Heute scheint der Tag der nüchternen und der Logik zugewandten Formel 1-Analytiker zu sein. Neben Ron Dennis hat auch Niki Lauda zur gegenwärtigen Ferrari-Krise Stellung genommen. Und wie Dennis sieht auch Lauda die Fixierung von Bridgestone auf Partner Ferrari als den hauptsächlichen Grund für das Gummidebakel der Roten - und auch für Lauda war diese Situation nach der Abwanderung der Topteams McLaren und B·A·R vorhersehbar...

In einem Interview mit der Bild-Zeitung sagte Lauda: "Bridgestone hat mit Ferrari nur ein Top-Team unter Vertrag, man kann deswegen nicht auf so hohem Niveau wie Michelin entwickeln. Unglaublich - war diese Situation für Bridgestone doch absehbar. Sie hätten frühzeitig gegensteuern müssen. Ein Leichtsinnsfehler, unter dem Ferrari jetzt leidet."

Für Lauda ist es völlig klar, dass die Pneus das einzige Problem der Roten darstellen: "Absolut. Ich behaupte sogar, dass der Ferrari noch immer das schnellste Auto ist. Schneller als Renault, schneller als McLaren. Sie brauchen nur gute Reifen." Öffentliche Kritik von Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo sei jetzt sogar hilfreich, fügte Lauda hinzu: "Die Zeit der Schöntuerei und des gegenseitigen Schützens ist vorbei. Da musste jetzt mal ein Machtwort gesprochen werden."

Was eine erfolgreiche Titelverteidigung des Kerpeners betrifft, sieht Niki Lauda schwarz. Für ihn könne nur noch McLaren-Pilot Kimi Räikkönen eine Gefahr für WM-Leader Fernando Alonso werden: "Seine Vorstellung in Barcelona war sehr beeindruckend." Und: "Sollte Renault einbrechen, ist Kimi da." Die "Souveränität der Renault-Siege" erinnert Lauda "an die Ferrari-Dominanz der vergangenen Jahre". Fernando Alonso bezeichnet Lauda als "ultimativen Schumacher-Nachfolger".

So hart die aktuelle Situation für Michael Schumacher auch sein möge, Lauda glaubt nicht an einen baldigen Rücktritt des Siebenfachweltmeisters - im Gegenteil. Die aktuelle Lage sei für Schumacher "die größte Herausforderung seiner Formel 1-Laufbahn seit dem Titel im Jahr 2000". Lauda traut Schumacher in diesem Jahr zwar nicht mehr den Titel zu, wohl aber den Sieg beim nächsten Rennen in Monaco - denn: "Auf dieser Strecke werden die Reifen ja nicht so gefordert."

An ein Ende der Ära Schumacher will Lauda auch nicht glauben - er würde "seinen Vertrag bis 2006 sicher erfüllen" und im kommenden Jahr erneut "zuschlagen". Den Zeitpunkt für den Rücktritt habe Michael Schumacher sicher nicht verpasst - diesen Gedanken empfindet der dreifache Weltmeister als "Unsinn". Man trete zurück, wenn "es keinen Spaß mehr macht". Lauda selbst hatte "irgendwann keine Lust mehr, diese Autos zu beherrschen. Und dann war da noch mein Teamkollege Alain Prost. Der hat mich fertig gemacht". Dieses Problem wiederum dürfte Michael Schumacher bei Ferrari nicht ereilen...