Es gibt Unfälle, bei denen Motorsport-Fans die Tränen in die Augen schießen. So etwa am vergangenen Wochenende in der BOSS GP. In der Serie für ältere Formel-Boliden und deren meist gut betuchte Besitzer knallte es heftig in Monza. In den Crash verwickelt waren ein 1997er Benetton B197 F1 von Wolfgang Jordan sowie das Panoz DP01 Champcar von Peter Milavec.

Der Unfall ereignete sich in der ersten Runde in der zweiten Lesmo-Kurve. Insgesamt vier Fahrer waren verwickelt, wobei der Deutsche Jordan und Milavec am heftigsten kollidierten. Jordans F1-Benetton wurde mit 280 km/h in die Streckenbegrenzung gedrückt. Beide Fahrer überstanden einen der krassesten Unfälle in der Geschichte der BOSS GP unbeschadet.

"Das ist wirklich ärgerlich für uns beide", sagte Jordan. "Peter ließ eine Lücke offen, also wollte ich reinstechen. Aber dann hat er die Tür zugemacht, weil er mich wohl nicht sah." Hinter dem Crash-Duo kam es zu einer weiteren Kollision zwischen Klaas Zwart (Jaguar R5 F1) und Bernd Herndlhofer (Benetton B197 F1).

Der Benetton B197 kam in der Formel 1 - wer hätte es gedacht - in der Saison 1997 zum Einsatz. Damals am Steuer saßen Gerhard Berger und Jean Alesi. Weil Berger bei drei Rennen aussetzen musste, ersetzte ihn Landsmann Alex Wurz. In der Weltmeisterschaft erreichte das Benetton Team den dritten Platz. Alesi fuhr in Spanien aufs Podium, Berger gelang daraufhin in Hockenheim der einzige Saisonsieg. Wurz wurde in Silverstone Dritter.

Das ist die BOSS GP-Serie

BOSS GP steht für 'Big Open Single Seaters'. Die Rennserie wurde ursprünglich im Jahr 1995 gegründet und wurde zu Beginn ausschließlich in Großbritannien ausgetragen. Später wurde der ehemalige Minardi-Teamchef Paul Stoddart mit seinem Unternehmen 'European Aviation' Hauptsponsor der Serie, die daraufhin für einige Jahre European BOSS hieß und auch außerhalb Großbritanniens Rennen austrug.

Nach der Saison 2009 spaltete sich eine Handvoll Fahrer ab und gründete eine eigene Rennserie namens BOSS GP. Die Serien BOSS GP und European BOSS existierten daraufhin kurzzeitig parallel. Letztendlich überlebte aber nur die BOSS GP. Über die Jahre wurden die Klassen für die zugelassen Fahrzeuge immer wieder überarbeitet. Waren zunächst ausschließlich ältere Fahrzeuge startberechtigt, sind mittlerweile auch relativ neue Rennwagen erlaubt, wie z. B. Vorgänger-Generationen der aktuellen GP2-Fahrzeuge.

Unter dem Strich teilt sich das Feld der BOSS GP in drei Klassen. In der Open Class starten ausschließlich Formel-1-Autos ab dem Baujahr 1997. In der Formula Class sind Formel-1-Fahrzeuge der Baujahre 1992-1996, sämtliche IndyCar, Champ Car und IRL-Boliden ab 1992 und alle Fahrzeuge aus GP2, A1GP und Superleague Formula startberechtigt. In der dritten und letzten Klasse, der Masters Class, sind Formel-1- und Indycars bis Baujahr 1991, sowie Autos aus Formel Nippon, Indy Lights, Formel 3000, und der World Series by Nissan/Renault am Start.

Alte Liebe rostet nicht

Da die BOSS GP eine der wenigen Möglichkeiten ist, alte Formel-1-Autos auf der Rennstrecke zu bewegen, nehmen auch Profis die Gelegenheit hin und wieder wahr und reisen noch einmal zurück in die Vergangenheit. So fuhr zum Beispiel Jos Verstappen vor einigen Jahren im Rahmen des BOSS-GP-Wochenendes in Zandvoort mit einem Tyrrell 026 aus dem Jahr 1998 einige Demorunden.

Tom Coronel ging 2011 sogar noch weiter und nahm an den Rennen in Zandvoort teil. Das niederländische Tourenwagen-Urgestein, das in den 90er Jahren erfolgreich in der Formel Nippon unterwegs war und als Testfahrer bei Arrows sogar kurz vor dem Formel-1-Einstieg stand, ging mit einem Benetton B197 an den Start. 'Major Tom' sicherte sich dabei Pole Position und Sieg.