Fernando, beschreib uns Monaco aus deiner Sicht.

Fernando Alonso: Ich finde es einfach großartig – vor allem die ersten Runden am Donnerstag, wenn du dich erst wieder an alles gewöhnen musst, sind etwas Besonderes. Bis Sonntag, wenn wir die Trainingssitzungen hinter uns haben und uns in den engen Straßen wohl fühlen, ist Monte Carlo für uns fast ein normaler Kurs. Trotzdem treffen Fahrer und Teams dort auf einzigartige Herausforderungen. Jeder Rennstall bereitet für Monaco ein spezielles Paket vor, und als Pilot brauchst du eine ganz andere Einstellung. Du darfst dir keinerlei Fehler erlauben, das bedeutet 100 Prozent Konzentration von Donnerstag bis zum Rennende. Mental ist Monte Carlo extrem anstrengend.

Viele Leute halten den letzten Stadtkurs der Formel 1 für die ultimative Fahrerstrecke...

Fernando Alonso: Das hört man seit Jahren, und es ist auch nicht falsch, doch es muss auch technisch alles stimmen. In den drei Jahren, die ich hier angetreten bin, fuhr ich immer mit gleich viel Einsatz. Doch damals mit Minardi blieb ich im Hinterfeld – vergangenes Jahr mit Renault fuhr ich um den Sieg. Es kommt auch hier auf ein gutes Auto und Setup an: Die Aerodynamik ist weniger wichtig, aber du brauchst eine gut arbeitende Aufhängung und einen Motor, der seine Kraft sehr sanft entfaltet. Ich denke, wir haben in diesem Jahr ein Auto, das auf diesem Kurs stark sein wird. Der Renault R25 ist einfach zu fahren, und seine Reaktionen sind vorhersehbar.

Hat dich das Tempo der McLaren in Barcelona überrascht?

Fernando Alonso: Nicht wirklich. Wir wussten, dass sie während des gesamten Wochenendes etwas schneller sein würden als wir. Sie brachten ein weiterentwickeltes Paket mit, das in Spanien gut funktioniert hat. Ich bezweifle aber, dass dieses Rennen repräsentativ ist und die Kräfteverhältnisse zwischen unseren Autos korrekt wiedergab. Kimi konnte im ersten Stint vor allem deswegen wegziehen, weil ich in dieser Phase etwas mit meinem Auto zu kämpfen hatte. In Monaco werden wir eher gleichauf sein.

Ihr werdet mit größeren Aerodynamik-Entwicklungen antreten. Wenn du das Wortspiel entschuldigst: Beflügelt dich das?

Fernando Alonso: Auf jeden Fall. Es wird unsere Performance weiter steigern, zeigt aber auch, wie sehr das Team um seine Spitzenposition kämpft. Jeder bei Renault hängt sich rein und erfüllt seine Aufgabe: Das Rennteam, das Testteam und die Mitarbeiter in den beiden Workshops arbeiten pausenlos für unseren Erfolg. Wir machen uns nichts vor, sondern konzentrieren auf den Job, um weiter Top-Resultate zu holen – und ich glaube, bislang kann sich die Arbeit sehen lassen. In Monaco werden wir von Anfang an das Podium im Visier haben. Wenn wir absehen können, wie sich die Lage entwickelt, können wir uns vielleicht noch höhere Ziele setzen.

Giancarlo, du bezeichnest Monaco als dein Lieblingsrennen – was macht für dich dort den Reiz aus?

Giancarlo Fisichella: Es ist für mich immer ein ganz besonderes Wochenende. Ich fühle mich dort einfach wohl. Früher lebte ich in Monaco, heute komme ich mit meinem Boot zum Rennen, sodass mich meine Familie begleiten kann und wir alle zusammen wohnen. Ich steuere die Yacht selber von Italien nach Monte Carlo. Es ist toll, in den Tagen vor dem Grand Prix darauf zu entspannen und an den Abenden des Rennwochenendes nach der Arbeit ungestört Zeit mit meiner Familie zu verbringen.

Zurück zum Rennfahren – wo liegen die Herausforderungen der Strecke?

Giancarlo Fisichella: Ich entwickle stets ein gutes Feeling für diesen Kurs. Du musst das Auto sehr präzise positionieren und aggressiv fahren, ohne Fehler zu begehen. Ich mag das Gefühl, durch die Straßen zu rasen und ans Limit zu gehen. In der Vergangenheit habe ich in Monaco immer gut ausgesehen. Das soll sich möglichst wiederholen.

Du bist also zuversichtlich fürs Rennen?

Giancarlo Fisichella: Definitiv. Ich stand in Monte Carlo schon zweimal auf dem Podium, und glaube, dass ich für dieses Rennen im perfekten Team bin. Renault konnte im Vorjahr glänzen und gewann mit Jarno Trulli das Rennen. Der Renault R25 wird hier mit Sicherheit sehr schnell sein. Was noch wichtiger ist: Ich bin überzeugt, dass wir von Anfang an gute Karten haben. Ich starte als Fünftletzter ins erste Qualifying, wenn die Streckenbedingungen sich ihrem Bestzustand nähern. Das heißt, dass ich um eine Startposition ganz vorne mitkämpfen kann, die in Monaco wichtiger ist als irgendwo sonst. Ich habe in Spanien die Abwärtsspirale stoppen können, die mich mit den frühen Qualifying-Zeiten erwischt hatte. Außerdem verfüge ich mit dem Renault über ein großartiges Auto. Ich war in Monaco bereits Dritter und Zweiter – es wäre fantastisch, wenn ich mich noch einen Platz steigern könnte.

Bob, wie zufrieden waren Sie mit der Leistung des Teams in Barcelona?

Bob Bell: Auf das Resultat in Spanien war ich sehr stolz. Wir hätten fast die Plätze zwei und drei mit "Fisi" und Fernando geholt, was wirklich ein außerordentlicher Erfolg gewesen wäre. Aber auch der zweite und fünfte Platz, die am Ende herauskamen, sprechen Bände über die Qualitäten der Fahrer, die beide während des Rennens mit Schwierigkeiten zu kämpfen hatten. Dass wir diese so gut bewältigt haben, wirft auch ein Glanzlicht auf das Team, denn es beweist, dass wir, selbst wenn es nicht optimal läuft, uns fangen und Punkte retten können. Ich glaube, dazu waren wir vor wenigen Jahren noch nicht in der Lage. Diese Fähigkeit ist definitiv einer der Bausteine, aus denen Weltmeisterschaften gemacht werden.

Waren Sie von den Fahrern beeindruckt?

Bob Bell: Absolut. Wir haben immer gesagt, dass Giancarlo und Fernando niemals aufgeben. Sie kämpfen unvermindert bis zur Zielflagge – auch und erst recht, wenn ein Problem auftaucht. "Fisi" hatte die Schwierigkeiten mit den defekten Aerodynamikteilen, Fernando litt anfangs unter Blasenbildung der Reifen – doch keiner von beiden dachte auch nur daran, den Kopf hängen zu lassen. Das ist es, was du als Team brauchst und verlangst. Sie haben bewiesen, dass sie hundertprozentig entschlossen sind.

Im vergangenen Jahr siegte Renault in Monaco – kann das Team dies wiederholen?

Bob Bell: Das hoffen wir. Was uns am letztjährigen Renault R24 nach wie vor verwirrt, ist die Tatsache, dass er am Limit sehr schwierig zu fahren war, und in Monaco trotzdem förmlich um den Kurs flog – das ist eigentlich der letzte Ort, an dem du ein schwieriges Auto gebrauchen kannst. Ich glaube, eine Erkenntnis aus den ersten Saisonrennen lautet, dass mit dem Renault R25 die Formschwankungen abgestellt sind und wir statt der zwischenzeitlichen Tiefpunkte ein gleichmäßig hohes Leistungsniveau sehen. Bislang waren auch die Michelin-Reifen extrem konstant in ihrer Leistungsfähigkeit. Die französischen Pneus funktionieren in Monaco traditionell hervorragend, sodass wir auch in diesem Jahr eine passende Lösung von Michelin erwarten. Wir waren in den ersten Rennen die Schnellsten oder Zweitschnellsten – auf fünf verschiedenen Strecken und unter wechselnden Bedingungen. Für mich deutet alles darauf hin, dass wir auch in Monaco sehr stark sein werden und dass beide Piloten Chancen auf Podestplätze besitzen.