Bei Haas kann man mit dem bisherigen Saisonverlauf durchaus zufrieden sein. In vier von neun Rennen wurde gepunktet. Als Achter der Konstrukteurswertung liegt man in Schlagdistanz zu den nur wenig besser platzierten etablierten Teams Toro Rosso und McLaren. Nach hinten hat sich der Rennstall bereits ein kleines Polster auf die Hinterbänkler Sauber, Manor und Renault erarbeitet. Haas arbeitet geduldig, akribisch und unaufgeregt. Große Töne hört man weder von den Fahrern noch vom Teamchef oder von Besitzer Gene Haas. In Spielberg gelang nach einer Durststrecke wieder ein zählbares Ergebnis.

Das letzte Rennen: Endlich wieder Punkte

In den vier Rennen vor dem Österreich GP hatte Haas nicht punkten können. Beim Russland GP Anfang Mai war dies zuletzt gelungen. Da tat es gut, dass Romain Grosjean in Spielberg als Siebter wieder Zähler holte. Beinahe wären sogar beide Fahrer in die Top-10 gekommen. Doch Esteban Gutierrez wartet nach Platz 11 am vergangenen Wochenende weiter auf seine ersten WM-Punkte seit der Rückkehr in die Königsklasse. Doch auch so verbesserte das Ergebnis die ohnehin nie wirklich schlechte Laune.

Die Neuerungen: Ferrari liefert Motoren-Update

Haas selbst hat die Entwicklung für 2016 bereits weitgehend eingestellt und legt den Fokus auf die neuen Regeln für die kommende Saison. Ferrari dagegen liefert seinem Kunden pünktlich zum Rennen auf der Highspeed-Strecke in Silverstone ein Motoren-Update. Die Scuderia selbst ist damit bereits seit dem Kanada GP unterwegs. "Es ist eine Kombination aus mehr Effizienz und besserer Performance", lobt Haas-Teamchef Günther Steiner. Beides wäre in Großbritannien besonders gut zu gebrauchen. Bei der Aerodynamik wird es definitiv keine Änderungen im Vergleich zu Spielberg geben.

Mit dem Reifenabbau hatte das Team beim Europa GP große Probleme. Doch für Silverstone, wo die Pneus traditionell sehr hohen Belastungen standhalten müssen, hat nur Grosjean zwei Sätze der harten Spezifikation gewählt, die Pirelli dorthin mitbringt. Gutierrez wollte nur einen, dafür bekommt er den Medium-Reifen einmal mehr (fünf Sätze) als der Teamkollege. Die Supersofts erhalten beide Piloten je siebenmal. Steiner sieht den Reifenabbau als großes Risiko und will ihn über das Setup in den Griff bekommen: "Wir dürfen nur so viel Downforce wegnehmen, dass das Auto nicht rutscht und somit die Reifen schnell am Ende sind. Es geht dabei weniger um das Gefühl der Fahrer."

Die Erwartungen: Chance für Mittelfeld-Teams

"Als neues Team ist es immer eine Herausforderung, dort zum ersten Mal zu fahren", warnt Esteban Gutierrez vor dem Circuit in Silverstone. Doch andererseits kennen beide Piloten den Kurs. Außerdem ist das Feld auf der Insel schon überdurchschnittlich oft kräftig durchgemischt worden. Hier gewinnt relativ selten der Pole-Setter. Ein Grund dafür ist der typische Regen, der schon manchen Großbritannien GP zum Spektakel machte. An einen anderen erinnert Romain Grosjean: "Es gibt hier einige Überholmöglichkeiten." Gemeinsam mit dem von Ferrari gelieferten Motor-Update stellt dies eine große Chance für Haas dar. Die Formkurve des Teams zeigt ohnehin nach oben.

Die Statistik: Haas beim Großbritannien GP

SiegePolesSchn. RundenPodiumPunktekm geführt
Haas - --- --
Romain Grosjean - --- 8-
Esteban Gutierrez - --- --

Romain Grosjean in Silverstone: Ein einziges Mal fuhr der Franzose bei bislang vier Auftritten in Silverstone in die Punkte. 2012 holte er, damals noch für Lotus, Rang sechs.

Esteban Gutierrez in Silverstone: Der Mexikaner hatte bei seinen zwei Formel-1-Rennen in Großbritannien wenig Freude. 2013 und 2014 kam er - jeweils für Sauber - auf die Plätze 20 und 14.

Esteban Gutierrez sieht im Circuit von Silverstone eine großer Herausforderung für Haas, Foto: Sutton
Esteban Gutierrez sieht im Circuit von Silverstone eine großer Herausforderung für Haas, Foto: Sutton

Die Prognose: Punkte voraus!

  • Der neue Ferrari-Motor ist Haas´ größter Vorteil in Silverstone
  • Das Mittelfeld hat traditionell gute Chancen in Großbritannien
  • Den Reifenabbau muss Haas besser managen als in Baku

Motorsport-Magazin.com meint: Der Großbritannien GP könnte für Haas die bislang beste Chance auf ein sehr gutes Ergebnis bieten; vielleicht sogar die letzte in dieser Saison, wenn es wirklich keine eigenen Updates mehr geben sollte. Dem neuen Ferrari-Motor im VF-16 von Grosjean und Gutierrez kommt bei dieser Gelegenheit die größte Bedeutung zu. Es könnte für ihn keine passendere Debüt-Strecke als den Power-Kurs von Silverstone geben. Sollte es am Wochenende regnen und das Team den Reifenabbau in den Griff bekommen, dann ist eine Überraschung realistisch. Mit Punkten ist ohnehin zu rechnen, vielleicht ja dieses Mal auch für den Mexikaner. (Matthias Schwerdtfeger)