Lewis Hamilton reist mit viel Rückenwind zu einem seiner ausgesprochenen Lieblingsrennen. Der Mercedes-Pilot konnte in Kanada bereits vier Mal gewinnen, öfter als jeder andere aktive Pilot, und ist nach seinem jüngsten Erfolg in Monaco in der Weltmeisterschaft wieder auf Schlagdistanz zu Nico Rosberg, der im Fürstentum vom Pech verfolgt wurde. Der Abstand zwischen den beiden Teamkollegen ist auf 24 Punkte geschrumpft.

Das letzte Rennen: Hamiltons Durstrecke endet

Nach mehr als einem halben Jahr feierte Lewis Hamilton in Monaco endlich wieder einen Sieg. Begünstigt wurde der Erfolg des Briten durch einen missglückten Stopp von Daniel Ricciardo, aber auch die gute Mercedes-Strategie trug ihren Teil zum Triumph beim Glamour-Grand-Prix teil.

"Ich kann es noch immer kaum glauben, dass ich meinen 44. Grand Prix-Sieg geholt habe", ist Hamilton nach wie vor überwältigt. "Ich bin meinen Mechanikern sehr dankbar, dass sie nach einem alles andere als einfachen Saisonstart zu mir gehalten und weiter hart gearbeitet haben. Nach dieser schwierigen Phase war es ein fantastisches Gefühl, wieder ganz oben auf dem Podium zu stehen. Ich hoffe, dass dieses Ergebnis auch bei ihnen einen riesigen Motivationsschub hervorruft."

Alles andere als gut lief es indessen für Rosberg. Der Deutsche hatte von Anfang an Probleme mit den Temperaturen seiner Reifen, sodass sich Mercedes entschied, Hamilton per Teamorder an ihm vorbeizuschleusen. Schlussendlich wurde Rosberg nur Sechster - ein herber Schlag im Titelkampf nach dem so herausragenden Saisonstart. "Beim letzten Grand Prix habe ich hoffentlich in einem Rennen all mein Pech aufgebraucht", hofft Rosberg in Montreal in Montreal in die Erfolgsspur zurückzufinden und baut dabei auf seine mittlerweile große Erfahrung.

Die Neuerungen: Herausforderung Ultrasoft

Wie schon in Monaco, kommen auch in Kanada die ultrasoften Reifen zum Einsatz. Die Vorzeichen sind allerdings gänzlich andere, denn während die Pneus auf dem langsamen Stadtkurs kaum abbauten, ist auf der kanadischen Highspeed-Strecke mit deutlich mehr Verschleiß zu rechnen. "Die Strecke fordert die Reifen viel mehr als Monaco. Deshalb wird es eine der größten Herausforderungen sein, den Ultrasoft bestmöglich im Rennen zu nutzen", weiß Technikchef Paddy Lowe.

Die Erwartungen: Hamilton im Angriffsmodus

Für Lewis Hamilton ist klar: Um in der Weltmeisterschaft weiter Boden gut zu machen, soll auf dem Circuit Gilles Villeneuve der nächste Sieg her. "Ich habe gezeigt, dass ich so stark wie noch nie bin, und so wird es für den Rest des Jahres auch bleiben. Auf dieses neue Kapitel freue ich mich", strotzt der amtierende Champion nur so vor Selbstvertrauen. "Die Strecke in Montreal hat mir schon immer gelegen. Hoffentlich gelingt es mir, dort erneut so zu glänzen, wie bei meinem ersten Besuch in dieser fantastischen Stadt."

Rosberg wartet hingegen noch auf einen Sieg in Kanada und hat neben Hamilton auch das wieder erstarkte Red-Bull-Team im Fokus. "Es wird interessant sein, zu beobachten, wie gut Red Bull diesmal ist. Wir hoffen natürlich, dass wir wieder etwas vor ihnen liegen werden", meint der 30-Jährige.

Ebenfalls im Fokus steht bei Mercedes die Standfestigkeit, welche in dieser Saison im Gegensatz zu den letzten Jahren noch keine ausgeprägte Stärke war. "Wir haben noch Verbesserungsspielraum bei der Zuverlässigkeit. Gleichzeitig wird der Drang nach mehr Performance immer wichtiger", streicht Motorsportchef Toto Wolff hervor. "In Monte Carlo erlebten wir den 50. Silberpfeil-Sieg in der Formel 1. Das ist eine großartige Leistung. Wenn wir aber langfristig Erfolg haben wollen, um Mercedes-Benz so unter den legendären Namen unseres Sports zu etablieren, müssen wir härter denn je pushen."

Die Statistik: Mercedes beim Kanada GP

SiegePolesSchn. RundenPodiumPunktekm geführt
Mercedes 1 2-4 114602
Lewis Hamilton 4 4-5 1001025
Nico Rosberg - 1-2 62275

Mercedes in Montreal: Bis zum letzten Jahr war Montreal für Mercedes kein sonderlich gutes Pflaster, doch durch Lewis Hamilton gelang endlich der erste Sieg in Kanada. Darüber hinaus stehen bislang zwei zweite und ein dritter Platz für die Silberpfeile zu Buche.

Lewis Hamilton gewann 2007 seinen ersten Kanada GP, Foto: Sutton
Lewis Hamilton gewann 2007 seinen ersten Kanada GP, Foto: Sutton

Lewis Hamilton in Montreal: Wann immer der Brite die Zielflagge sah, gab es für ihn Grund zum Jubeln. 2007, 2010 und 2012 gewann Hamilton in Diensten von McLaren den Großen Preis von Kanada, und im Vorjahr rundete er mit einem Erfolg für Mercedes seine grandiose Bilanz ab. Hinzu kommen vier Pole Positions - Lewis Hamilton ist nach Michael Schumacher der erfolgreichste Pilot in Kanada.

Nico Rosberg in Montreal: Von so einer Bilanz wie sein Teamkollege kann Nico Rosberg nur träumen. Immerhin stehen für den Deutschen mittlerweile zwei zweite Plätze zu Buche, auf einen vollen Erfolg in Kanada wartet Rosberg aber noch.

Die Prognose: Hamilton legt nach

  • Montreal ist eine von Lewis Hamiltons absoluten Lieblingsstrecken
  • Nico Rosberg mit mäßiger Bilanz in Kanada
  • Hamilton nach Sieg in Monaco mit Selbstvertrauen vollgepumpt
  • Fragezeichen hinter der Mercedes-Zuverlässigkeit
  • Highspeed-Strecke: Vorteil gegenüber Red Bull?

Motorsport-Magazin.com meint: Die Vorzeichen sprechen für einen weiteren Sieg von Lewis Hamilton. Zum einen, weil sich der Brite in Montreal traditionell pudelwohl fühlt, und zum anderen, weil er nach seinem Erfolg in Monaco wieder über jenes Selbstvertrauen verfügt, das ihn in den vergangenen Jahren so stark gemacht hat. Nico Rosberg muss im Gegenzug aufpassen, dass die Weltmeisterschaft in den nun bevorstehenden intensiven Wochen vor der Sommerpause nicht zu seinen Ungunsten kippt. Etwas weniger Gefahr als zuletzt sollte von Red Bull ausgehen. Auf der Highspeed-Strecke von Montreal dürfte der Mercedes-Vorsprung wieder anwachsen, da die Aerodynamik nicht so eine entscheidende Rolle spielt, wie noch in Monaco.