Die Formel 1 ist ein hartes Geschäft. Das muss Daniil Kvyat spätestens nach dem Spanien GP lernen. Vor wenigen Wochen noch gefeierter Dritter beim China GP, der Sebastian Vettel auf und neben der Strecke die Stirn geboten hat, jetzt auf dem besten Weg aus der Formel 1 sang und klanglos Abschied zu nehmen.

Nach dem doppelten Auffahrunfall in Russland musste Kvyat von Red Bull Abschied nehmen. Dr. Helmut Marko ließ ihn mit Max Verstappen Cockpit tauschen. Auch wenn der Grund hierfür hauptsächlich Verstappen war - und nicht die Leistungen Kvyats. Von Red Bull zu Toro Rosso - das hatte es zuvor noch nicht gegeben. Und ausgerechnet Verstappen gewinnt auch noch seinen ersten Grand Prix für Red Bull.

In der Pressekonferenz nach seiner Degradierung zeigte sich Kvyat noch trotzig, beschwerte sich darüber, keine richtige Erklärung für seine Strafversetzung bekommen zu haben. "Jetzt werde ich langsam ärgerlich. Wir haben ihn in der Formel 1 gelassen und ihm eine genaue Erklärung gegeben, er hätte jetzt die Antwort auf der Piste geben können", sagte ein verärgerter Dr. Helmut Marko nach dem Qualifying zu Motorsport-Magazin.com.

Kvyat verlor das erste Qualifying gegen Carlos Sainz deutlich. Während der Spanier den Toro Rosso auf Rang acht stellte, blieb für Kvyat nur Platz 13. Ein symptomatischer Platz für Daniil Kvyat in diesen Tagen.

Kvyat überholt hinter Safety Car

Im Rennen lief es wenig besser. Kvyat überholte hinter dem Safety-Car drei Autos, kam aber glimpflich davon, indem er die gewonnen Positionen nur zurückgeben musste. "Ich hatte mich sofort beschwert, aber es hat ewig gedauert, bis die Rennleitung das verstanden hat und erst nach Rennfreigabe hat er mir die Position wieder zurückgegeben", beschwerte sich Nico Hülkenberg.

Einsam und verlassen: Eine schwierige Zeit für Daniil Kvyat, Foto: Motorsport-Magazin.com
Einsam und verlassen: Eine schwierige Zeit für Daniil Kvyat, Foto: Motorsport-Magazin.com

Während Sainz im Toro Rosso einen starken sechsten Platz einfuhr, landete Kvyat nur auf Rang zehn. "Kvyat sollte heimgehen. Er hat sich auch von Sainz in den Arsch treten lassen", fordert Jacques Villeneuve gegenüber Motorsport-Magazin.com. Dass Sainz das Auto schon deutlich besser kennt, will Villeneuve nicht gelten lassen: "Er saß zwar erst das erste Mal in dem Auto, aber Verstappen auch - und Kvyat hat mehr Erfahrung."

Berger: Kvyat hätte nicht gewonnen

Nicht ganz so drastisch, aber ebenfalls deutlich, drückte es Gerhard Berger aus. Hätte Daniil Kvyat - wenn noch immer im Red Bull - ebenfalls den Spanien GP gewinnen können? "Nein!", legt sich Berger fest. "Das ist eine andere Liga, in der Verstappen fährt. Ich glaube, dass das kaum ein anderer geschafft hätte, was er geschafft hat. Vor allem mit dieser Erfahrung."

Nach Russland, den Aussagen bei der Pressekonferenz und seiner Leistung in Spanien steht Kvyats Karriere nun auf äußerst wackeligen Beinen. Glück für Kvyat: Red Bull hat aktuell nur bedingt einen Ersatz für ihn. Ersatzpilot und GP2-Fahrer Pierre Gasly zeigte zwar beim Auftakt der Nachwuchsserie gute, aber keine herausragenden Leistungen. Vor allem am Start hat der Franzose noch Probleme, dem Druck standzuhalten.