Am kommenden Wochenende wird in der Formel 1 zum dritten Mal der Grand Prix von Russland ausgetragen. Das vom deutschen Rennstrecken-Architekten Hermann Tilke zwischen 2011 und 2014 erbaute Sochi Autodrom ist mit einer Länge von 5,848 km die viertlängste Strecke im Formel-1-Kalender, gleich nach Spa-Francorchamps, dem neuen Baku City Circuit und Silverstone..

Bereits in den 80er Jahren versuchte Bernie Ecclestone mit einem Rennen in Moskau dem 'Grand Prix der Sowjetunion' den Weg in den Rennkalender zu ebnen. Ein Vorhaben, das angesichts der damals schwierigen politischen Verhältnisse selbst dem Formel-1-Zampano nicht gelang. Nach einem erneuten Anlauf Ecclestones im Jahr 2010 war es 2014 endlich soweit, als in Sochi zum ersten Mal der Große Preis von Russland stattfand.

Das Streckenlayout des Sochi Autodroms, Foto: Motorsport-Magazin.com
Das Streckenlayout des Sochi Autodroms, Foto: Motorsport-Magazin.com

Kein Europa-Auftakt auf den Straßen von Sochi

Doch wer bei Russland jetzt an den Europa-Auftakt denkt, der irrt: Wir sind Europa zwar deutlich näher als bei den ersten drei Saisonrennen, aber tatsächlich befindet sich Sochi noch in Asien. Die Stadt, die im Jahr 2014 die Olympischen Winterspiele beherbergte, liegt westlich des Uralgebirges und erstreckt sich über eine Länge von 144 km entlang der Schwarzmeer-Küste.

Bei der Rennstrecke handelt es sich um einen Straßenkurs, der sowohl aus permanenten Streckenelementen als auch aus öffentlichen Straßen besteht. Insgesamt 1,7 km der Strecke werden im Alltag von der Zivilbevölkerung befahren. Das äußerst flüssige Strecken-Layout, bestehend aus zwölf Rechts- und sechs Linkskurven, sorgt für eine hohe Durchschnittsgeschwindigkeit von etwa 215 km/h. Der Vollgas-Anteil liegt bei ca. 50 %.

Streckendaten
Länge: 5,848 km
Runden: 53
GP-Distanz: 309,745 km
Rundenrekord: 1:40.071 (Sebastian Vettel, 2015)
Kurven: 18
Weg bis zum ersten Bremspunkt: 844 m
Länge Boxengasse: 330 m
Zeit in Box bei 60 km/h: 21,0 Sekunden

Highspeed-Run nach dem Start

Eine der wichtigsten Schlüsselstellen auf der Strecke ist die zweite Kurve. Da es sich bei der ersten Kurve nur um einen mit Vollgas zu durchfahrenden Rechtsknick handelt, legen die Piloten ab der Start- und Ziellinie 844 Meter unter Volllast zurück, bevor für Kurve 2 das erste Mal gebremst wird. Hier wurden in den vergangenen Jahren bereits Rennen entschieden, denn die Gefahr im Startgetümmel einen Fehler zu machen ist groß. Außerdem lädt auch die Streckenbreite von 15 Metern an dieser Stelle zu riskanten Aktionen ein.

Im Rennbetrieb wird die Kurve aus über 330 km/h angebremst, wobei die Fahrer auf der Bremse innerhalb von 100 Metern um über 200 km/h verzögern müssen. "Das kann die Fahrer auf der ersten Runde leicht eiskalt erwischen", sagt Mercedes-Technikchef Paddy Lowe. Angesichts dieser Daten ist die zweite Kurve als Überholmöglichkeit Nummer eins prädestiniert. Deshalb befindet sich auch eine der beiden DRS-Zonen vor Kurve 2. Die zweite Zone wurde vor Kurve 13 festgelegt.

Eine weitere Schlüsselstelle ist Kurve 3, die mit einer Scheitelpunkt-Geschwindigkeit von ca. 260 km/h die mit Abstand schnellste Kurve auf dem Kurs ist. Gerade deshalb erfreut sie sich bei den meisten Fahrern einer sehr großen Beliebtheit. Doch wer hier die Ideallinie verlässt, hat kaum eine Chance der Mauer zu entkommen.

Ein Faktor dafür ist auch der Asphalt, der für seine sehr glatte Oberfläche bekannt ist. Das sorgt zum einen für ein relativ niedriges Grip-Niveau und zum anderen für einen verhältnismäßig geringen Reifenverschleiß. Letzteres hat bei den bisherigen Rennen zu vielen Ein-Stopp-Strategien geführt. Mit dem diesjährigen Reifen-Reglement und den von den Teams gewählten Reifenmischungen kann es am kommenden Wochenende allerdings auch die eine oder andere Alternativ-Strategie geben.

Unvergessene Momente

Moment 1: 2014 - Nico Rosberg verbremste sich nach dem Start beim Anflug auf Kurve 2 und zerstörte sich die Vorderreifen. Beim darauffolgenden Boxenstopp in der ersten Runde wechselte der Deutsche auf die Medium-Mischung und fuhr mit dem Reifensatz bis ins Ziel, wo er auf Platz zwei hinter Lewis Hamilton einlief.

Moment 2: 2015 - In der letzten Runde des Grand Prix kämpften Kimi Räikkönen und Valtteri Bottas um den letzten verbleibenden Platz auf dem Podium. Beim Anbremsen auf Kurve 5 verschätzte sich Räikkönen und fuhr Bottas von der Strecke. Sergio Perez war der lachende Dritte und erbte den Platz auf dem Podest.

Moment 3: 2015 - Romain Grosjean verlor in Kurve 3 die Kontrolle über seinen Lotus und schlug hart in die Streckenbegrenzung ein. Das Rennen wurde durch eine Safety-Car-Phase neutralisiert, der Franzose hatte bei dem spektakulären Unfall Glück im Unglück und kam ohne Verletzungen davon.

Romain Grosjeans Auto nach dem heftigen Unfall im vergangenen Jahr, Foto: Sutton
Romain Grosjeans Auto nach dem heftigen Unfall im vergangenen Jahr, Foto: Sutton

Russland GP: Die letzten Rennen

Jahr Sieger 2. Platz 3. Platz Pole Schn. Runde
2015 Lewis Hamilton Sebastian Vettel Nico Rosberg Nico Rosberg Sebastian Vettel
2014 Lewis Hamilton Nico Rosberg Valtteri Bottas Lewis Hamilton Valtteri Bottas