Haas ist auf der Suche nach Stabilität. Der Formel-1-Neuling holte in den ersten beiden Rennen der Saison satte achtzehn Zähler, bei den vier GPs seitdem allerdings nur vier. "In China und Russland hatten wir Probleme damit, das richtige Arbeitsfenster für die Reifen zu finden", räumt Teamchef Günther Steiner ein. Zuletzt sorgte vermutlich eine ganze Serie von Updates für Eingewöhnungsprobleme: In Sotchi gab es einen neuen Frontflügel, für das Rennen in Barcelona wurde das Heck ausgetauscht und Romain Grosjean erhielt nach anhaltenden Problemen beim Spanien GP noch dazu ein neues Chassis. In Kanada will der Rennstall nun an die Erfolge vom Saisonbeginn anknüpfen.

Das letzte Rennen: Kein Profit durch Ausfälle anderer

Monaco war nicht das Pflaster für das amerikanische Team. Grosjean und Gutierrez blieben - trotz einiger Ausfälle vor ihnen - wie bereits beim Rennen zuvor ohne Punkte. Der Mexikaner konnte damit bei keinem der bisher sechs GPs dieser Saison Zähler holen, hatte 2016 allerdings auch schon viel Pech. Immerhin blieben beide Piloten weitgehend von der Crash-Parade im Fürstentum verschont. Der Franzose war allerdings indirekt Leidtragender: Durch eine ungünstige Konstellation beim Räikkönen-Unfall verlor er einige Positionen. Immerhin sprach er nach dem Rennen davon, dass sich die Veränderungen an seinem Boliden positiv ausgewirkt hätten: "Das Auto hat viel besser reagiert. Das war die richtige Richtung."

Die Neuerungen: Hoffen auf Ferrari, Risiko bei den Reifen

Motor-Lieferant Ferrari will angeblich in Montreal neue Turbolader an den Start bringen, um seinen Status als zweite Kraft hinter Mercedes nicht an Red Bull zu verlieren. Sollte dies so kommen, wäre jedoch nicht sicher, dass auch die Kundenteams, zu denen Haas zählt, bereits in Kanada die gleiche Spezifikation erhalten. Auf dem Circuit Gilles Villeneuve zählt vor allem die Power, insofern wäre ein solches Update viel wert. Allerdings stellen die Werksteams ihren Kunden gewöhnlich erste ein oder zwei Rennen später die neuen Aggregate zur Verfügung.

Haas-Pilot Esteban Gutierrez fehlte 2016 bis dato das Glück, Foto: Sutton
Haas-Pilot Esteban Gutierrez fehlte 2016 bis dato das Glück, Foto: Sutton

Bei den Reifen hat sich das Team für eine aggressive und risikoreiche Variante entschieden: Haas und Renault sind die einzigen Rennställe, die komplett auf Supersofts verzichten. Dafür bekommen Grosjean und Gutierrez jeweils zehn Sätze der ultraweichen Pneus, die man aber noch gar nicht aus dem Rennen kannte, als dies festgelegt wurde. "Wir haben die neue Komponente nur einmal getestet vor dieser Entscheidung, in Barcelona. Wir werden sehen, ob es richtig war", sagt Steiner dazu.

Die Erwartungen: Punkte sollen her

Innerhalb des Rennstalls empfindet man das eigene Potential als größer, als dies in den letzten Rennen zu sehen war. Man habe nach den Tests in Barcelona nun wieder mehr Vertrauen in die Leistungsfähigkeit des Autos, lässt Steiner wissen und ergänzt: "Wir sind wieder da, wo wir am Anfang der Saison waren. Wir sind derzeit Achter [in der Konstrukteurswertung] und wir wollen besser sein."

Holte bislang alle F1-Punkte für Haas: Romain Grosjean, Foto: Sutton
Holte bislang alle F1-Punkte für Haas: Romain Grosjean, Foto: Sutton

"Wir haben nun die Konstanz. Darauf kann man sehr viel aufbauen. Wir sind auf dem Weg, die Resultate zu holen, die wir wollen und viele Punkte zu erreichen", sagt auch Esteban Gutierrez. Ein gutes Zeichen: In Montreal wird es stark auf die Bremsleistung ankommen, ähnlich wie in Bahrain, als Grosjean mit Platz fünf das bislang beste Ergebnis für Haas holen konnte.

Die Statistik: Haas beim Kanada GP

SiegePolesSchn. RundenPodiumPunktekm geführt
Haas - --- --
Romain Grosjean - --1 194
Esteban Gutierrez - --- --

Romain Grosjean in Montreal: An den Kanada GP hat der Franzose durchaus gute Erinnerungen. 2012 fuhr er im Lotus von Startplatz sieben auf Platz zwei. Im vergangenen Jahr sammelte er - ebenfalls für den britischen Rennstall - als Zehnter immerhin noch einen Punkt.

Esteban Gutierrez in Montreal: Für den 24-Jährigen gab es auf dieser Strecke bislang wenig zu holen. In seinen beiden Formel-1-Jahren bei Sauber (2013 und 2014) belegte er die Ränge 20 und 14.

Die Prognose: Viel hängt an Ferraris Update

  • Mit dem neuen Turbolader von Ferrari wäre Haas in Montreal ein sicherer Punkte-Kandidat
  • Innerhalb des Rennstalls herrscht Zuversicht, nun Konstanz gefunden zu haben
  • Teamchef und Fahrer sind entschlossen, Zählbares zu holen

Motorsport-Magazin.com meint: An Entschlossenheit und Selbstvertrauen fehlt es Haas vor dem Kanada GP zumindest nicht. Das kommende Wochenende muss allerdings erst noch zeigen, ob sich hier schlicht Zweckoptimismus breit macht oder die Leistungskurve des Teams tatsächlich wieder nach oben zeigt. Viel wird davon abhängen, ob a) Ferrari sein Motor-Update bereits mit nach Montreal bringt und es b) auch Haas zur Verfügung stellt. Die Erfahrung mit ähnlichen Fällen spricht eher dagegen. Möglicherweise kann das Team dann immerhin schon eine Woche später in Baku davon profitieren. (Matthias Schwerdtfeger)