Die Formel-1-Saison 2016 biegt mit dem Beginn der Asien-Tournee in Singapur langsam auf die Zielgerade ein. Sieben Rennen vor Saisonende trennen Lewis Hamilton und Nico Rosberg an der Spitze des Klassements gerade einmal zwei Punkte. Nachdem Rosberg zu Saisonbeginn mit vier Siegen am Stück bereits einen stattlichen Vorsprung herausgefahren hatte, legte Hamilton eine eindrucksvolle Aufholjagd hin und übernahm die Führung von seinem Teamkollegen.

Lewis Hamilton blickt dem wichtigen Singapur-Start entgegen, Foto: Sutton
Lewis Hamilton blickt dem wichtigen Singapur-Start entgegen, Foto: Sutton

Mit zwei Siegen nach der Sommerpause schlug dieser zuletzt jedoch zurück, wobei vor allem das jüngste Rennen in Monza Hamilton noch ziemlich im Magen liegt. Der Brite stand auf Pole Position, kam wegen Kupplungsproblemen aber schlecht vom Start weg und verlor den Grand Prix an Rosberg. Zwar wurde Hamilton noch Zweiter, das Momentum scheint nun jedoch wieder auf der Seite seines Stallgefährten zu sein.

Es war beileibe nicht das erste Mal, dass Hamilton in dieser Saison schlecht vom Start wegkam. Auch in Australien, Bahrain und Kanada ereilte ihn dieses Schicksal, das allerdings auch schon Rosberg mehrfach wiederfuhr, weshalb augenscheinlich ist, dass Mercedes über ein veritables Startproblem verfügt. Obwohl also beide Silberpfeil-Piloten schon am Start gepeinigt wurden, glaubt Hamilton, dass dieser Umstand in der Endabrechnung den Ausschlag zu seinen Ungunsten geben könnte.

Mercedes Pole-Duell 2016

Grand PrixLewis HamiltonNico RosbergSieger / Position anderer Fahrer
Australien X Rosberg / HAM P2
Bahrain X Rosberg / HAM P3
China X Rosberg / HAM P7
Russland X Rosberg / HAM P2
Spanien X Verstappen / 2x DNF
Monaco Hamilton / ROS P7
Kanada X Hamilton / ROS P5
Europa/Baku X Rosberg / HAM P5
Österreich X Hamilton / ROS P4
Großbritannien X Hamilton / ROS P3
Ungarn X Hamilton / ROS P2
Deutschland X Hamilton / ROS P4
Belgien X Rosberg / HAM P3
Italien X Rosberg / HAM P2

Hamilton klagt, Rosberg relativiert

"Wenn man sich meine Saison ansieht, könnte die Weltmeisterschaft durch schlechte Starts verloren werden, wenn man bedenkt, dass ich viele Rennen von der Pole Position direkt am Start verloren habe", befürchtet der dreifache Titelträger. "Man arbeitet das ganze Wochenende über, und dann bestimmen zwei Sekunden den Ausgang des Rennens", ist Hamilton leicht frustriert.

Doch was macht den Start eigentlich so knifflig? "Ein Rennen zu starten ist ziemlich schwierig, aber es war für Jahre dasselbe. Jetzt ist es noch ein bisschen schwieriger geworden, konstant wegzukommen, weil man nicht mehr bestimmtes Feedback bekommen darf", spielt Hamilton auf die neuen Funkregeln an, die es dem Team verbieten, den Fahrern vor dem Start Informationen wie die Kupplungstempertatur zu geben. Zudem ist es auch nur mehr erlaubt, mit einer Hand zu kuppeln. "Manchmal hat man zu viel Drehmoment und manchmal zu wenig - man weiß nicht, wie es läuft", klagt Hamilton.

Auch Rosberg schreibt dem Start naturgemäß eine wichtige Rolle zu, sieht seine Bedeutung aber nicht so groß wie Hamilton. "Natürlich hat er einen Einfluss, es ist aber nur eine Sache von vielen, deshalb finde ich nicht, dass das jetzt hervorgehoben werden sollte", betont der Wahl-Monegasse, der vor seinem 200. Grand Prix steht. "Ich hatte gute Starts, hatte aber auch Probleme und habe Hockenheim und Ungarn aufgrund von Starts, die nicht optimal waren, verloren. Du kannst aber auch auf der Strecke einen Fehler machen und viele Plätze verlieren."

Vierte Singapur-Pole für Hamilton?

Hamilton gewann 2009 zum ersten Mal in Singapur, Foto: McLaren
Hamilton gewann 2009 zum ersten Mal in Singapur, Foto: McLaren

Trotz der jüngsten Widrigkeiten bleibt Hamilton optimistisch, was den Gewinn seines vierten WM-Titels angeht. Neben der Tatsache, dass er in der Tabelle weiterhin vorne liegt, spricht für ihn auch die Tatsache, dass er seine Motorenstrafe bereits verbüßt hat und mit mehr frischen Power Units als Rosberg in den Saisonendspurt geht. "Der Speed ist da und ich führe noch immer - ich fühle mich gut", versichert Hamilton.

Sollte Hamilton seinen Mercedes am Samstag in Singapur auf die am engen Stadtkurs durchaus wichtige Pole Position stellen, so wäre das keineswegs eine Premiere für ihn. Bereits 2009, 2012 und 2014 führte Hamilton das Feld in die erste Kurve und konnte das Nachtrennen in weiterer Folge auch zwei Mal für sich entscheiden. Nur 2012 fiel der damalige McLaren-Pilot in Führung liegend einem Getriebeschaden zum Opfer.