Große Erleichterung am Nachmittag: Die Mercedes-Dominanz in Austin ist bei weitem nicht so groß, wie es noch im ersten Training den Anschein hatte. Statt zwei Sekunden lag Nico Rosberg gerade einmal zwei Zehntel in Front. Kollektives Durchatmen im Verfolgerfeld. Red Bull und Ferrari befinden sich in einer guten Position, die Bullen sind auf den Longruns sogar gleichauf mit den Silberpfeilen. Und auch Force India als vierte Kraft nicht weit weg.

Red Bull greift ganz vorne an

Die größte Konkurrenz für Mercedes dürfte wohl erneut Red Bull darstellen. Auf eine Runde fehlten Daniel Ricciardo gerade einmal zwei Zehntel auf Spitzenreiter Nico Rosberg, als Zweiter schob er sich sogar vor Lewis Hamilton. Da die Punkte jedoch am Sonntag vergeben werden, ist die Performance auf die Renndistanz noch wichtiger für Red Bull, zumal Mercedes im Qualifying bekanntermaßen ohnehin noch zulegen kann. Die Rennsimulation hinterließ bei Ricciardo strahlende Gesichter.

"Unsere Longrun-Pace sah so aus, dass wir auf einem Niveau mit Mercedes waren, möglicherweise schneller. Wenn wir diese Pace auch am Sonntag haben, könnte es ein spaßiges Rennen werden", frohlockt der Australier. Dabei ging Red Bull am Vormittag einen ganz eigenen Weg und verzichtete komplett auf die beiden weichsten Reifenmischungen. Diese kamen erst im zweiten Training zum Einsatz. "Wir haben zwischen den Sessions ein paar Änderungen gemacht, die sich ausbezahlt haben. Hoffentlich bleiben wir auf diesem Niveau", kommentierte der 27-Jährige.

Daniel Ricciardo präsentierte sich in starker Verfassung, Foto: Sutton
Daniel Ricciardo präsentierte sich in starker Verfassung, Foto: Sutton

Teamkollege Max Verstappen schien auf den ersten Blick ein wenig abgeschlagen. Satte neun Zehntel lag er hinter der Spitze, auch Sebastian Vettel im Ferrari war schneller. Der Rückstand erklärt sich jedoch auch durch heftiges Untersteuern in der letzten Kurve seiner schnellen Runde, als der 19-Jährige viel Zeit verlor. Insgesamt war Verstappen nicht so zufrieden wie sein Teamkollege. "Wir haben vom ersten zum zweiten Training hin verschiedene Setups ausprobiert, um ein besseres Gefühl für das Auto zu finden. Am Ende haben wir ein gutes Setup für die Longrus gefunden, wir müssen jedoch unsere Leistung auf eine Runde verbessern", stellte er klar.

Ein Blick auf die Daten verrät: Gerade auf den gelben Reifen war Red Bull immens stark. Ricciardo und Verstappen fuhren im Schnitt hohe 1:42er Zeiten, Nico Rosberg dagegen kam - jedoch mit einem deutlich längeren Stint und damit auch mehr langsameren Runden - nur auf einen Schnitt von 1:43.444 Minuten. Auf den Supersofts war ebenfalls Ricciardo vorne - sogar mit dem längsten Stint aller Top-Fahrer.

Ferrari und die Suche nach dem optimalen Setup

Ferrari konnte bei der Rennsimulation dagegen nicht in diesem Maße glänzen. Zwar fuhr Sebastian Vettel auf den roten Reifen im Schnitt die zweitschnellste Zeit. Doch war sein Stint am Ende auch deutlich der kürzeste und mit weniger Sprit absolviert. Der Deutsche vermisste vor allem die Balance an seinem Ferrari. "Es ist nicht so, dass ich dem Auto misstraue, aber wir rutschen noch ein bisschen viel. Teilweise über die Vorderräder, teilweise über die Hinterräder. Über die Distanz schadet das dem Longrun und es kommt dann eines zum anderen", erklärt der viermalige Weltmeister.

Für einen kuriosen Zwischenfall sorgte Vettel am Vormittag. Sein rechter Außenspiegel hatte sich verselbständigt, Vettel hielt ihn mit der linken Hand fest und steuerte sein Auto einarmig zurück an die Box. Ein Flügel hatte sich gelöst und den Spiegel aus der Halterung geschlagen. Ein kleiner Zwischenfall mit großer Wirkung für Vettel. "Deswegen konnten wir am Morgen nicht ganz unser Programm durchziehen. Am Nachmittag war es besser, aber ich glaube, was Balance und Speed angeht, sind wir noch ein bisschen hintendran. Wir müssen schauen, dass wir da noch etwas finden", analysiert er.

Sebastian Vettel zeigt sich trotz Rückstandes gelassen, Foto: Sutton
Sebastian Vettel zeigt sich trotz Rückstandes gelassen, Foto: Sutton

Den Kampf gegen Red Bull gibt Vettel daher keinesfalls auf. "Ich denke wir haben eine Chance. Sie waren heute sehr schnell, kein Zweifel. Aber es ist Freitag, ich würde mir keine allzu großen Sorgen machen", stellt er klar. "Man weiß nie, was die anderen machen. Wir hatten heute nicht den besten Tag. Es wird schwierig, sie morgen zu kriegen, wenn sie die Pace halten. Aber ich denke, der Ferrari von heute ist nicht der Ferrari von morgen", so Vettel.

Teamkollege Kimi Räikkönen vermasselte seinen schnellsten Versuch im zweiten Training und landete daher nur auf dem zehnten Rang. Bei den Longruns sah der Finne ebenfalls kein Land. Kein Grund aber zur Panik für den Routinier. "Es sieht schlimmer aus, als es ist. Wir haben normale Setup-Arbeiten verrichtet, und manchmal läuft es halt so", wiegelt er ab. "Wir hatten keine großen Probleme, sondern haben nur versucht, uns an das Optimum heranzutasten. Nun haben wir einiges an Arbeit zu tun, um morgen bereit zu sein", kündigt Räikkönen an.

Force India lauert auf Fehler

Erneut in Reichweite zu den drei Top-Teams präsentierte sich Force India. Nico Hülkenberg und Sergio Perez fehlten keine vier Zehntel auf Sebastian Vettel. Bereits in Japan lagen die beiden nach dem Start mitten im Spitzenfeld, ehe die schlicht nicht ausreichende Pace am Ende doch "nur" zu den Plätzen sieben und acht und damit zur Manifestierung als vierte Kraft reichte. In Austin befindet sich Force India nun in einer ähnlichen Situation. Geht bei den großen Teams etwas schief, stehen sie bereit.

"Es war ein gelungener Freitag, so willst du in ein Wochenende starten", zeigte sich Hülkenberg zufrieden. "Wir hatten keine großen Probleme mit dem Auto und konnten viele Kilometer sammeln. Am Nachmittag haben wir einige verschiedene Dinge mit unserem Setup versucht. Unser Job ist es heute Abend, den richtigen Weg zu finden", so der Deutsche.

Sergio Perez konnte nicht ganz so viele Runden drehen wie Hülkenberg. Der Mexikaner musste seinen Boliden am Vormittag an Landsmann Alfonso Celis abtreten. "Ich war nur am Nachmittag im Auto, aber ich bin schnell auf Geschwindigkeit gekommen und ich bin glücklich mit meinen Runden. Ich denke, wir sind in einer vielversprechenden Position", so Perez.