Wie lautet die offizielle Zuschauerzahl für den Großen Preis von Deutschland 2016?
Georg Seiler: Am Sonntag waren es 57.000, am Samstag 40.000 und am Freitag 25.000 Zuschauer. Am Renntag waren es damit mehr als im Jahr 2014.

Sind sie damit zufrieden?
Georg Seiler: Wenn man weiß, dass es eine höhere Kapazität gibt, kann man nie zufrieden sein. Aber es ist mehr als im Jahr 2014 und das heißt, dass der Zuspruch wieder gegeben ist. Was wir getan haben, speziell für die Familien, mit den Kinderpreisen, hat gefruchtet. Wir haben knapp 4.000 Jugendliche hier gehabt. Das hat natürlich unseren Durchschnittspreis gesenkt. Aber wenn das die Fans der Zukunft sind, hat sich das Ganze doch gelohnt.

Fans in Hockenheim bei einer Veranstaltung mit Nico Rosberg: Das Interesse an der F1 ist in Deutschland immer noch groß, Foto: Sutton
Fans in Hockenheim bei einer Veranstaltung mit Nico Rosberg: Das Interesse an der F1 ist in Deutschland immer noch groß, Foto: Sutton

Worauf führen Sie den positiven Trend insgesamt zurück?
Georg Seiler: Zum einen war es in jedem Fall schon vor dem Rennen spannend - unabhängig davon, wie es jetzt ausgegangen ist. Aber unsere Werbekampagne und speziell die Ticketpreise haben den Ausschlag gegeben.

Für einen Deutschland GP 2017 müsste bald eine Entscheidung her

Können Sie schon irgendetwas zu 2018 sagen, wofür zwar ein Vertrag existiert, Sie aber im Vorfeld ein bisschen vorsichtig waren?
Georg Seiler: Für 2018 gehe ich davon aus, dass wir den Vertrag erfüllen - nach dem jetzigen Stand, in jedem Fall. Es gibt auch Hoffnung, dass es hier noch einen Schritt nach vorne geht. Ich bin zuversichtlich, was die Zukunft anbelangt.

Wenn Sie von einem Schritt nach vorne sprechen, meinen Sie die Zuschauerzahlen oder meinen Sie, dass man den Vertrag über 2018 hinaus verlängern kann oder 2017 notfalls für den Nürburgring einspringen kann?
Georg Seiler: Zunächst einmal, was die Zuschauerzahlen anbelangt: Sie steigen wieder. Wir wissen alle, dass auch im Technischen Reglement der Formel 1 noch etwas getan wird, speziell ab 2017. Was im nächsten Jahr passiert, kann ich Ihnen beim besten Willen noch nicht sagen. Es ist noch ein bisschen Zeit, aber logischer Weise muss demnächst auch eine Entscheidung fallen.

Gab es an diesem Wochenende Gespräche mit Bernie Ecclestone?
Georg Seiler: Gespräche gibt es immer, wenn man ihn sieht. Natürlich gab es auch in diesem Jahr Gespräche. Aber logisch, dass wir noch kein Ergebnis präsentieren können.

Ging es dabei denn um 2018 oder schon um die Zeit darüber hinaus?
Georg Seiler: Nein, 2018 ist ja erstmal gesetzt, durch den Vertrag. Aber es geht natürlich um 2017, wo wir nicht an der Reihe sind - und ich habe ja immer gesagt, wir springen für 2017 ein, wie wir es auch 2015 getan hätten. Aber, und da bitte ich auch um Verständnis von allen, ohne jegliches Risiko für uns. Das Risiko ist 2018 wieder gegeben. Was die Zukunft anbelangt, sage ich zum jetzigen Zeitpunkt immer, da fließt noch genügend Wasser den Rhein herunter. Da warten wir noch ein bisschen die Entwicklung ab und dann sehen wir weiter.

Formel 1 auf dem Sachsenring?

Es gab am Wochenende Gerüchte, dass die Formel 1 auf den Sachsenring gehen könnte. Das nimmt man hier wahrscheinlich mit einem Schmunzeln hin, oder?
Georg Seiler: Ja. [schmunzelt]

Auf dem Sachsenring gibt es aber bislang eine andere Veranstaltung - und zwar die Motorrad-Weltmeisterschaft. Motorrad und Hockenheimring passt eigentlich zusammen und Sie haben schon gesagt, ganz abgeneigt wären Sie nicht. Der ADAC hat mit der Dorna verlängert, aber wo fährt die Motorrad-WM in den kommenden Jahren?
Georg Seiler: Auch hier ist klar: In Hohenstein-Ernstthal, das übrigens Partnerstadt von Hockenheim ist, und der wir damals nach der Grenzöffnung mit dem Sachsenring geholfen haben, ist es schon eine Tradition. Der Motorrad-Grand-Prix ist dort gesetzt, seit den letzten 20 Jahren - und früher natürlich auch schon. Aber letztendlich brauchen sie einen Vertrag, und wenn der Vertrag nicht zustande kommt, gibt es logischer Weise auch Anfragen seitens des ADAC an andere Rennstrecken. Dann wird man sehen, ob man dort auch einspringt oder kein Interesse hat.

Georg Seiler, der Geschäftsführer des Hockenheimrings, Foto: Sutton
Georg Seiler, der Geschäftsführer des Hockenheimrings, Foto: Sutton

Ist die MotoGP für einen Rennstreckenbetreiber finanziell lukrativer als die Formel 1?
Georg Seiler: Sie ist mit Sicherheit günstiger. Aber auch hier sage ich ganz klar, dass ich keine Verträge mehr abschließe, die mit irgendwelchen Risiken verbunden sind. Ob die andere Seite das dann so akzeptiert, ist eine andere Sache.

Wenn Sie jetzt für die Zukunft noch einen Wunsch haben, was die Formel 1 angeht, wie würde der lauten?
Georg Seiler: Die Formel 1 gehört zu Hockenheim und soll in Hockenheim bleiben, und ich wünsche mir, dass sie sich auch wirtschaftlich so gestaltet. Der Vertrag kann in Zukunft nur so aussehen, dass damit keinerlei Risiken verbunden sind. Es ist auch nicht einzusehen, dass eine Traditionsrennstrecke, die keine Unterstützung bekommt, für den Sport Geld drauflegen soll. Da verdienen so viele Leute innerhalb des Formel-1-Trosses Geld. Hier ist viel Marketing dabei, alle müssen ihren Sport bezahlen und da gehört eben auch die Rennstrecke zu. Es kann nicht sein, dass wir die Spielwiese stellen und andere das Geld verdienen. Zumindest in Deutschland wird es in Zukunft so aussehen, dass ohne Risikoabdeckung keine Formel 1 mehr gefahren wird.

Deutschland GP muss Gemeinschaftsprojekt werden

Gibt es irgendwelche positiven Entwicklungen in Sachen Subventionen?
Georg Seiler: Nein. Das ist ja eben das Problem, dass Subventionen vom Land zumindest derzeit nicht fließen. Aber vielleicht merken sie das, wenn tatsächlich einmal der Tag kommt, an dem man sagt, dass es nur noch so geht. Dann müssen sich Hersteller, Land und andere Sponsoren, die die Formel 1 wollen, so wie wir, überlegen, wie sie unterstützend dazu beitragen können. Fakt ist, die Rennstrecke soll instand gehalten werden und Investitionen getätigt werden. Da kann man nicht noch für das Event Geld drauflegen.

Und es kann auch nicht sein, dass wir Großveranstaltungen durchführen, wie zum Beispiel im letzten Jahr die Konzerte von den Böhse Onkelz und AC/DC, bei denen 500.000 Zuschauer kamen, wir ein gutes Geschäft machen - das kann man ganz klar sagen - und dieses Geld dann letztendlich für den nächsten Grand Prix aufheben müssen. Wir brauchen die Gelder, auch zur Rückzahlung unserer Darlehen, die es immer noch gibt, und letztendlich auch für Investitionen in die Zukunft.

Diese Unterstützung vom Formel-1-Tross: Geht das in Richtung Mercedes?
Georg Seiler: Mercedes hat sehr geholfen, gerade was Marketing und Werbung anbelangt. Ich würde mich natürlich freuen, wenn Mercedes mit uns als Partner weiterhin die Königsklasse in Hockenheim will. Ich denke aber auch an die ganzen Zulieferer, die letztendlich auch zu dem Geschäft dazugehören, wie zum Beispiel Versicherungen, Transportunternehmen und viele andere.

Also muss der Deutschland GP in Zukunft eine richtige Gemeinschaftsaufgabe sein, bei der man es zusammen anpackt?
Georg Seiler: Ja, und es muss auch jemand da sein, der die Sache in die Hand nimmt. Es kann nicht Aufgabe der Rennstrecke zu sein, zu suchen, zu bitten und zu betteln, dass andere ihren Sport durchführen können. Ich bin schon mit einer schwarzen Null zufrieden, dabei muss uns aber auch jemand helfen. Manche denken tatsächlich immer nur, dass es schon gut gehen wird. Die gratulieren dann zu dem guten Event, aber keiner geht mit dem Hintergedanken durch das Fahrerlager, wie er später das Defizit der Veranstaltung finanziert.