Vor der Sommerpause hatte sich Haas in den Untiefen des Mittelfeldes festgefahren. Der Drang in die Top-10, den der Neueinsteiger in den ersten Saisonrennen gezeigt hatte, gehörte längst der Vergangenheit an. Seit Spa geht es allerdings wieder aufwärts und auch am ersten Trainingstag in Monza waren Romain Grosjean und Esteban Gutierrez gut aufgelegt. Ganz perfekt läuft es allerdings trotzdem noch nicht.

Haas schaffte es in den ersten beiden Trainings für den Großen Preis von Italien jeweils mit mindestens einem Auto in die Top-10. Der Fortschritt beim indirekten Heimspiel des Ferrari-Kundenteams kommt allerdings nicht von ungefähr. "Wir haben Motor, Unterboden, Heckflügel, Turbo, MGU-H und MGU-K gewechselt", so Grosjean. Damit sollten eigentlich auch die Topspeed-Probleme aus Spa gelöst sein: "Irgendwo da wird wohl auch der Fehler gewesen sein", fügte er an.

Auffällig ist vor allem das Design des neuen Heckflügels, das an jenes des Renaults aus der Saison 2010 erinnert. "Er scheint sehr gut zu funktionieren, da hat der Windkanal also gute Arbeit geleistet", sagt Grosjean auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com. Das kompromisslose und auf minimalen Luftwiderstand konzipierte Design schränkt laut dem Franzosen allerdings auch die Einsatzmöglichkeiten des neuen Teils ein: "Ich denke, er wird nur dieses Wochenende eingesetzt."

Haas profitiert vom großen Bruder Ferrari

Der Heckflügel wurde extra für die Strecke in Monza konzipiert, Foto: Sutton
Der Heckflügel wurde extra für die Strecke in Monza konzipiert, Foto: Sutton

Haas hat zwar selbst viel investiert, profitiert aber auch von der Entwicklung Ferraris. Der amerikanische Rennstall darf bereits in Monza auf die neueste und gleichzeitig letzte Ausbaustufe der 2016er Power Unit von Ferrari zurückgreifen. "Wenn du an einem Kurs kommst und dir gesagt wird, dass du ein paar PS mehr hast, ist das immer positiv. Du kannst dich hier besonders darüber freuen, denn du verbringst hier viel Zeit auf den Geraden", so Gutierrez.

Die Probleme aus Spa waren damit jedoch trotzdem nicht gelöst: "Leider hatten wir das Topspeed-Defizit. Aber ich war sehr glücklich damit, wie das Auto lief. Hoffentlich können wir das beibehalten und dazu auch den Topspeed noch hinbekommen", so Grosjean. In der Tat fehlten den Haas-Piloten auf die Spitzenwerte bei den Topspeeds teilweise bis zu 10 km/h.

Wo genau der Hund gegraben liegt, hat die Haas-Mannschaft noch nicht herausgefunden: "Ich denke, das ist eine Kombination von Dingen", so Gutierrez. Dementsprechend ist auch noch offen, ob das Team das Problem kurzfristig in den Griff bekommt. "Wir müssen das heute Abend vollständig analysieren und dann versuchen, es zu optimieren", fügt Gutierrez an.

Gutierrez tut sich schwer

Während vor allem Grosjean heute für Haas die Pace machte, tat sich sein mexikanischer Teamkollege sichtlich schwerer. Vier respektive anderthalb Zehntelsekunden fehlten Gutierrez auf Grosjean. "Ich habe hier ein bisschen zu kämpfen. Wir arbeiten gerade am Feintuning", so Gutierrez.

Der Mexikaner kann sich nicht erklären, woher die Performance-Schwankungen kommen: "Es scheint so, dass ein Auto immer mehr und das andere etwas weniger konstant läuft. Es ist nicht ideal, wenn du nach Monza kommst, und dir auf der Geraden ein paar km/h fehlen."

Gutierrez & Grosjean kritisieren Reifendrücke von Pirelli

Allerdings war auch der Teamkollege an diesem Freitag in Monza nicht sorgenfrei unterwegs. "Am Nachmittag bei den höheren Streckentemperaturen hat es sich etwas schwieriger gefahren, aber es war immer noch schnell", sagt der Franzose. Der Grund dafür liegt für ihn auf der Hand: "Es ist sehr schwierig mit den Reifendrücken, die schießen immer noch durch die Decke."

Gutierrez empfand das ähnlich und kritisierte ebenfalls die von Pirelli vorgeschriebenen Reifendrücke. Der Mexikaner ging dabei allerdings noch etwas mehr ins Detail: "Hier gibt es zwar mehr Geraden als Kurven, aber meiner Meinung nach sind die Reifendrücke immer noch zu hoch. Deshalb hatten wir wieder Blasenbildung an den Hinterreifen, was nicht ideal ist."