wettervorhersage für Sonntag steht allerdings schon seit dem Auftakt ins Rennwochenende auf Regen. Gut möglich, dass Red Bull sich angesichts dieser Voraussetzungen auf ein Regen-Setup festgelegt hat, um unter diesen Bedingungen einen Vorteil zu haben.

Der Abstand zum ersten Verfolger scheint in jedem Fall groß genug zu sein. Felipe Massa fehlte im Qualifying eine halbe Sekunde auf Ricciardo. Und es sind nicht nur die beiden Piloten, die ihr Geld auf ein Regenrennen gesetzt haben. "Hoffentlich kommen wir morgen im Rennen weiter nach vorne, vor allem mit dem drohenden Regen, durch den sich uns auch immer Möglichkeiten bieten können", so Christian Horner.