Nico Hülkenberg hat in 107 Formel-1-Rennen noch keine Podestplatzierung einfahren können. Dabei stand der Deutsche bereits auf der Pole Position und startete in dieser Saison in Spielberg erneut aus der ersten Startreihe. Zuletzt verpasste er in Belgien das Podium auf dem undankbaren vierten Platz. Schafft er dieses Jahr noch den Sprung aufs Podest? Motorsport-Magazin.com analysiert die Saison und wagt einen Ausblick.

Nico Hülkenberg stand in seiner Formel-1-Karriere noch nie auf dem Podium, Foto: Sutton
Nico Hülkenberg stand in seiner Formel-1-Karriere noch nie auf dem Podium, Foto: Sutton

Force India verfügt mit Sergio Perez und Nico Hülkenberg über eine starke Fahrerpaarung. Allerdings scheint der Mexikaner oftmals ein wenig mehr Glück zu haben, wenn im Rennen eine Podestplatzierung möglich ist. Doch liegt es am Fahrer, ist Perez einfach besser als sein Teamkollege?

Die klare Antwort ist: Nein. Betrachtet man die gesamte Karriere beider Force-India-Piloten, so ist festzustellen, dass Nico Hülkenberg mehr Punkte holen konnte und im Durchschnitt auch etwas mehr als eine Position vor seinem aktuellen Teamkollegen startete. Selbst eine Pole hat der Emmericher in seiner Statistik stehen. Perez startete nicht besser als vier. Dennoch war der mexikanischer Formel-1-Pilot bereits sieben Mal auf dem Podium, während Hülkenberg in Spa bereits zum vierten Mal den undankbaren vierten Platz belegte.

Vergleich der beiden Force India Piloten in ihrer gesamten Karriere

Nico HülkenbergSergio Perez
Rennen107106
Ausfälle1917
Bestes Ergebnis4 (3 Mal)2 (2 Mal)
2. Platz02
3. Platz05
Top-51012
Top-106055
Durchschnittlicher Startplatz10,6211,73
Punkte335324
Pole Position10
Schnellste Runde23
Führungskilometer194115

Strategiepatzer in Monaco

Dabei hätte in Monaco alles so gut werden können. Nico Hülkenberg startete vor seinem Teamkollegen und kämpfte zeitweise sogar mit Nico Rosberg um Platz zwei. Dann entschied das Team die Strategie zu wechseln. Das war der große Fehler. Denn in den engen Häuserschluchten ist Überholen nahezu unmöglich und nachdem dann auch sein Teamkollege an der Box war, lag Perez plötzlich vor Hülkenberg. Am Ende belegte Perez hinter Lewis Hamilton und Daniel Ricciardo den dritten Platz.

Hülkenberg gelang in der letzten Runde auf der Start/Ziel-Geraden immerhin noch ein Überholmanöver gegen Rosberg, was ihm den sechsten Platz einbrachte. Zufrieden war er damit allerdings nicht. "Es war ein enttäuschendes Rennen, auch wenn ich gute Punkte geholt habe. Unser Timing beim ersten Stopp war falsch und hat mich einige Positionen gekostet. Das ist frustrierend, denn ich hatte die Pace auf das Podium zu fahren", ärgerte sich Hülkenberg nach dem Rennen im Fürstentum.

Nächste Chance in Baku

In der Qualifikation in Baku drehte sich Hülkenberg auf seiner schnellsten Runde, Foto: Sutton
In der Qualifikation in Baku drehte sich Hülkenberg auf seiner schnellsten Runde, Foto: Sutton

Beim Europa GP hatte Hülkenberg die nächste Chance. Noch in der Generalprobe war der Force-India Pilot der schnellste Mercedes Verfolger. In der Qualifikation unterlief ihm in seiner ersten Runde dann ein Fehler, der in einem Dreher endete. "In meinem zweiten Run stand ich mächtig unter Druck und ich hatte Verkehr. Dazu kam, dass ich nicht denselben Grip wie im ersten Run im Auto spürte", erklärte Hülkenberg. Addiert man seine besten Sektoren kommt man auf eine Zeit von 1:43.742 Minuten, die in Anbetracht von Perez' Strafe zu Startplatz zwei statt Rang 12 gereicht hätte.

Von Platz zwölf ging es dann für den 29-Jährigen ins Rennen und bereits am Start gab es eine Berührung mit Esteban Gutierrez, die ihn weitere Plätze kostete. Während sein Teamkollege von Startplatz sieben erneut aufs Podium fuhr, blieb für Hülkenberg nur der neunte Rang. Dabei hatte Perez mit Platz zwei in der Qualifikation gezeigt, wie viel im Auto wirklich drin stecke. Allerdings musste er wegen eines Getriebewechsels fünf Plätze zurück.

Starker Auftritt nach der Sommerpause

Nach der Sommerpause ging es dann wieder gut los. Auf einer Strecke, die dem Force India bereits in den letzten Jahren gut lag, waren Hülkenberg und Perez von Beginn an schnell unterwegs. In der Qualifikation dann eine kleine Ernüchterung. Mehr als die Startplätze sechs und sieben waren nicht möglich, da Mercedes, Ferrari und Red Bull einfach zu stark waren.

Das Rennen eröffnete dann plötzlich neue Möglichkeiten, denn nach der ersten Kurve waren Max Verstappen, Kimi Räikkönen und Sebastian Vettel gehandicapped und mussten erst einmal zu Reparaturen an die Box. Hülkenberg konnte indes die zweite Position hinter Rosberg übernehmen und seine Position gegen Daniel Ricciardo sogar behaupten. Wegen eines frühen Boxenstopps, der durch eine virtuelle Safety-Car-Phase wenig Zeit kostete, fiel er nur auf den dritten Rang zurück, doch die Konkurrenz konnte in der Rennunterbrechung komplett ohne Zeitverlust die Reifen wechseln.

In Belgien reichte es für Hülkenberg nur zum vierten Platz, Foto: Sutton
In Belgien reichte es für Hülkenberg nur zum vierten Platz, Foto: Sutton

Das kostete Hülkenberg nicht nur Zeit sondern auch seinen Reifenvorteil. Dadurch kam auch erst Lewis Hamilton in die Position, dass er den deutschen F1-Piloten auf Position drei angreifen konnte. Obwohl der Brite einen Boxenstopp mehr absolvierte, schaffte es Hülkenberg nicht, seine dritte Position zu halten und beendete das Rennen erneut auf dem vierten Platz.

Vergleich der beiden Force India Piloten in der Saison 2016

Nico HülkenbergSergio Perez
Ausfälle20
Bestes Ergebnis4 (1 Mal)3 (2 Mal)
Top-513
Top-1088
Punkte4558

Ausblick:

Wir meinen: Hülkenberg fährt diese Saison noch in die Top-3, Foto: Sutton
Wir meinen: Hülkenberg fährt diese Saison noch in die Top-3, Foto: Sutton

Drei Chancen auf ein Podium hatte Hülkenberg in dieser Saison bereits und keine davon konnte er wirklich nutzen. Nie stand das Glück auf seiner Seite. Doch mit Singapur, Brasilien und Abu Dhabi kommen noch drei Strecken, auf denen Force India bereits einige gute Rennen zeigen konnte. Wenn das Team seine aktuelle Form beibehält und Hülkenberg einfach mal das Quäntchen Glück auf seiner Seite hat, kann in dieser Saison das erste Podium der Formel-1-Karriere möglich sein.

Die Podestplätze seines Teamkollegen geben ihm dabei eher noch mehr Motivation. "Es ist ein Ansporn. Die guten Nachrichten sind, dass das Auto extrem gut ist, aber ich weiß, dass wir das auch können", sagte Hülkenberg nach dem zweiten Podium von Perez in Baku. Noch hat er acht Rennen Zeit, wenn er in diesem Jahr noch zur Siegerehrung will.

Motorosport-Magazin.com meint: Dass Nico Hülkenberg ein guter Fahrer ist, stellt er immer wieder unter Beweis. In Spa hielt er sich aus allen Problemen beim Start heraus und lag auf Position zwei. Er hätte sogar gute Chancen gehabt, diesen Platz zu halten, wenn das Rennen nicht abgebrochen worden wäre. So hat der Emmericher erneut das Glück nicht auf seiner Seite. Bei der aktuellen Form ist es allerdings nur eine Frage der Zeit, bis er sich das erste Mal auf dem Podium feiern lassen darf. (Manuel Schulz)