Beim Heimrennen steigt gewöhnlich der Erfolgsdruck. Ganz besonders gilt das einmal mehr für Ferrari. Beim bevorstehenden Italien GP in Monza wollen Sebastian Vettel und Kimi Räikkönen mit ihrer Scuderia für die Tifosi voll abliefern. Dazu brachte Ferrari an diesem Wochenende die finale Ausbaustufe der 2016er Power Unit.

Erster Eindruck: "Der Motor macht, was er machen soll. Freitags probiert man aber viele verschiedene Dinge. Morgen werden wir da mehr sehen", sagt Vettel. Ganz gut, aber keine Wunderwaffe also. Das bestätigt auch Räikkönen.

"Der Motor ist ein recht kleiner Schritt, aber wir würden nichts ins Auto bauen, das unsere Performance nicht verbessern würde. Es ist einfach ein ganz normaler Fortschritt. Wir versuchen uns in allen Bereichen zu verbessern und das ist einer davon. Es ist eine kleine Sache, geht aber in die richtige Richtung", sagt der Finne.

Ferrari mit neuer Monza-Power vor Red Bull, hinter Mercedes

Im für Qualifying und Rennen repräsentativeren zweiten Training schafften es Vettel (P3) und Räikkönen (P4) mit neuen Motor und unterschiedlichen Programmen beide in die virtuelle zweite Reihe und auch recht solide vor Red Bull, doch fehlte auf die Mercedes-Doppelspitze noch immer rund eine halbe Sekunde. Auf den Longruns sieht es ähnlich aus: Mercedes überlegen, dahinter Ferrari knapp vor den Bullen.

"Das erste Training lief ziemlich gut, das zweite weniger - wegen der Reifen, gelben Flaggen und solchen Dinge", wagt Räikkönen eine Schnell-Analyse. "Insgesamt war es aber nicht allzu schlecht, das Auto hat sich ziemlich okay angefühlt. Es gibt wie immer noch Dinge zu verbessern."

Vettel gibt sich ebenfalls optimistisch. Die schon in Spa offenbar bessere Performance könne man in Monza bestätigen. "Generell war es ein guter Tag. Die Strecke ist natürlich ein bisschen anders was ihren Charakter angeht. Deswegen unterscheidet sich das Auto auch ein bisschen. Aber alles in allem kamen wir gut zurecht", sagt Vettel.

Wie immer gebe es aber noch nächtlichen Verbesserungsbedarf. "Wir hatten eine ordentliche Speed, das Auto hat sich gut angefühlt. Wir müssen nur sicherstellen, dass das in jeder Kurve der Fall ist, sodass wir die Runde zusammenbekommen. Aber der erste Eindruck ist positiv", resümiert der Ferrari-Pilot. "Es liegt noch einiges an Potential in der Kiste und es ist an uns, das herauszukitzeln."

Ist ein Sieg beim Ferrari-Heimrennen drin?

In Sachen Kräfteverhältnis warnt Vettel vor zu früher Euphorie oder Schnellschlüssen. "Ich denke, Freitag darf man nicht so ernst nehmen. Vor allem nicht auf eine Runde. Man muss sich da die Runden ansehen, ob jemand mal einen Patzer drin gehabt hat", sagt der Deutsche. Mercedes jedoch sei garantiert stark. Das bestätigen auch die überragenden Longruns der Silberpfeile. "Das ist kein Geheimnis. Ähnlich stark wie vergangenes Jahr. Aber ich glaube wir sind näher dran und können ein sehr gutes Wochenende haben", hofft Vettel.

Nicht unbemerkt geblieben ist die starke Vorstellung Ferraris auch der Konkurrenz. "Ich hatte erwartet, dass Ferrari hier in Italien hinter Mercedes zweite Kraft sein würde", sagt Red Bulls Daniel Ricciardo. "Aber ich habe nicht gedacht, dass der Abstand so groß sein würde. Heute hat sich gezeigt, dass wir ein bisschen von einem Platz auf dem Podium entfernt sind"

Allerdings führt der Australier, ähnlich wie Vettel, das freitags nicht völlig verzerrungsfreie Bild ins Feld: "Der Abstand ist nicht ganz repräsentativ. Auf den weichen Reifen sind wir nicht weit von Ferrari weg, aber mit dem superweichen Reifen konnte ich keine saubere Runde fahren. Wenn ich da mehr raushole, sollten wir uns in den Windschatten von Ferrari vorarbeiten können. Aber der Abstand ist schon groß. Sie müssen mehrere Fehler machen und wir eine perfekte Runde haben."

Letztere haben jedoch primär ganz andere Interessen: Reicht es am Ende sogar zum erträumten Sieg beim Heimrennen Ferraris? "Boah ... ganz oben?", fragt Vettel. "Wir müssen da auch realistisch bleiben. Natürlich ist das unser Ziel. Es ist ein Traum hier. Die Stimmung ist einzigartig. Rund um die Strecke so viel Jubel zu bekommen und das am Freitagnachmittag - das hat man nirgendwo anders. Deshalb macht das schon Spaß und wir versuchen, unsere Hausaufgaben zu machen, damit wir möglichst viel zurückgeben können!"