2016 ist bislang nicht die Saison des Williams-Teams. Statt selbst erster Verfolger des Spitzenduos aus Mercedes und Ferrari zu sein, muss man zusehen, wie Red Bull diese Rolle einnimmt. Mehr als fünfzig Punkte liegen Bottas und Massa nach nur sechs Rennen hinter Ricciardo und Verstappen/Kvyat zurück. Von den 18 Podestplätzen dieser Saison ging noch keiner an den Traditions-Rennstall. Beim anstehenden Kanada GP besteht aber immerhin eine realistische Chance auf Besserung.

Das letzte Rennen: Gepflegte Feindschaft

Williams sah in den vergangenen Jahren in Monaco nie besonders gut aus und das änderte sich auch 2016 nicht. Einmal mehr fehlte den Piloten auf dem Stadtkurs der Speed. Letztlich wurde es ein einziges mageres Pünktchen durch den zehnten Rang von Felipe Massa, der damit direkt vor seinem Teamkollegen platziert war. Bottas´ Ergebnis war unter anderem seiner 10-Sekunden-Strafe für das Verursachen einer Kollision geschuldet.

Die Neuerungen: Unterschiedliche Reifenwahl

"Wir haben einen Reihe von neuen Aerodynamik- und Chassis-Teilen, die die Entwicklung des FW38 vorantreiben sollen", kündigt Technikchef Pat Symonds für Kanada an. Bei den Reifen trafen die Piloten eine unterschiedliche Wahl: Während Massa jeweils drei Sätze Supersoft und Soft bestellt hat, wollte Bottas in Montreal die härteste Mischung nur zweimal und dafür vier Einheiten Supersoft. Vom an diesem Wochenende erneut zum Einsatz kommenden neuen Ultrasoft-Pneu erhalten beide Fahrer je sieben Sätze.

Die Erwartungen: Zurück zu alter Form

Das mit hohen Erwartungen und großem Selbstbewusstsein in die Saison gestartete Williams-Team lechzt nach einem Erfolgserlebnis. Der Power-Kurs in Montreal kommt da wie gerufen. "Als schnelle Strecke mit langen Geraden favorisiert der Circuit Gilles Villeneuve natürlich eine Charakteristik wie die des Williams. Das Team sollte also hier zu seiner Form zurückfinden", sagt Symonds klar und deutlich. Auch Felipe Massa macht sich Mut: "In den letzten beiden Jahren waren wir wirklich gut in Kanada." Der interne - und wohl auch externe - Druck, endlich wieder starke Ergebnisse zu liefern, ist also an diesem Wochenende hoch.

Hat eindeutige Erwartungen an die Williams-Piloten: Technikchef Pat Symonds, Foto: Sutton
Hat eindeutige Erwartungen an die Williams-Piloten: Technikchef Pat Symonds, Foto: Sutton

Doch Vorsicht vor allzu großer Euphorie ist geboten: Die Konkurrenz schläft wie immer nicht. Red Bull und auch Force India präsentierten sich zuletzt in guter bis sehr guter Form. Und die Scuderia Ferrari bringt angeblich einen neuen Turbolader mit nach Nordamerika, von dem eventuell auch ihre Kunde Haas profitieren würde. Sogar McLaren zeigte sich verbessert und punktete zuletzt dreimal in Folge.

Die Statistik: Williams beim Kanada GP

SiegePolesSchn. RundenPodiumPunktekm geführt
Williams 7 8819 1771940
Valtteri Bottas - --1 21-
Felipe Massa - -1- 3426

Williams: Montreal Bilanz

Williams in Montreal: Sieben Mal gelang es Piloten in Diensten von Williams, den Kanada GP in Montreal zu gewinnen. 1979 und 1980 siegte Alan Jones, während Nigel Mansell 1986 die Oberhand behielt. Drei Jahre später gewann Thierry Boutsen, ehe Alain Prost (1993) und Damon Hill (1996) sich in die Siegerlisten eintrugen. Den bis dato letzten Erfolg feierte Ralf Schumacher in der Saison 2001. Für die letzte Podiumsplatzierung zeichnete Valtteri Bottas im Vorjahr verantwortlich.

Valtteri Bottas in Montreal: Der Finne sammelte 2014 als Siebter zum ersten Mal Punkte. Bei seiner Kanada-Premiere im Jahr 2013 kam Bottas hingegen nicht über den 14. Platz hinaus. Im Vorjahr dann der Durchbruch: Platz drei hinter beiden Mercedes, aber vor beiden Ferrari.

Felipe Massa in Montreal: Für Felipe Massa gab es in Montreal noch nicht viel zu holen. In bislang elf Rennen schaffte der Brasilianer kein einziges Mal den Sprung auf das Podest. Seine beste Platzierung liegt mittlerweile auch schon einige Jahre zurück. 2005 belegte der Brasilianer im Sauber mal den vierten Platz. Im Vorjahr gelang immerhin Rang sechs.

Die Prognose: Eine zweistellige Punktzahl darf man verlangen

  • Die Strecke in Montreal ist wie geschaffen für die Stärken des Williams
  • Die Erwartungshaltung ist entsprechend groß
  • Doch die Leistungsdichte hinter der Spitze ist höher geworden

Motorsport-Magazin.com meint: Williams ist auf der Suche nach sich selbst und seiner Form. Der Druck vor dem Rennen in Montreal ist entsprechend hoch. Ein insgesamt zweistelliges Punkteergebnis wäre - unverschuldete Kollisionen oder ähnliches ausgenommen - nicht zu viel erwartet. Auch der härter und enger gewordene Konkurrenzkampf hinter den Spitzenteams kann im Zweifelsfall nicht als Ausrede dienen. Wenn Bottas und Massa auf dieser Strecke, die ihrem Auto so sehr entgegenkommt, nicht liefern, bleibt die Frage, wo sie es in dieser Saison überhaupt noch tun wollen. (Matthias Schwerdtfeger)