Mercedes in Kanada: Bloß kein Stillstand

SiegePolesSchn. RundenPodiumPunktekm geführt
Mercedes 1 2-4 114602
Lewis Hamilton 4 4-5 1001025
Nico Rosberg - 1-2 62275
  • Gelöste Probleme: -
  • Neue Teile: -
  • Ziele: Endlich mal wieder ein Doppelsieg ohne Probleme
  • Hamilton: "Ich habe gezeigt, dass ich so stark wie noch nie bin."

Stillstand. Eigentlich sollte Mercedes dieses Wort mögen. Immerhin würde das zurzeit den Erhalt der Führung in beiden WM-Wertungen bedeuten. Aber nein. Ganz im Gegenteil. Bei Mercedes bewegt sich auch weiterhin so einiges. Den Grund nennt Toto Wolff. "Wir haben in der Weltmeisterschaft keinen Spielraum. Es ist ein kontinuierlicher Kampf, in dem der Druck stetig steigt", sagt der Mercedes-Teamchef. Gerade bei der Zuverlässigkeit habe man noch Verbesserungsspielraum. Das bewiesen erst im vergangenen Rennen die Probleme bei Nico Rosberg. "Beim letzten Grand Prix habe ich hoffentlich in einem Rennen all mein Pech aufgebraucht", hofft Rosberg daher in Montreal in die Erfolgsspur zurückzufinden.

Lewis Hamilton derweil stecken schon mitten in eben dieser. "Ich habe gezeigt, dass ich so stark wie noch nie bin, und so wird es für den Rest des Jahres auch bleiben", stellt der Weltmeister klar. "Die Strecke in Montreal hat mir schon immer gelegen." Mit vier Siegen ist der Brite tatsächlich der erfolgreichste aktive Pilot in Kanada. Dass sich diese Bilanz am Sonntag weiter verbessern könnte, darf als wahrscheinlich gelten. Das Gesamtpaket ist bei Mercedes in Kanada klare Nummer eins. Allerdings muss Hamilton erst einmal seinen Teamkollegen bezwingen. Durch seine Punkteaufholjagd in Monaco hat sich das Mercedes-interne Duell ja wieder zugespitzt.

Ferrari in Kanada: Aufrüsten für den Sieg

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Ferrari 11 6932 3303325
Kimi Räikkönen 1 -42 52118
Sebastian Vettel 1 313 93685
  • Gelöste Probleme: -
  • Neue Teile: Turbolader, Hinterradaufhängung, Aero-Upgrades
  • Ziele: Erster Saisonsieg
  • Arrivabene: "Wir freuen uns auf das Rennen in Kanada, wo wir uns nicht wieder aufs Glatteis führen lassen wollen."

Ferrari drängt nach zwei schwachen Wochenenden in Spanien und Monaco darauf, in Kanada das Comeback zu schaffen. Dritte Kraft hinter Mercedes und Red Bull - das passt einfach nicht zum Scuderia-Selbstverständnis. Entsprechend bringt Ferrari jede Menge neue Teile mit nach Montreal. Offiziell ist es nicht, doch gilt es als sicher, dass das Ferrari einen neuen Turbolader für beide Boliden im Gepäck hat. Hinzu kommen diverse Aero-Upgrades und eine neue Hinterradaufhängung. Zusammengenommen durchaus schlagende Argumente für einen Angriff. Zumindest auf Red Bull. Denn Mercedes liegt der Kurs in Montreal ausgesprochen gut. Ausgeschlossen ist der erste Saisonsieg Ferraris jedoch nicht.

Red Bull in Kanada: Volle Power auch für Verstappen

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Red Bull 2 326 162798
Daniel Ricciardo 1 --1 2513
Max Verstappen - --- --
  • Gelöste Probleme: Boxenstopp-Fehler identifiziert
  • Neue Teile: B-Spec Power Unit für Verstappen
  • Ziele: Podium (mindestens)
  • Verstappen: "Wir werden versuchen ein Podium zu erreichen."

Red Bull schwimmt zurzeit auf einer Erfolgswelle. Erst der Überraschungssieg Max Verstappens in Spanien, dann das klar stärkste Auto beim Monaco GP. Nur ein verpatzter Boxenstopp bei Daniel Ricciardo verhinderte den zweiten Sieg des Teams in Serie. Ob es in Kanada so weitergehen wird ist jedoch fraglich. In Montreal werden sich die Stärken des RB12 wegen des viel mehr an Leistung orientierten Layouts weniger gut ausnutzen lassen als zuletzt. Allerdings muss die neue Power Unit von Renault hier erst noch zeigen, was sie leisten kann. Monaco war dafür noch kein guter Indikator. Jetzt haben beide Red Bull das neue Aggregat. Ist es ein Quantensprung, so zählen die 'Bullen' auf jeden Fall wieder zu den Podestanwärtern.

Williams in Kanada: Vollgas-Chance ergreifen

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Williams 7 8819 1771940
Valtteri Bottas - --1 21-
Felipe Massa - -1- 3426
  • Gelöste Probleme: -
  • Neue Teile: Aero- und Chassis-Upgrades
  • Ziele: Podium
  • Symonds: "Das Team sollte also hier zu seiner Form zurückfinden"

Wenn nicht jetzt, wann dann? Williams wird sich den Höhner-Song der Handballer in Kanada zu Herzen nehmen. Bislang fuhr das Traditionsteam 2016 ja enttäuschend gleich drei Teams hinterher. Mercedes, Ferrari und auch Red Bull waren einfach zu stark. Doch in Kanada könnte die Mannschaft aus Grove stark zurückschlagen. Zumindest geht man bei Williams stark von einem Comeback in Montreal aus. "Als schnelle Strecke mit langen Geraden favorisiert der Circuit Gilles Villeneuve natürlich eine Charakteristik wie die des Williams. Das Team sollte also hier zu seiner Form zurückfinden", glaubt Technikchef Pat Symonds. "In den letzten beiden Jahren waren wir wirklich gut in Kanada", deutet auch Felipe Massa gute Chancen an.

Force India in Kanada: Selbstvertrauen getankt

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Force India - --- 24-
Nico Hülkenberg - --- 14-
Sergio Perez - --1 15-
  • Gelöste Probleme: -
  • Neue Teile: -
  • Ziele: Möglichst nah ans Podium heran kommen
  • Mallya: "Die Performance beim Monaco GP lässt uns mit großem Selbstvertrauen nach Montreal reisen."

Force India fliegt zwar ohne großartige Neuerungen nach Kanada, allerdings braucht es die auch nicht unbedingt. So sollte die Mercedes-Power-Unit im Heck allein schlagendes Argument genug sein, um erneut Anspruch auf jede Menge Punkte zu erheben. Zuletzt wurden es in Monaco mit 23 Zählern ja richtig viele: Force India ist zurück auf Wunschrang fünf in der Konstrukteurswertung. Entsprechend gestiegen ist das Selbstvertrauen. Der seit Spanien rundum erneuerte Bolide scheint also doch ziemlich gut zu funktionieren. Jetzt gilt es diesen Eindruck in Kanada zu bestätigen. Ein wirkliches Gegenargument zu finden, fällt schwer.

"Die Änderungen, die wir am Auto durchgeführt haben, machten einen großen Unterschied. Ich denke, wir können dort schnell sein", sagt Sergio Perez. Teamkollege Nico Hülkenberg freut sich unterdessen über die identische Reifenwahl wie in Monte Carlo. "Es wird einige aggressive Strategien geben, aber in Monaco haben diese Reifen sehr gut für uns funktioniert", zeigt sich Hülkenberg optimistisch.

Toro Rosso in Kanada: Reicht der alte Ferrari noch?

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Toro Rosso - --- 224
Daniil Kvyat - --- -2
Carlos Sainz - --- --
  • Gelöste Probleme: -
  • Neue Teile: -
  • Ziele: Punkte
  • Kvyat: "Der Frust vom Rennen vergangene Woche in Monaco ist jetzt vergessen."

Toro Rosso hat ein Problem. Als einziges Team fährt man mit einer Power Unit aus dem Vorjahr, die im Lauf der Saison nicht verbessert wird. Alle anderen Rennställe bringen allmählich die ersten Ausbaustufen. Bei Renault und Red Bull sind in Kanada erstmals alle vier Boliden mit einer regelrechten B-Spec unterwegs, auch Ferrari hat für die aktuellen Aggregate einen neuen Turbolader dabei und Mercedes ist sowieso schon State of the Art. Einzig Honda lässt sich noch Zeit.

Toro Rosso gerät also zunehmend unter Druck, besonders auf einer Power-Strecke wie nun in Kanada wird sich dieser Nachteil zeigen. Punkte zu holen ist daher zwar Ziel, allerdings ein ambitioniertes Vorhaben. Bitter dabei: Trotz guter Pace gelang es Toro Rosso in den ersten Rennen nicht, sich ein nennenswertes Punktepolster zu verschaffen als die 2015er Ferrari-Unit noch besser mithalten konnte. Gerade verlor man bereits den fünften Rang in der Konstrukteurswertung an Force India. Langfristig drohen auch McLaren und vielleicht Haas vorbeizuziehen. Der Vorsprung ist nur minimal.

McLaren in Kanada: Regentanz als einzige Hoffnung

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McLaren 13 111129 3202825
Fernando Alonso 1 123 68449
Jenson Button 1 113 614
  • Gelöste Probleme: -
  • Neue Teile: Die Rede ist nur von einer "hohen Entwicklungsrate", man darf gespannt sein, was das konkret bedeuten wird
  • Ziele: Einfach alles geben
  • Boullier: "Das Rennen auf dem historischen Circuit Gilles Villeneuve wird für unser Paket ein harter Test."

Nachdem man selbst in Monaco - entgegen der Ankündigung - nicht plötzlich ganz weit vorne mitmischen konnte, backt McLaren für den Kanada GP mal lieber kleine Brötchen. Dass rohe Power und Energierückgewinnung auf den vier langen Geraden in Montreal extrem wichtig sind, weiß man bei McLaren mindestens so genau wie man um die noch immer existenten Defizite Hondas in genau diesem Bereich informiert ist. Entsprechend bleibt fast nur eine Hoffnung: Es darf gerne regnen in Montreal! Der Wetterbericht spielt was das angeht aktuell sogar mit. Ganz auszuschließen sind Schauer am Wochenende nicht, besonders am Rennsonntag.

In Monaco spürte Haas einen Aufwärtstrend, Foto: Sutton
In Monaco spürte Haas einen Aufwärtstrend, Foto: Sutton

Haas in Kanada: Zurück zur Frühform!

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Haas - --- --
Romain Grosjean - --1 194
Esteban Gutierrez - --- --
  • Gelöste Probleme: -
  • Neue Teile: Eventuell neuer Turbo von Ferrari, keine Supersofts
  • Ziele: Punkte
  • Steiner: "Wir sind wieder da, wo wir am Anfang der Saison waren. "

18 Punkte in zwei Rennen. Haas startete richtig stark bei seinem F1-Debüt. Doch in den vergangenen vier GP summierten sich nur vier weitere Punkte zusammen. Die starke Frühform scheint verloren. Allerdings sieht sich das Team zurzeit wieder im Aufwärtstrend. Die Formkurve steige, auch Konstanz halte allmählich Einzug beim F1-Debütanten. "Das war die richtige Richtung", lobte Grosjean nach dem Monaco GP. "Wir sind wieder da, wo wir am Anfang der Saison waren", bestätigt Teamchef Günther Steiner. Jetzt wolle man versuchen den achten Rang in der Teamwertung zu verbessern.

Ein gutes Zeichen: In Montreal wird es stark auf die Bremsleistung ankommen, ähnlich wie in Bahrain, als Grosjean mit Platz fünf das bislang beste Ergebnis für Haas holen konnte. Ebenfalls spannend: Neben Renault verschmäht Haas für Kanada als einziges Team die Supersoft-Mischung komplett.

Wegen dieses Monaco-Crashs bekommt Palmer ein neues Chassis, Foto: Sutton
Wegen dieses Monaco-Crashs bekommt Palmer ein neues Chassis, Foto: Sutton

Renault in Kanada: Was kann die Power Unit wirklich?

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Renault 1 122 50563
Kevin Magnussen - --- 2-
Jolyon Palmer - --- --
  • Gelöste Probleme: Chassis-Tausch bei Palmer
  • Neue Teile: Jetzt beide Fahrer mit neuer Power Unit, keine Supersofts
  • Ziele: Neue Power Unit optimal zur Entfaltung bringen
  • Chester: "Wir werden wirklich sehen, was die Power Unit zu leisten im Stande ist."

Bewährungsprobe für die neue Power Unit. Nachdem in Monaco nur Kevin Magnussen in den Genuss der B-Spec gekommen war, erhält jetzt auch Jolyon Palmer das neue Aggregat. Damit nicht genug: Nach seinem heftigen Crash in Monaco bekommt der Brite quasi ein komplett neues Auto. Renault konnte das Chassis nicht retten, jetzt kommt bereits Nummer drei zum Einsatz. Der Fokus liegt in Kanada jedoch auf der Power Unit. "In Monaco haben wir vor allem von der besseren Fahrbarkeit profitiert während Montreal viel mehr eine Power-Strecke ist. Das heißt, wir werden wirklich sehen, was die Power Unit zu leisten im Stande ist", frohlockt Technik-Chef Nick Chester. Für Punkte sollte es dennoch nur unter glücklichen Umständen reichen. Oder aber der Poker, ganz ohne Supersofts auskommen zu wollen, erweist sich als genialer Schachzug ...

Sauber in Kanada: Teamzwist befrieden

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Sauber - --1 40-
Marcus Ericsson - --- --
Felipe Nasr - --- --
  • Gelöste Probleme: Klärendes Gespräch mit Fahrern nach Monaco-Crash
  • Neue Teile: -
  • Ziele: Manor hinter sich halten
  • Kaltenborn: "Natürlich ist der Crash unserer Fahrer inakzeptabel."

Und täglich grüßt das Murmeltier: Wieder keine neuen Teile für Sauber auch im siebten Saisonrennen. Der Bolide der Schweizer ist demnach noch immer auf dem Stand des ersten Grand Prix. Hintergrund ist die angespannte finanzielle Situation des Teams, die zurzeit keine Entwicklungsarbeit zulässt. Dass wenigstens ein neuer Turbo von Ferrari kommen könnte, ist da allenfalls ein Trostpflaster - und noch dazu ein eher unwahrscheinliches. Ohnehin hat Sauber kaum Zeit sich mit einem neuen Aggregat zu befassen, hat man doch alle Hände voll zu tun, das in Kanada dank Mercedes-Power sicherlich starke Manor abzuwehren. Noch dazu gilt es den Teamzwist zwischen Marcus Ericsson und Felipe Nasr nicht erneut eskalieren zu lassen. Entsprechende Gespräche habe man bereits geführt, versicherte Teamchefin Monisha Kaltenborn.

Manor in Kanada: Attacke mit Mercedes-Power

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Manor - --- --
Pascal Wehrlein - --- --
Rio Haryanto - --- --
  • Gelöste Probleme: -
  • Neue Teile: Kleinere Updates
  • Ziele: Sauber überflügeln
  • Ryan: "Wir sind es auch unseren Fahrern schuldig, ihnen das bestmögliche Auto zu geben."

Manor bietet sich in Kanada eine gute Chance, das direkte Duell gegen Sauber am Ende des Feldes für sich zu entscheiden. Die Mercedes-Power sollte auf den langen Geraden helfen. "Bei den Topspeeds sind wir immer die Schnellsten. Das liegt daran, weil wir nicht mehr Abtrieb haben. Wir würden gerne mehr Abtrieb fahren, aber momentan haben wir wenig. Deshalb sind wir auf Strecken, die viel Abtrieb brauchen - wie Monaco, Barcelona - nicht konkurrenzfähig", erläuterte Pascal Wehrlein im Interview mit Motorsport-Magazin.com . Ganz anders also auch Highspeedkursen wie Monza, Spa oder eben Kanada.

Punkte sind unter normalen Umständen dennoch unrealistisch, doch auch gar nicht zwingend nötig. Wichtig wäre jedoch ein elfter Platz. Der würde Manor in der Teamwertung aufgrund des besseren Einzelresultats an Sauber vorbeispülen - enorm wichtig im ewigen Ringen um Millionen-Preisgelder. Auch deshalb gibt Manor den aktuellen Boliden nicht auf, entwickelt nicht nur am Auto für 2017. "Weil wir aus diesem Jahr herausholen müssen, was geht", erklärt Renndirektor Dave Ryan gegenüber Autosport. Das sei man nicht nur dem Geldbeutel, sondern auch den Fahrern schuldig.