Vieles ist neu in der Formel-1-Saison 2017, doch eines hatte erst einmal Bestand: Mercedes bleibt der Platzhirsch in der Königsklasse. Zum Auftakt der Testfahrten in Barcelona das gewohnte Bild: Ein Silberpfeil an der Spitze der Zeitentabelle - und die meisten Runden des Tages hatte das Weltmeister-Team obendrein abgespult. "Alles richtig gemacht", fasste Niki Lauda den Tag im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com zusammen. "Keine Probleme, alles normal. Wir sind happy, das Auto funktioniert."

Valtteri Bottas und Lewis Hamilton teilten sich den ersten Tag der Spanien-Tests untereinander auf. Der finnische Neuzugang spulte vormittags 79 Runden ab, sein Teamkollege packte am Nachmittag weitere 73 Umläufe obendrauf. Am Ende stand eine 1:21.765 bei Hamilton zu Buche - schon jetzt schneller als die Pole-Zeit aus der vergangenen Saison an gleicher Stelle. Mercedes machte genau da weiter, wo sie im letzten Jahr aufgehört hatten.

Es wird noch besser

"Wir haben noch nicht daran gearbeitet, die Balance perfekt hinzubekommen", sagte Spitzenreiter Hamilton allerdings. "Heute ging es nur darum, die Checkliste abzuhaken und Kilometer abzuspulen. Im Verlauf der nächsten Tage werden wir versuchen, das Auto zu verbessern." Die Analyse der Aero- und Vibrationsraten stand zu Beginn im Fokus, zudem fuhr Mercedes erste Longruns.

Die meisten Teams ließen es am Montag eher ruhig angehen, Rundenzeiten standen wie üblich noch nicht im Fokus. Kühle Temperaturen sorgten außerdem dafür, dass die Performance-Grenze der Reifen noch lange nicht erreicht ist. Trotzdem schwärmte Hamilton schon jetzt von den neuen Boliden, die im Vergleich zum Vorjahr viel mehr Abtrieb produzieren und höhere Kurvengeschwindigkeiten zulassen.

Hamilton: "Ich habe meine Fitness heute wirklich auf die Probe gestellt. Diese Testtage sind wie Training. Es war gut, das breitere, bulligere Auto zu spüren. Es ist schneller und anstrengender... es ist ein Biest! Man muss es ein bisschen anders fahren. Es ist sehr viel besser als die letztjährigen Autos. Die G-Kräfte sind definitiv höher. Wir haben hier zwei G mehr als normalerweise. Der Abtrieb ist so viel höher. Das wünscht man sich als Fahrer immer."

Neuer Silberpfeil unterwegs auf der Strecke (02:46 Min.)

Premiere für Bottas

Während Hamilton immerhin einen Vorgeschmack auf die Power des F1 W08-Boliden lieferte, ging es für Neuling Bottas mehr darum, sich mit dem neuen Arbeitsgerät vertraut zu machen. Nach seinen bisherigen Jahren bei Williams erwartet ihn bei Mercedes schließlich eine neue Welt. Da dürfte es nicht geschadet haben, dass Bottas sogar gleich eine komplette Renndistanz zurücklegen konnte.

"Sollten wir irgendwelche Probleme mit dem Auto haben, hoffe ich, dass wir sie jetzt bekommen", sagte Bottas. "Deshalb sind wir heute Morgen mehr als ein Rennen gefahren. Das war unser Ziel. Wir haben an Long Runs gearbeitet und dabei versucht, alle Informationen zu sammeln, die unter diesen Bedingungen möglich waren. Heute ging es uns überhaupt nicht um Rundenzeiten. Als Team liegen noch viele wichtige Tage vor uns. Entscheidend ist, dass wir Kilometer zurücklegen und das Auto keine Probleme macht."

Mercedes F1W08 EQPower+: Technik-Check im Schnelldurchlauf (03:54 Min.)

Ferrari ähnlich gut drauf

Hamilton ging etwas forscher zu Werke, meinte, dass Mercedes weiter das Team sei, das es zu schlagen gilt. Dabei war Ferrari gar nicht so weit entfernt. Sebastian Vettel fehlte nur eine Zehntelsekunde auf Hamiltons Bestzeit. Mit 128 Runden war der vierfache Weltmeister zudem der fleißigste aller Fahrer. "Die waren nur ein Zehntel langsamer und ähnlich gut vorbereitet wie wir", sagte Lauda. "Keine Ahnung, was Ferrari genau macht. Aber die fahren so viel wie wir, also haben sie einen guten Job gemacht."

Die Konkurrenz von Red Bull und McLaren hatte da schon mehr Probleme. Beide Teams büßten wegen technischer Probleme einiges an Zeit ein. Für Beobachter Lauda keine Überraschung - und auch kein Hinweis auf das Kräfteverhältnis in der anstehenden Saison. Zu Motorsport-Magazin.com sagte er: "Solche Sachen passieren, dafür testen wir ja. Schau dir das letzte Jahr an, da ist keiner gefahren. Gott sei Dank hatten wir keine Überraschungen. Wir haben uns richtig auf den Test vorbereitet."