Viele fragen sich: Warum nur ist Michael Schumacher mit seinem Ferrari plötzlich derart ins Hinterfeld geraten? Wie kann es sein, dass sich eine langjährige Dominanz von heute auf morgen in Luft auflöst? Auf diese Fragen gibt es viele Antworten. Der Einsatz des alten F2004M in den ersten Rennen war nicht von Erfolg gekrönt, weil die Regeländerungen einfach zu gravierend waren. Und schließlich hat man nicht erst in Spanien deutlich gesehen, wo die Schwachstelle des F2005 zu finden ist - es sind die Reifen.

Bridgestone hat in diesem Jahr schon mehrfach Entschuldigungen ausgesprochen - wegen einer mangelhaften Performance, wegen zu großem Verschleiß und schließlich wegen der Reifenschäden in Montmelo, die jedoch laut Bridgestone-Untersuchungen auf Trümmerteile zurückzuführen waren.

Jetzt könnte man sagen: Jahrelang waren die japanischen Pneus gut genug für Seriensiege und Weltmeistertitel. Warum sollte das 2005 anders sein? In der Formel 1 und im Leben passiert nichts ohne Grund respektive ohne einen Hintergrund. Oft erkennt man die Folgen einer Handlung erst einige Zeit später. McLaren-Teamchef Ron Dennis, ein nüchterner Analytiker, hat gegenüber der Sun eine einfache und plausible Erklärung für die aktuelle Situation der Scuderia abgegeben...

Dennis erklärte kurz und bündig: "Ferrari stagniert und eines der großen Probleme heißt Bridgestone. Aber diese Krise hat sich Ferrari selbst eingebrockt. Man hat Bridgestone in eine Position gebracht, in der man nur noch für die Scuderia entwickelt hat. Daher wechselten die anderen Teams zu Michelin - wo alle Teams gemeinsam daran arbeiten, einen konkurrenzfähigen Reifen zu haben. Daran sollte sich Ferrari erinnern, wenn sie wieder schlechte Reifen erhalten. Die Schwachstelle bei Ferrari heißt ganz sicher nicht Michael Schumacher."

Harte Worte aus dem Paragon-Center - sie klingen deshalb so hart, weil sie zumindest mehr als nur einen Funken an Wahrheit beinhalten. Mit der Fixierung auf die Scuderia hat Bridgestone Spitzenteams wie McLaren, British American Racing oder Sauber vergrault. Geblieben sind neben Ferrari einzig Jordan und Minardi - die Formel 1B im Formel 1-Feld. Nicht umsonst hat Bridgestone-Motorsportdirektor Hisao Suganuma bereits mehrmals festgestellt, dass man wieder mehr Topteams im Kader haben möchte.

Angeblich verhandeln die Japaner auch schon mit jenem Team, welches ab 2006 Ferrari-Motoren einsetzen wird - Red Bull Racing. So hätte man zumindest wieder ein zweites Team neben den Roten, welches ein nützliches Feedback über das schwarze Gold geben kann.

Eines ist klar: Der Abwanderungsprozess hat sich über Jahre vollstreckt - die abgewanderten Spitzenteams sind mit ihren Michelin-Reifen alles andere als unzufrieden. Dazu kommt: Bridgestone hat in dem Gespann mit Ferrari eine recht undankbare Rolle eingenommen. Von einer Bridgestone-Dominanz hat in den Zeiten der Seriensiege niemand berichtet - wohl aber wird von einer Bridgestone-Krise gesprochen, wenn es für die Scuderia einmal nicht so gut läuft...