Die F1-Neuheiten im Überblick (00:35 Min.)

Spannung pur kurz vor dem Start in die Formel-1-Saison 2017. Dank neuer Autos und neuer Reifen gibt es ohnehin genügend Unbekannte vor dem Start in Australien am kommenden Wochenende. Auch aus fahrerischer Sicht stehen viele Fragezeichen hinter dem neuen Jahr. Etablierte Superstars treffen auf Newcomer, Teamwechsel sorgen für zusätzliches Adrenalin in der Startaufstellung. Motorsport-Magazin.com zeigt, welche Piloten 2017 für die größte Überraschung sorgen können.

Überraschung 1 - Valtteri Bottas

Der offensichtlichste Überraschungs-Kandidat. Valtteri Bottas fährt 2017 auf Bewährung bei Mercedes. Liefert er nicht ab, wird er vermutlich 2018 durch einen Superstar a la Sebastian Vettel ersetzt. Neuling Bottas dürfte Lewis Hamilton in sämtlichen Kategorien unterlegen sein. Der Brite kennt das Team in- und auswendig und ist der vermutlich schnellste Fahrer im Grid. Sieht Bottas auch nur ansatzweise Land?

Sollte er das Teamduell tatsächlich für sich entscheiden - und damit wohl auch Weltmeister werden - wäre das die Mega-Überraschung der Saison 2017. Bei den Testfahrten präsentierte sich der Finne überzeugend, fuhr die meisten Kilometer aller Piloten und war von Beginn an schnell unterwegs. Sein größtes Plus: Auch Hamilton muss sich ans neue Auto gewöhnen und kann nur bedingt auf seine Erfahrung im Silberpfeil zurückgreifen.

Ansonsten spricht wieder einmal alles für Hamilton, der nach der WM-Schmach durch Nico Rosberg fast schon zum Siegen verdammt ist. "Es wird schwierig gegen Lewis", bestätigte Bottas gegenüber der Times. "Er ist ein großartiger Fahrer und Champion und ich habe noch kein Rennen gewonnen. In der Theorie liegt er vorn. Aber ich weiß, wozu ich in einem Siegerauto fähig bin." Bottas tut gut daran, kleine Brötchen zu backen. Sollte Hamilton ihn innerlich unterschätzen, könnte es ähnlich laufen wie gegen Rosberg 2016.

Überraschungs-Wahrscheinlichkeit: 30 Prozent

Bottas: Ohne Fleiß kein Preis (00:49 Min.)

Überraschung 2 - Stoffel Vandoorne

Der GP2-Champion von 2016 gilt als einer der am besten vorbereiteten Piloten, der jemals in die Formel 1 eingestiegen ist. Stoffel Vandoorne gilt nicht nur als eines der größten Talente in Europa, sondern konnte 2016 sogar schon Formel-1-Luft schnuppern, als er den verletzten Fernando Alonso ersetzte. Jetzt ist der Spanier sein erster Gegner bei McLaren. Alonso gilt als einer der unangenehmsten Teamkollegen, hat in 15 Jahren Formel 1 kaum ein Duell verloren.

Gelingt Vandoorne der Hamilton-Effekt? Mit dem Briten hatte Alonso 2007 arge Probleme. Vandoorne ist pfeilschnell, aber ist er einem möglichen Psychoduell gewachsen? Dazu wird es vermutlich nur kommen, wenn McLaren eine 100-prozentige Trendwende gelingt und das Team den Anschluss findet. Oder eiert der orange MCL32 nur hinterher und verliert Alonso allmählich die Lust?

Vandoorne hat in seiner ersten vollen F1-Saison die große Chance, Alonso zu schlagen - trotz aktuell minderwertigen Materials wäre das eine Riesen-Überraschung. Der Belgier muss sich so oder so beweisen, während Alonso es langsam leid sein dürfte, um die goldene Ananas zu fahren. Vorteil Vandoorne also in Sachen Motivation. Andererseits gilt Alonso als Beißer und Kämpfer, der auch aus Schrott das Maximum herausholt. Je besser McLaren-Honda zurechtkommt, desto spannender wird auch das interne Teamduell.

Überraschungs-Wahrscheinlichkeit: 60 Prozent

Fazit der Formel 1-Tests in Barcelona (05:53 Min.)

Überraschung 3 - Lance Stroll

Mit seinen drei Patzern während der Testfahrten hatte Lance Stroll einen denkbar schlechten Start in sein erstes Formel-1-Jahr. Doch der junge Kanadier rappelte sich auf und spulte im Williams einen Kilometer nach dem anderen ab. Mit Felipe Massa hat er einen echten Veteran an seiner Seite - den bestbezahlten Fahrlehrer, scherzt man im Fahrerlager. Der Brasilianer gehört nicht mehr zu den Schnellsten, will sich gegen Rookie Stroll aber sicherlich keine Blöße geben.

Das ist die große Chance für den Milliardärssohn: Setzt er sich im Teamduell gegen Massa durch, würde er sein Dasein in der Formel 1 endgültig rechtfertigen und die zahlreichen Kritiker ruhigstellen. Einen wie Massa muss man schließlich erst mal schlagen. Alles andere als eine Niederlage gegen den 250-fachen Grand-Prix-Starter wäre eine große Überraschung. Doch es wäre nicht das erste Mal, dass Stroll sich am Ende durchzusetzen weiß.

Überraschungs-Wahrscheinlichkeit: 70 Prozent

Lance Stroll kann seine Kritiker 2017 mundtot machen, Foto: Sutton
Lance Stroll kann seine Kritiker 2017 mundtot machen, Foto: Sutton

Überraschung 4 - Nico Hülkenberg

Es ist schon fast ein Running Gag: Nico Hülkenberg und die Jagd nach dem ersten Podium in der Formel 1. Seit inzwischen 115 Rennen rennt der 29-Jährige dem Podest hinterher. Läuft es weiter wie bisher, übernimmt er dieses Jahr Platz eins in der ewigen Liste der Podest-losen Fahrer vor Landsmann Adrian Sutil mit 128 Rennen. Ein Rekord, den Hülkenberg eigentlich nicht verdient hat.

Jetzt greift er erstmals mit Werksunterstützung an. Doch ob Hülkenberg schon im ersten Jahr mit Renault in die Top-3 fahren kann? Die Testfahrten lassen nicht darauf schließen, dass die Franzosen ein Über-Auto gebaut haben. Für einen Podestplatz bräuchte es wohl Glück und eine Menge Talent am Steuer. Zumindest Zweiteres ist mit Hülkenberg im Übermaß vorhanden...

Überraschungs-Wahrscheinlichkeit: 20 Prozent

Renault R.S.17: Technik-Check im Schnelldurchlauf (03:04 Min.)

Überraschung 5 - Esteban Ocon

Jetzt gilt es für den jungen Franzosen. Mit Force India hat Esteban Ocon ein Auto unterm Hintern, mit dem er wirklich für Überraschungen sorgen kann. Die größte wäre es, wenn er sich gegen Teamkollege Sergio Perez durchsetzt. Der Mexikaner hat ein Top-Cockpit wie Ferrari für 2018 im Visier und muss nur da weitermachen, wo er in den vergangenen zwei Jahren angefangen hat. Da sollte einer wie Ocon theoretisch keine Hürde darstellen, oder etwa doch?

Der 20-Jährige gilt als Supertalent und hat in der Formel 3 sowie der GP3 bereits gezeigt, zu welchen Heldentaten er mit einem starken Auto in der Lage ist. Zuletzt hatte Perez seinen alten Teamkollegen Hülkenberg im Griff, doch mit Ocon wartet eine hungrige Herausforderung. "Ich hoffe, dass ich ihn unter Kontrolle halten kann", scherzte Perez während der Auto-Präsentation von Force India.

Dieses Vorhaben könnte sich letztendlich als Mammutaufgabe entpuppen. Perez ist zum Abliefern verdammt, wenn er den nächsten Schritt auf der Karriereleiter unternehmen will. Stolpert er dabei über Ocon, könnte es ein böses Erwachen mit Blick auf seine hoch gesteckten Ambitionen geben.

Überraschungs-Wahrscheinlichkeit: 10 Prozent