Alle Jahre wieder, kommt das Christuskind. Alle Jahre wieder, ändert Max Mosley das Formel 1 Reglement. Und alle Jahre wieder, steigt in den Straßen von Monte Carlo das F1- und Glamour-Highlight des Jahres: Der Große Preis von Monaco.

Einmal im Jahr wird das Fürstentum nicht nur zum Mittelpunkt der Formel 1 Welt, sondern auch zum Laufsteg für die Schönen und Reichen, die Schnellen und noch reicheren sowie jene, die Millionen und Abermillionen von Dollar, Euro oder Pfund in die Königsklasse und deren Rennställe investieren, um die eigenen Firmenlogos weltweit zur Schau zu stellen.

Nicht umsonst ist Monaco traditionell der Ort, an dem neue Partnerschaften und Deals bekannt gegeben, eingeführt oder gar erst abgeschlossen werden. Nicht umsonst werden hier Fahrzeugnasen mit 'echten' Diamanten versehen. Und nicht umsonst platzt hier das ohnehin schon eng bemessene Fahrerlager vor VIPs, Möchtegern-Promis, Sponsoren, Vorständen und Superreichen nur so aus allen Nähten.

Entsprechend darf man es als Höchststrafe für einen Formel 1 Rennstall ansehen, wenn man hier nicht auf der Strecke vertreten sein darf, um die eigenen Sponsoren und Gäste nach einem erfolgreichen Abschneiden in den Straßenschluchten von der Yacht im Hafen in den Paddock zu führen und sie dort dem siegreichen Piloten mit dem teuren Logo auf der Brust vorstellen.

Für British American Racing Honda trifft dieser Fall am nächsten Wochenende zu: Die Mannen rund um Teamboss Nick Fry werden nach ihrer Sperre in der Tankaffäre nur mit einem Light-Auftritt - also einem Motorhome und einer Hospitality für Gäste und Sponsoren - zugegen sein und keinen einzigen Meter auf der Strecke zurücklegen dürfen. Laut Fry kostet allein dieses Versäumnis den Rennstall rund zehn Millionen. Der Imageschaden lässt sich hingegen kaum in Zahlen oder Worten ausdrücken.

Vorangegangen waren in den letzten Tagen das Urteil des FIA International Court of Appeal sowie einige Meinungsänderungen bei den Weißen. So war man am Donnerstag nach der Urteilsverkündung noch von dem "absolut ungerechtfertigten" Urteil "entsetzt" und wollte man weitere rechtliche Schritte dagegen prüfen.

Schon tags darauf wurde aber letztere Idee "zum Wohle des Sports" und aufgrund eines Feiertags in Frankreich, wo das zuständige Berufungsgericht saß, fallen gelassen. Die Schuld wies man jedoch noch weit von sich. Immerhin konnte selbst das Urteil des ICA dem Team keine Absicht und keinen Betrug nachweisen. Wie es dann zu der halbgaren Strafe von zwei Rennen Sperre und einer Disqualifikation für Imola kommen konnte, bleibt auch weiterhin ein Rätsel. Aus "im Zweifel für den Angeklagten" scheint hier also "im Zweifel machen, was Max Mosley möchte" geworden zu sein.

Nachdem der Motorsportweltverband eben jenes Max Mosley dann am Montag in einem weiteren Schreiben nicht nur die sympathisierenden Automobilhersteller verbal ohrfeigte, sondern B·A·R wegen des "Schadens am Motorsport" weitere Strafen androhte, fielen die Mannen aus Brackley am Donnerstag vollends um.

In einem eigens aufgesetzten Presseschreiben lobte das Team den ICA sowie dessen Unabhängigkeit und räumte man ein, dass man nun nach einer "umfassenden Nachforschung" davon überzeugt sei, dass ein Auto im abgetankten Zustand "immer mehr als 600 kg" wiegen müsse und man "auf dieser Basis" jetzt auch das Urteil akzeptiere.

Die Angst vor mehr als nur einem blauen Auge, wie viele die Strafe für die Weißen bezeichneten, scheint also vor der Empörung über das, für manch andere, "zu harte Urteil" gesiegt zu haben. Allerdings war der B·A·R-Rückzieher nicht der einzige Rückzieher der jüngeren Vergangenheit.

Einige Tage vor der Berufungsverhandlung zogen die zweiten in der F1 aktiven Japaner von Toyota ihren Einspruch gegen die 25 Sekunden Zeitstrafe von Ralf Schumacher aus dem San Marino GP zurück. Was offiziell nach intensivem Studiums der Beweislage, wegen nicht genügend vorhandener Beweise geschah, erscheint seit dem letzten Freitag in einem anderen Licht.

Denn da wurde bekannt, dass auch die Weiß-Roten durch die FIA geprüft werden. Allerdings nicht wegen eines technischen Regelverstoßes, sondern wegen einer Formalie. Man hatte bis zum Spanien GP schlicht und einfach keine Lizenz des nationalen Motorsportverbandes - in diesem Fall also des DMSB. Ironischer Weise musste und hatte dieser den Einspruch des Teams gegen die Strafe von Ralf Schumacher bei der FIA eingereicht.

Jedenfalls bis der Rückzieher der Japaner kam, welcher die FIA wohl milde stimmen sollte. Denn auch hier droht dem Team von einer Geldstrafe bis hin zur Aberkennung aller WM-Punkte aus den ersten vier Rennen eine Strafe für den Formfehler. Allerdings scheint die FIA ebenfalls nicht ganz unschuldig zu sein.

Was im B·A·R-Fall noch die Gummiparagraphen und Grauzonen waren, ist hier die Tatsache, dass der Weltverband Toyota erst gar keine Superlizenz hätte ausstellen dürfen, da die Köln-Marsdorfer durch die fehlende nationale Lizenz des Deutschen Motor Sportbundes die Voraussetzungen gar nicht erfüllten. Entsprechend stellt sich die Frage, ob dies in Paris bei der Ausstellung der Superlizenz überhaupt jemand überprüft hat...

Keinen Rückzieher von seinen Aussagen machte hingegen Ferrari-Präsident Luca Montezemolo, der die Reifen und damit Premiumpartner Bridgestone zum "Problemfeld Nummer 1" erklärte. Die heile rote Welt der Ferrari-Bridgestone-Familie ohne Schulzuweisungen und des "wir gewinnen und verlieren zusammen"-Chors scheint aufgrund der schwierigen WM-Situation also einige Rissen bekommen zu haben.

So lernte Ferrari-Neuzugang Marc Gené zwar als erstes, dass es bei den Roten keine Schuldzuweisungen gebe, doch gab Montezemolo den Japanern, die sich nach dem Malaysia-Debakel bereits selbst schuldig bekannt hatten, zumindest eine Teilschuld. Aus Tokio war derweil zu vernehmen, dass man die Verärgerung der Italiener verstehe und man nun dafür kämpfen werde wieder an die Spitze zurückzukehren.

Ein klarer Umdenkprozess scheint hierbei schon vor Barcelona eingesetzt zu haben. Denn bereits im Laufe des Rennwochenendes war immer öfter zu hören, dass man den Zugang eines weiteren Top-Teams bei Bridgestone begrüßen würde und begründeten die Italiener ihre kritisierten unlimitierten Tests immer öfter damit, dass Michelin noch mehr teste, da man mehr als doppelt so viele Teams unter Vertrag habe. Leider wird hierbei vergessen, dass Michelin als Reifenhersteller nicht der direkte Konkurrent von Ferrari ist. Dass wären die einzelnen Michelin-Kundenteams, die nicht mehr als die Roten testen. Ganz im Gegenteil. Schließlich haben sie sich dem 30 Tage Testlimit angeschlossen.

Als möglicher Neuzugang im Bridgestone-Lager wurde schnell Red Bull Racing gehandelt, die im kommenden Jahr mit Ferrari-Motoren an den Start gehen werden. Eine Art zweites Sauber, die bislang bis zu ihrem Wechsel zu Michelin die Position einer Schweizer Ferrari-Filiale innehatten, dürfte die österreichisch-britische Seilschaft dennoch nicht werden. Denn während Christian Horner schon nach dem Ferrari-Deal glaubhaft beteuerte, dass man seine Unabhängigkeit wahren werde, lässt der bisher von RBR in der F1 eingeführte eigene Stil auch nichts anderes vermuten. Zudem dürfte sich Dietrich Mateschitz kaum irgendetwas aus Maranello einsagen lassen.

Vor Saisonbeginn verriet uns der Technische Manager von Bridgestone, Hisao Suganuma, noch, dass man keinesfalls irgendwelche Teams von der Konkurrenz abwerben wolle, sondern höchstens darauf warten würde, bis sich die Teams von alleine in Tokio melden würden. Suganuma San zeigte sich dabei äußerst zuversichtlich und überzeugt, dass die Leistung der japanischen Pneus dafür Sorge tragen würde. Derzeit sieht es allerdings nicht danach aus, als ob die Performance und Zuverlässigkeit der Bridgestones ein großartiger Werbeträger wären...