Eigentlich hätte am letzten Tag der Young Driver Tests in Barcelona Esteban Ocon im Mercedes Platz nehmen sollen. Doch der Franzose erhielt von den Silberpfeilen am Dienstagabend eine Absage. Nico Rosberg konnte am ersten Testtag nicht das komplette Testprogramm abspulen, weshalb die Ingenieure lieber einen erfahreneren Piloten im Auto haben wollten - Pascal Wehrlein. So zumindest die offizielle Version.

Weil Wehrlein nicht mehr unter das Young-Driver-Reglement fällt, muss Mercedes die beiden verbleibenden Young Driver Testtage in Silverstone an Esteban Ocon vergeben. Lewis Hamilton kommt somit überhaupt nicht in den Genuss eines Testtages während der Saison - der Weltmeister trieb sich am Mittwoch in Cannes bei den Filmfestspielen herum.

Wehrlein bekam den Anruf um 20:00 Uhr, als er nach seinem Manor-Test die Strecke bereits verlassen hatte. Weil er den aktuellen Mercedes zuvor noch nicht gefahren war, musste er spät abends zum Seatfitting zurück an die Strecke. Erst gegen Mitternacht konnte er wieder zurück ins Hotel.

Wehrlein fuhr zum ersten Mal den aktuellen Silberpfeil, Foto: Sutton
Wehrlein fuhr zum ersten Mal den aktuellen Silberpfeil, Foto: Sutton

Fahrerwechsel nährt Gerüchteküche

Neben der offiziellen Version gab es verschiedene Interpretationen des Fahrertauschs. Manch einer vermutete, dass Mercedes Ocon einen Tag nach seinem Renault-Test lieber nicht mit dem Silberpfeil fahren lässt - aus Angst, der Franzose und Mercedes-Nachwuchspilot könnte wertvolle Informationen mit zu Renault nehmen, an die er in diesem Jahr teilweise ausgeliehen ist.

Wieder andere vermuteten, Mercedes wolle Nico Rosberg mit diesem Fahrerwechsel unter Druck setzten. Dem WM-Führenden werden aktuell Flirts mit Ferrari nachgesagt. Mercedes hätte damit zeigen wollen, dass man auch Alternativen hätte. Wehrlein lassen diese Gerüchte kalt: "Du weißt nie, was in Zukunft passiert, aber ich fokussiere mich auf meine Arbeit. Ich muss die bestmöglichen Ergebnisse aus dem Auto herausholen, für andere Entscheidungen bin ich die falsche Person. Wenn ich nicht schnell wäre, würden sie mich nicht ins Auto lassen."

Einen erfahrenen Piloten, der gerade einmal fünf Grands Prix absolviert hat? "Aber ich kenne das Team sehr gut und habe das letztjährige Auto getestet", wirft Wehrlein ein. "Ich habe definitiv mehr Erfahrung als Esteban."

Mit 133 Runden konnte der Manor-Pilot das Testprogramm für Nico Rosberg vollenden. Mit 1:24.145 Minuten landete Wehrlein am Ende auf Rang drei. Aber Zeitenjagd stand nicht auf dem Programm. Fast den gesamten Vormittag fuhr der amtierende DTM-Champion mit einer ganzen Armada an Messgeräten um den Kurs. "Und am Nachmittag haben wir uns in Longruns hauptsächlich auf den Medium-Reifen auf Setup-Arbeit konzentriert."

Nur mit dem Lenkrad hatte Pascal Wehrlein zu kämpfen, Foto: Sutton
Nur mit dem Lenkrad hatte Pascal Wehrlein zu kämpfen, Foto: Sutton

Wehrlein nur einen Tag im Simulator

Probleme hatte Wehrlein lediglich mit dem Lenkrad. "Die Knöpfe sind ziemlich unterschiedlich zum Manor-Lenkrad." Dazu kommt, dass Lewis Hamilton und Nico Rosberg sogar unterschiedliche Lenkräder nutzen. Wehrlein fuhr mit Rosbergs Version. Im vergangenen Jahr wäre das kein großes Problem gewesen, weil der Deutsche viel Zeit im Simulator verbrachte. In diesem Jahr war er lediglich einmal im Simulator. "Am Anfang habe ich noch viele Knöpfe verwechselt", sagte er Motorsport-Magazin.com.

Vergleiche zwischen dem schnellsten und dem langsamsten Auto wollte Wehrlein nicht ziehen: "Natürlich ist es ein großer Unterschied, aber es wäre nicht fair, sie zu vergleichen und zu sagen, was besser und was schlechter ist." Schon am Donnerstag darf er wieder im Manor Platz nehmen. Der Rennstall absolviert am Donnerstag noch einen Filmtag in Barcelona. Danach geht es für Wehrlein nach Hause, bevor die Reise nach Monaco ansteht.