Günther Steiner ist merklich am Ende. Die bislang 20 Saisonrennen waren für den Haas-Teamchef und seine Crew eine große Anstrengung. "Jeder ist müde. Jeder ist erschöpft. Man kann es sehen am Ende der Saison. Sie waren viele Tage unterwegs. Es ist ermüdend, aber was kann man machen?" Nun, wie wäre es mit noch mehr Rennen? Genau das ist der Plan der neuen Formel-1-Besitzer von Liberty Media.
"Die FIA würde dann mehr Geld machen, die Teams würden mehr Geld machen, und wir würden auch mehr Geld machen", rechnete deren CEO Greg Maffei kürzlich vor. Zusätzliche Austragungsorte in Lateinamerika, Asien und den USA brächten seiner Meinung nach die Formel 1 zudem neuen Zielgruppen nahe. Der Manager räumte zwar ein, dass die Zahl der Rennen pro Jahr nicht unbegrenzt sein könne, "aber ein leichter Anstieg ist sicher machbar."
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Doch im Jahr 2016 - das mit 21 so viele Rennen aufweist wie nie eine Saison zuvor - haben sich bereits mehrere Fahrer und Teams gegen eine weitere Aufstockung ausgesprochen. Noch ein weiteres Problem steht den Expansions-Plänen von Liberty Media im Weg: Zwar ist für 2017 die gleiche Anzahl Grands Prix geplant. Doch es ist überhaupt nicht sicher, dass diese auch ausnahmslos stattfinden. Die Rennen in Kanada, Deutschland und Brasilien stehen nur unter Vorbehalt im Kalender. Sie wurden noch nicht offiziell bestätigt.
Der Hockenheimring verfügt bislang über keinen Vertrag für 2017. Eigentlich wäre der Nürburgring im kommenden Jahr mit dem Deutschland GP an der Reihe. Doch dort sieht man definitiv keine Chance, das nötige Geld aufzutreiben. Zu den Verhandlungen mit Hockenheim sagte Bernie Ecclestone kürzlich der offiziellen Formel-1-Website etwas vorwurfsvoll: "Es ist nichts sicher. Es sieht so aus, als kann es der Promoter finanziell nicht realisieren. Sie können die Gebühr nicht zahlen, eine Gebühr, die wir für sie sehr reduziert haben..."
Auch die Veranstalter in Brasilien sind einmal mehr in finanziellen Schwierigkeiten. Schon das kürzlich erfolgte Rennen 2016 stand auf der Kippe. Ecclestone verlangte bauliche Veränderungen, doch in Interlagos ist dafür kein Geld vorhanden. Ähnlich stellt sich die Situation in Montreal dar. Örtliche Medien berichteten, dass man dort auf die Stadtverwaltung hofft. Die Kommune soll die nötige Renovierung des Fahrerlagers bezahlen. "Wir tun unser Bestes, um Kanada im Kalender zu halten. In Brasilien versuchen wir das gleiche, auch wenn es schwierig ist", kommentierte Ecclestone jüngst im Schweizer Blick. Insofern könnte es gut sein, dass 2017 der Rekord von 21 Saison-Rennen letztlich nicht eingestellt wird.
Aber selbst wenn alle drei vorläufigen GPs stattfinden sollten, verschiebt sich das Problem nur nach hinten. Erstens werden die Sorgen der Streckenbetreiber in Deutschland, Brasilien und Kanada wohl auch in zwei Jahren ähnlich sein. Zweitens gibt es für die Zeit danach mit dem Malaysia GP bereits einen erklärten Aussteiger aus dem Kalender der Königsklasse. Tourismus-Minster Aziz ließ Anfang der Woche verkünden, die Veranstaltung sei zu teuer für den Ausrichter geworden und nicht mehr so attraktiv. Das Rennen in Sepang würde demnach 2018 zum letzten Mal gefahren.
Mit dem Singapur GP befindet sich gleich der nächste Kandidat auf dem Sprung, um die Formel 1 zu verlassen. Die Veranstalter sind offenbar nicht mehr bereit, das hohe Antrittsgeld zu bezahlen. Ecclestone beklagte in diesem Zusammenhang, dass der Stadtstaat nach bislang neun Ausgaben des bei Fahrern und Fans durchaus beliebten Nachtrennens nun offenbar der Meinung sei, genug für das eigene Image getan zu haben. Ein Sprecher des Singapur GP sagte dazu: "Wir kommentieren keine laufenden Verhandlungen."
Es ist ein schon länger bekanntes Problem der Königsklasse: Die Veranstalter verdienen mit ihr oft nicht (mehr) das Geld, das sie zahlen müssen, damit die Formel 1 auf ihren Strecken fährt. Dies hat in den vergangenen Jahren zu einer problematischen Entwicklung geführt: Mehr und mehr Länder tauchen im Kalender auf, in denen Geld keine Rolle spielt.
In einigen Fällen liegt das daran, dass es dort keine demokratische Instanz gibt, die hinterfragen würde, wie viel Geld der Staat dafür bezahlt, um Hamilton und Co. vor der eigenen Haustür fahren zu sehen. China, Bahrein, Russland, Aserbaidschan und die Vereinigten Arabischen Emirate (Abu Dhabi) stehen auf dem vorläufigen Kalender für 2017. Katar wird bereits seit einiger Zeit nachgesagt, ebenfalls einsteigen zu wollen. Die Traditionsstrecken wackeln hingegen bedenklich. Dies gilt unter anderem auch für Monza. Beim Italien GP einigte man sich erst nach langem Hin und Her im September 2016 auf eine Fortsetzung.
Zum Spannungsfeld der Formel 1 zwischen Kommerz und Tradition bei der Gestaltung des Kalenders sagte Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff in Brasilien: "GPs wie Interlagos sind sehr wichtig. Die sind Herz und Seele unseres Kalenders. Ich denke, dass Bernie sich selbst sehr streckt, damit das passiert [die F1 dort weiterhin fährt]. Auch bei europäischen Rennen. Er ist in nicht einfacher Position."
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