Sebastian Vettel steckt in der Qualifying-Krise. Der Ferrari-Pilot kam bei seinem Heimrennen in Hockenheim nicht über den sechsten Startplatz hinaus und verpasste damit zum vierten Mal in Folge die zweite Startreihe. Zu allem Überfluss wurde Vettel auch noch von seinem Teamkollegen Kimi Räikkönen geschlagen, der Fünfter wurde. Schwerer wiegen als die teaminterne Niederlage dürfte allerdings der Rückstand auf Pole-Setter Nico Rosberg - Vettel fehlte fast eine Sekunde auf die Bestzeit.

"Heute war irgendwie der Wurm drin", gab der Ferrari-Pilot unumwunden zu. "Ich war nicht schnell genug und die Zeit wollte einfach nicht kommen. Ich war sehr zufrieden mit meiner letzten Runde in Q3 und hatte nicht das Gefühl, dass viel mehr drinnen ist. Man kann nicht mehr aus dem Auto herausholen als drin ist."

Sebastian Vettel findet nicht in die Spur, Foto: Sutton
Sebastian Vettel findet nicht in die Spur, Foto: Sutton

Am Freitag hatte es aus Ferrari-Sicht dabei noch richtig gut ausgesehen, als Dritter war Vettel der erste Silberpfeiljäger, und auch im dritten Training am Samstagvormittag verspürte er einen Schritt nach vorne. Doch als es dann darauf ankam, ging nichts mehr.

"Ich hatte auch nach dem Q2 schon das Gefühl, dass nicht mehr viel drin gewesen ist", gab Vettel zu. "Wir konnten nicht den Schritt machen, den wir sonst machen. Die anderen sind doch immer ein wenig schneller geworden, bei uns war dann etwas früher schon die Luft raus." Auch dass der Vorsprung auf Force India nur zwei Zehntel betrug, bereitete Vettel Kopfschmerzen. "Wir sollten viel konkurrenzfähiger sein."

Laudas Analyse

Durchaus kritisch beobachtet Niki Lauda das Treiben bei Ferrari, das derzeit nur die dritte Kraft hinter Mercedes und Red Bull ist. "Das Auto ist nicht schnell genug und der Kimi fährt schneller als er. Meine Analyse ist: Wenn alles optimal passt, dann ist das Auto schnell. In dem Moment, wo du auf einen Kurs kommst, wo es hier und da nicht auf den Millimeter genau passt, dann ist die Aerodynamik beim Teufel. Dieses Problem haben sie jetzt", lautet die Bestandsaufnahme des dreifachen Weltmeisters.

Probleme ortete Lauda bei Ferrari dabei, das schmale Performance-Fenster zu treffen, in dem der Wagen optimal funktioniert. "Es wird nicht einfach mit dem Auto. Irgendwann resigniert dann mal jeder Rennfahrer und gibt dann nur noch alles, ist aber nicht mehr hochmotiviert", befürchtet der Österreicher. "Beim Mercedes sieht man das, der kommt auf die Strecke und ist sofort im Fenster und funktioniert."

Wird im Rennen alles besser?

Trotz der schwachen Vorstellung im Zeittraining ist Vettel optimistisch, was den Grand Prix am Sonntag betrifft. "Wir haben gesehen, dass wir im Rennen normalerweise schneller sind als im Qualifying", spricht er sich selbst Mut zu. Ein Schlüssel zu einem guten Ergebnis sei ein starker Start. "In der zweiten Kurve kann schon alles vergessen sein, was heute passiert ist", weiß der Heppenheimer.

Dazu gelte es aber erst einmal, die Schwierigkeiten des Samstags auszumerzen. "Wir müssen verstehen, wo es heute gefehlt hat. Ich habe schon eine Ahnung woran es lag, aber in der Qualifikation konnten wir das nicht ändern", gibt sich Vettel gleichermaßen kryptisch wie zuversichtlich. "Für das Rennen sieht es, glaube ich, anders aus."