Red Bull wird am Freitag im ersten Freien Training zum Großen Preis von Russland den selbstentwickelten Cockpitschutz "Aero Screen" zum ersten Mal in der Öffentlichkeit testen. Der Plan ist, eine Installationsrunde zu absolvieren, um Feedback von einem der beiden Fahrer, entweder Daniel Ricciardo oder Daniil Kvyat, zu erhalten.

Das Halo-Konzept wurde von Ferrari getestet, Foto: Sutton
Das Halo-Konzept wurde von Ferrari getestet, Foto: Sutton

Der Entwurf von Red Bull gilt als Gegenmodell zu Mercedes' Halo-Konzept, das von den Ferrari-Piloten Sebastian Vettel und Kimi Räikkönen im Zuge der Testfahrten in Barcelona vor Saisonbeginn erprobt worden war. Während Red Bulls Aero Screen an eine Cockpitkanzel mit Windschutzscheibe erinnert, gleicht das Mercedes-Konzept einem Heiligenschein mit einer senkrechten Strebe im Sichtfeld des Piloten.

Nach dem ersten Einsatz von Halo hatte es gemischte Meinungen über das Design gegeben. "Der erste Eindruck des Sicht-Tests ist positiv. Der Aufbau behindert die Sicht nicht", kommentierte Räikkönen, der im Cockpit saß. Kritik gab es vor allem hinsichtlich der Optik, allerdings lautete der allgemeine Tenor, Sicherheit sei wichtiger als Ästhetik.

Noch einige Fragezeichen

Gegenüber ersten grafischen Darstellungen wirkt Aero Screen in der Realität wesentlich massiver und wuchtiger. Dies hat auch Nico Hülkenberg festgestellt. "Auf dem Skizzen, die ich gesehen habe, sieht es für meinen Geschmack attraktiver aus", so das Urteil des Deutschen, der trotzdem Red Bulls Modell Halo vorziehen würde.

So sah das RB-Konzept am Computer aus, Foto: Red Bull
So sah das RB-Konzept am Computer aus, Foto: Red Bull

Probleme könnten Flüssigkeiten wie Öl oder Wasser auf der Scheibe verursachen. "Regen wird bei unseren Geschwindigkeiten wohl einfach weggeblasen. Ansonsten haben wir im Rennen sonst ja Abreißvisiere, die du selbst abreißen kannst. Sowas geht da nicht", sieht Hülkenberg noch einige Fragzeichen. "Höchstens beim Boxenstopp könnte einer was wegwischen."

Daniel Ricciardo ist mit den ersten Impressionen zufrieden. "Der erste Eindruck sieht okay aus", so der Red-Bull-Pilot. "Die Struktur liegt auf einer Linie mit den Spiegeln, die Sicht wird also nicht stärker eingeschränkt, als es momentan der Fall ist. Es sieht ziemlich sauber aus, sie haben einen guten Job gemacht, aber wir werden erst sehen, wie es bei Speed ausschaut."

FIA plant Einführung 2017

Die FIA plant zur Saison 2017 die Einführung eines Cockpitschutzes, um die Sicherheit der Piloten vor umherfliegenden Teilen wie Reifen zu erhöhen. In den vergangenen Jahren kamen mit Henry Surtees und Justin Wilson aufgrund dessen zwei Fahrer ums Leben.

"Es kann große Unfälle oder Verletzungen verhindern", ist Williams-Pilot Valtteri Bottas überzeugt, dem es egal ist, welches der beiden Modelle letztlich den Zuschlag erhält. Ricciardo stimmt dem Finnen zu: "Ich bin dafür, weil es für die Sicherheit ist. Wenn es in den nächsten zwanzig Jahren nur ein Leben rettet, muss man es nehmen. Wir müssen offen für Veränderungen sein."

Hamilton übt Kritik

Kein großer Freund von Veränderungen ist offenbar Lewis Hamilton, der dem Cockpitschutz aus dem Hause Red Bull ablehnend gegenübersteht. "Wenn sie so etwas machen wollen, sollen sie das Cockpit wie bei einem Kampfjet schließen", fordert der Mercedes-Pilot. "Keine halben Sachen, entweder die eine oder die andere Richtung. Die Scheibe sieht so schlecht aus. Es sieht aus wie ein verdammter Schutzschild."

Für Hamiltons Geschmack verträgt sich das moderne Design eines Formel-1-Boliden nicht mit dem klobig gestalteten Aero Screen. Abgesehen davon begrüßt der dreifache Weltmeister die Ambitionen der FIA, die Sicherheitsmaßnahmen zu verbessern, jedoch. "Das ist eine Sache, an der immer gearbeitet werden muss", ist Hamilton überzeugt. Nachsatz: "So lange es nicht die Ästhetik, den Style und die Coolness der Formel 1 beeinträchtigt."